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Die deutsche Wehrtechnikbranche boomt – mehr Geld für Verteidigung heißt volle Auftragsbücher
Wo einst britische Militärjets vom Flughafen Weeze im Kreis Kleve/Niederrhein aus starteten, werden bald Schlüsselkomponenten für einen der modernsten Kampfjets der Welt produziert. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat in rekordverdächtiger Zeit eine neue Fabrik am Airport errichtet. In der hochmodernen Anlage sollen zentrale Rumpfsektionen für den US-Tarnkappenjet F-35 hergestellt werden. Schon in diesen Tagen läuft die Produktion an, kündigte Rheinmetall-Chef Armin Papperger bei der Eröffnung des Werks an.
Rund 200 Millionen Euro investierte Rheinmetall in das neue Werk, das etwa 400 Arbeitsplätze schafft und als eine der modernsten Fertigungsstätten Europas gilt. „Wir haben Wort gehalten und im Rheinmetall-Tempo eine Hightech-Fabrik für das Herzstück des modernsten Kampfjets der Welt errichtet“, sagte Papperger.
Nur rund anderthalb Jahre vergingen von der Standortsuche bis zur Fertigstellung. „Dass die Produktion von bis zu
36 Rumpfmittelteilen pro Jahr hier in Kürze starten kann, zeigt, dass die Zeitenwende auf allen Ebenen angekommen ist“, so Papperger. Im neuen Werk fertigt Rheinmetall mittlere Rumpfsegmente der F-35 und liefert sie zur Endmontage an den US-Partner Northrop Grumman.
Das Tarnkappen-Kampfflugzeug gilt als leistungsfähigster Jet der Welt und wird von 19 Nationen eingesetzt. Deutschland hat 35 Maschinen bestellt, um ab 2027 die veralteten Tornados der Bundeswehr abzulösen. Langfristig sollen in Weeze insgesamt 400 dieser Rumpfsektionen entstehen – ein Rahmenvertrag über rund zwei Jahrzehnte. Pro Jahr können bis zu 36 Stück gefertigt werden. Für Rheinmetall bedeutet der Einstieg in die F-35-Fertigung eine strategische Weichenstellung. Der Konzern, dessen Schwerpunkt bislang auf Panzer, Artillerie, Munition und Luftabwehr lag, expandiert nun in die Luft- und Raumfahrttechnik. Die Zusammenarbeit mit den US-Rüstungsriesen Lockheed Martin und Northrop Grumman eröffnet neue Technologiefelder und Absatzchancen.
Tatsächlich erlebt die deutsche Wehrtechnikbranche einen Boom ohnegleichen. Der Ukrainekrieg hat hier tatsächlich eine sicherheitspolitische „Zeitenwende“ ausgelöst. Nach Jahrzehnten der Zurückhaltung investiert Deutschland massiv in die Bundeswehr. 100 Milliarden Euro Sondervermögen und steigende Verteidigungsetats bescheren Rüstungsfirmen volle Auftragsbücher. Besonders Rheinmetall verzeichnet Rekordaufträge. Der inzwischen in den DAX aufgestiegene Konzern stellt tausende neue Mitarbeiter ein und erweitert seine Kapazitäten.
Papperger prognostiziert, dass die Belegschaft von 40.000 Beschäftigten in wenigen Jahren auf bis zu 70.000 anwächst. Den Jahresumsatz will Rheinmetall bis 2030 auf bis zu 50 Milliarden Euro steigern. Die neue F-35-Fabrik steht für diesen Aufschwung. Was vor Kurzem noch unvorstellbar schien, ist heute Realität: Deutschland baut in Rekordtempo seine wehrtechnische Industrie wieder auf. Für Rheinmetall markiert das Werk den Einstieg in eine neue Ära. Für das kleine Weeze bedeutet es den Sprung auf die Landkarte der Hochtechnologie.