24.08.2025

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Die Glocke „Stettin“:  Sie bekommt einen würdigen Platz im „Haus Stettin“.   Von rechts, Dirk Rhodgeß, Ursula Zander, Heinrich Lohmann, Brigitte Stramm
Bild: Max MankeDie Glocke „Stettin“: Sie bekommt einen würdigen Platz im „Haus Stettin“. Von rechts, Dirk Rhodgeß, Ursula Zander, Heinrich Lohmann, Brigitte Stramm

Heimat

Relikt von 1923

Auf dem 71. Tag der Stettiner wurde die Schiffsglocke feierlich dem „Haus Stettin“ in Lübeck übergeben

Brigitte Stramm
24.08.2025

Traditionell findet Anfang August der „Tag der Stettiner“ statt. Ursula Zander, die Vorsitzende des „Heimatkreis Stettin“, hatte in diesem Jahr zum 2. August in das „Haus Stettin“ in Lübeck eingeladen. Ein Haus, das die unterschiedlichen Facetten Stettiner Lebens in Pommerns einstiger Hauptstadt anhand von Exponaten und Dokumentationen präsentiert.

Etwas zur Geschichte des Hauses: Als sich 40 Jahre nach Kriegsende in keiner Weise abzeichnete, dass eine Rückkehr der angestammten Bewohner nach Stettin möglich würde, erwarb nach Gründung des ‚Fördervereins Haus Stettin e.V.' 1985 eine kleine Gruppe Stettiner Idealisten die in den 30er Jahren erbaute und unter Denkmalschutz stehende Backsteinvilla am Hüxterdamm 18a in Lübeck, unweit der Trave. Es wurde eine zentrale Stätte benötigt, in der gerettete Kulturgüter und weitere erreichbare Materialien über die Hauptstadt Pommerns eingebracht, historische und kulturelle Güter erfasst, ausgewertet und aufgearbeitet werden konnten und wo die geschichtliche Vergangenheit Stettins als ständige authentische Ausstellung gezeigt werden konnte.

Die Bibliothek ist das Reich von Ute Rhodgeß, sie bearbeitet hier auch die vielen Anfragen zur Historie der Stadt und zur Familienforschung. Ein Raum ist dem berühmten pommerschen Schauspieler Heinrich George gewidmet, interessante und imposante Modelle der Hakenterrasse und des Regierungsgebäudes werden dem Betrachter genauso gezeigt wie Originalschaustücke der Firma Stöwer, die keineswegs nur die bekannten Automobile produzierte.

Die Hafenstadt Stettin mit ihren Werften, in Stettin beheimateten Schiffen und allen Informationen drumherum sind ein wichtiger Teil der Ausstellung. Und nun sind wir schon beim Thema. Denn anlässlich des Treffens wurde die Schiffsglocke des Dampfschiffs „Stettin“ Dirk Rhodgeß vom „Haus Stettin“ überreicht. In der Pommerschen Zeitung, Ausgabe 13 vom 28. März 2025, wurde die Geschichte des Schiffes und somit auch seiner Glocke dokumentiert. Eine kleine Rückschau: Das Schiff wurde 1923 auf den Oderwerken Stettin gebaut und befuhr zunächst als Frachter die Ostseehäfen bis ins Baltikum. Russland, Schweden, aber auch London wurden angelaufen.

Bis 1930 blieb der Name des Heimathafens „Stettin“. Dann wechselten sowohl Reederei als auch der Name, der Heimathafen war jetzt Bremen, der neue Name „Akka“ – und somit wurde auch die Glocke des Schiffes entfernt. Denn bei der Umbenennung wird natürlich auch die Glocke ausgetauscht. Das Schiff wechselte noch mehrmals den Namen und die Reederei und wurde nach 40 Jahren in Triest verschrottet. Wo sich die Glocke seit 1930 befunden hat, liegt im Dunkeln. Aufgetaucht ist sie jedenfalls im Januar 2025 in einem Paket vor der Geschäftsstelle der Ost- und Westpreußen in Bremen. Heinrich Lohmann, der Vorsitzende der Bremer Landesgruppe, war sehr überrascht, in dem anonym abgestellten Paket die Glocke „Stettin 1923“ vorzufinden.

Äußerst spannend für die Redakteurin der Pommerschen Zeitung, Brigitte Stramm, war nun die Geschichte des Schiffes zu erkunden und zu dokumentieren. Dabei kam auch sofort die Idee auf, der Glocke einen würdigen Platz im Haus Stettin zu verschaffen. Es folgte die Absprache mit Herrn Lohmann, Frau Zander und Herrn Rhodgeß. Ja, natürlich war der beste Platz das Haus, welches das Andenken an die Stadt Stettin lebendig erhält.

Nun war es soweit, feierlich wurde die Glocke ihrem endgültigen Platz in Lübeck zugeführt – wobei man des Bewahrers dieses Originals, dessen Wunsch es sicher war, das gute Stück in guten Händen zu wissen, gedachte.

Der „71. Tag der Stettiner“ nahm programmgemäß seinen Verlauf, es war wie ein großes und harmonisches Familientreffen. Die Vorsitzende Ursula Zander konnte Detlef Lindemann, Vorstandsmitglied der Pommerschen Landsmannschaft, begrüßen. Er sprach ein Grußwort, das von der Bundesvorsitzenden Margrit Schlegel verlesen wurde. Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann hielt die Morgenandacht und hielt später als Zeitzeuge einen Vortrag über die Geschichte des Luftangriffs auf Stettin, wobei die Familie alles verlor, der kleine Karl-Heinz seine geliebte Zinnsoldaten-Sammlung.

Peter Nycz von der Deutschen Minderheit aus Stargard berichtete aus seiner Gruppe und dass sich die Stettiner Minderheit aufgelöst hätte. Der Vorsitzende des Fördervereins „Haus Stettin“, Dirk Rhodgeß, stellte die Arbeit im Haus vor. Auch die Regularien des Heimatkreises Stettin wurden durchgeführt. In der anstehenden Wahl wurde erneut der Vorstand bestätigt.Die Wahl leitete der 95-jährige Karlheinz Engelmann, der seine Kindheit in Stettin-Kreckow verlebte. Der druckfrisch erschienene Stettiner Bürgerbrief wurde vorgestellt. Hans Krause, der langjährige Leiter des Redaktionsausschusses, konnte aus bahntechnischen Gründen leider nicht dabei sein.

Am Nachmittag gab es eine ausgezeichnet produzierte Filmvorführung über Johannes Quistorp, den Industriellen und Wohltäter der Stadt. Mit Worten des Gedenkens, er gedachte auch der Tiere in der Heimat, sowie einer Kranzniederlegung an der Glocke im Garten des Hauses beschloss Eberhard Gaese die gelungene Veranstaltung.


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