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Erst von der Corona-Pandemie, dann vom Ukrainekrieg abgehängt: Natalia Romanova, Inhaberin eines auf Russland-Reisen spezialisierten Reisebüros
Foto: privatErst von der Corona-Pandemie, dann vom Ukrainekrieg abgehängt: Natalia Romanova, Inhaberin eines auf Russland-Reisen spezialisierten Reisebüros

Interview

Reisen ins Königsberger Gebiet sind kaum möglich

Der Ukrainekrieg zerstört alle Hoffnung auf eine Erholung des Geschäfts – Die Reisebüro-Leiterin Natalia Romanova erzählt

Im Gespräch mit Natalia Romanova
25.03.2022

Gerade erst sollte die neue Reisesaison beginnen, als es zum Kriegsausbruch in der Ukraine kam. Natalia Romanova, die in Hamburg ein auf Russland-Reisen spezialisiertes Reisebüro leitet, und die schon zahlreiche Gruppen ins Königsberger Gebiet begleitet hat, erlebte den 24. Februar, als Russland die Ukraine angriff, in der Königsberger Exklave. Wie für viele andere war das Ereignist für sie ein Schock.

Frau Romanova, Sie führen seit 15 Jahren in Hamburg das auf Russland-Reisen spezialisierte Reiseunternehmen Russland Reisen Romanova. Die vergangenen zwei Jahre stellten Corona-bedingt eine Herausforderung für Sie dar (die PAZ berichtete, siehe Nr. 36 /2020, Seite 18). Wie haben Sie diese Zeit überstanden?
Leider hat mein Unternehmen Coronabedingt ganz erhebliche Einbußen erlitten. Ab dem Frühjahr 2020 wurden immer mehr Reisebeschränkungen eingeführt. So wurden zum Beispiel Einreisen in das Königsberger Gebiet für Nicht-Russen nur noch auf dem Luftweg erlaubt. Da die Mehrzahl unserer Kunden aber gerne mit dem Bus und weniger gerne mit dem Flugzeug reist, bedeutete dies einen herben Einschnitt für uns. Mein kleines Hamburger Unternehmen florierte vor der Corona-Pandemie. Durch die veranlassten Reisebeschränkungen ist es aber an den Rand der Wirtschaftlichkeit gekommen.

Nun sollte eigentlich die Saison wieder anlaufen, doch der Krieg in der Ukraine hat alles verändert. Was passiert nun mit bereits gebuchten Reisen?
Derzeit können praktisch keine touristischen Reisen in die Russische Föderation durchgeführt werden. Direkte Flüge gibt es wegen der Kriegssanktionen derzeit keine und die Einreise auf dem Landweg ist Nicht-Russen seit etwa zwei Jahren nicht erlaubt.

Gibt es seitens der Bundesregierung angesichts des Umsatzeinbruchs wegen der steigenden Energiekosten ein Hilfsangebot für die Reisebranche?
Nein, davon habe ich noch nichts gehört. Bisher gab es aber mehrfach staatliche Hilfen zur Überbrückung der coronabedingten Umsatzeinbußen. Dafür sind wir sehr dankbar. Insgesamt ersetzt das aber bei Weitem nicht die Umsatzeinbrüche in meinem sehr spezialisierten Unternehmen.

Wie haben Sie, wie haben die Menschen im Königsberger Gebiet auf den Krieg am 24. Februar 2022 reagiert?
Ich war völlig überrascht, hatte damit nicht gerechnet. Sicherlich gab es schon Vorzeichen, etwa die über Jahre geführten Kriegshandlungen im Donbass. Dort herrschte ja schon seit 2014 Krieg, geführt von beiden Seiten. Dass es aber zu einer solchen Eskalation kommen würde, habe ich nicht vorausgesehen. Meine Freunde und Bekannten im Königsberger Gebiet waren auch überrascht, ich glaube nicht, dass irgendjemand aus meinem Bekannten- und Freundeskreis in Russland das vorausgesehen hat.

Ist es derzeit überhaupt möglich, in das Königsberger Gebiet hinein- und herauszukommen?
Für nicht-russische Staatsangehörige, die als Touristen einreisen wollen, ist es momentan leider praktisch unmöglich. Die Einreise war wie gesagt schon seit etwa zwei Jahren nur auf dem Luftweg möglich und auch nur direkt aus dem Herkunftsland. Nun sind auch noch die Kriegssanktionen hinzugekommen, nach denen keine Fluggesellschaft direkt von Deutschland nach Russland fliegen darf. Anders sieht es für Personen mit einem Wirtschaftsvisum aus; die dürfen unter Umständen sogar auf dem Landweg einreisen.
Russische Staatsangehörige mit einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung in einem EU-Land dürfen auf dem Landweg ein- und ausreisen. Ich habe aber von Bekannten gehört, dass die polnische Seite seit Neuestem bei der Wiedereinreise in die EU intensive Personen- und Fahrzeugkontrollen einschließlich des Röntgens des Fahrzeugs durchführt und man mindestens eineinhalb Stunden an der polnischen Grenzstation steht.

Wie ist Ihre aktuelle Situation? Gibt es Pläne, Ihre Dienstleistungen auf andere Länder auszuweiten?
Meine aktuelle Situation ist wirklich nicht gut. Derzeit versuche ich aber Alternativen zu entwickeln, etwa vermehrt Reisen nach Litauen oder Polen zu vermitteln oder auch in Deutschland Ostpreußen-bezogene Reisen und Veranstaltungen anzubieten. Ich hoffe, dass mir das gelingen wird. Ich kann glücklicherweise auf einen treuen und relativ großen Kundenstamm zurückgreifen.

Das Interview führte Manuela Rosenthal-Kappi.

Weitere Informationen: Russland Reisen Romanova, Mühlendamm 84a, 22087 Hamburg, Telefon 040 (22697074), www.romanova-reisen.de


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