03.08.2025

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Beeindruckendes Bauwerk: Die 200 Meter hohe Staumauer des Kölnbreinspeichers ist samt Hotel nur im Sommer über eine Hochalmstraße zu erreichen
Bild: Gert SteinthalerBeeindruckendes Bauwerk: Die 200 Meter hohe Staumauer des Kölnbreinspeichers ist samt Hotel nur im Sommer über eine Hochalmstraße zu erreichen

Kärnten

Richtig abgebogen nach Malta

Statt Meer und Strand gibt es im österreichischen Maltatal frische Bergluft, tosende Wasserfälle – und einen gewaltigen Staudamm

Harald Tews
02.08.2025

Das deutsche Paar, das ins spanische Granada fliegen wollte, wunderte sich nicht schlecht, dass der Flug kein Ende nehmen wollte. Als die beiden nur noch die Weiten des Atlantiks unter sich sahen, erfuhren sie, dass sie auf dem Weg zur Karibikinsel Grenada waren. Auch bei der Reisebuchung kann Irren menschlich sein.

Eine andere Familie hat sich hingegen nicht verfahren und ist richtig angekommen in Malta. Richtig: in, nicht auf Malta. Denn auch im österreichischen Bundesland Kärnten gibt es ein Malta. Statt Klippen, Buchten und Badestränden wie auf der Mittelmeerinsel gibt es hier hohe Berge, tosende Wasserfälle und viel Platz zum Toben für die Kinder. Und die Bewohner hier nennen sich auch nicht Malteser, sondern Malteiner, so wie Christian Gritzner einer ist, der in Malta sein Hotel Malteinerhof betreibt.

„Grüß Gott, habt's ihr auch gut hergefunden“, begrüßt er die Neuankömmlinge. Na klar, wozu gibt es denn GPS? Von Klagenfurt aus geht es auf der Autobahn am Wörthersee entlang Richtung Villach und von dort weiter bis Spittal an der Drau. Den Millstätter See lässt man rechts liegen, und ab da ist es nicht mehr weit bis ins Maltatal, das man via der Künstlerstadt Gmünd nach rund 50-minütiger Fahrt erreicht.

Anders als auf der trubeligen Insel Malta laufen sich in dieser relativ abgeschiedenen Region die Touristen nicht gegenseitig über die Füße. Wer Ruhe zum Wandern, Radfahren oder einfach nur zum Entspannen unterhalb von Wasserfällen sucht, der findet sie hier. Denn es ist eine wasserreiche Gegend. Der für den Hauptort, einen Berg und das Tal namensgebende Gebirgsbach Malta dominiert die Landschaft mit ihren vielen saftigen grünen Wiesen.

Im Sommer zieht es viele zur Maltaquelle. Wobei es mit der „Quelle“ so eine Sache ist. Denn wer danach sucht, endet an einer gewaltigen Staumauer. Auf knapp 2000 Metern Seehöhe beschließt mit dem Kölnbreinspeicher die größte Talsperre Österreichs das Maltatal.

In diesen Tagen ist der Kölnbrein das Ziel von etlichen Bungeespringern. In den ersten beiden Augustwochenenden stürzen sie sich von einem Podest aus todesmutig, nur mit einem Gummiseil an den Beinen verbunden, die 200 Meter hohe Staumauer herab. Knapp 190 Euro kostet sie der Spaß für den weltweit höchstgelegenen Bungee-Absprung.

Hinzu kommen noch Mautgebühren für den Weg dorthin auf der Malta-Hochalmstraße. Doch die Kolonnen an Autofahrern, motorisierten und nichtmotorisierten Bikern schreckt das ebenso wenig wie eine bis zu 20-minütige Wartezeit vor zwei Ampeln, wenn sie rot zeigen. Die einspurige, 14 Kilometer lange Panoramastraße mit ihren Haarnadelkurven und engen Tunneln ist je nach Ampelschaltung nur in eine Richtung befahrbar. Radfahrer müssen sich sputen, ehe der Gegenverkehr wieder Vorfahrt hat. Aber die meisten sind sportlich mit dem Rennrad beziehungsweise mit dem E-Bike unterwegs. Die schaffen das.

Eremiten am Kölnbrein
Oben angekommen wird man mit dem imposanten Anblick des Kölnbreinspeichers belohnt. Ein nur im Sommer bewirtschaftetes Hotel und ein Restaurant vervollkommnen das Ensemble, denn in der kalten Jahreszeit ist die Hochalmstraße wegen Schnee und Eis geschlossen.

Wer will, kann an einer Führung über die 600 Meter lange Staumauer teilnehmen, die auf dem Rückweg auch durch diese hindurch über einen schmalen Gang zurückführt. Dabei erfährt man Einzelheiten über den abenteuerlichen Bau in den 1970er Jahren, bei dem viele Arbeiter bei Unfällen ums Leben kamen; man bekommt zu hören, dass der Wasserdruck den Damm dermaßen zusetzte, dass er zwischen 1989 und 1992 durch aufwendige Arbeiten zusätzlich gestützt werden musste; man staunt über die 2500 Sensoren, die jede millimetergroße Veränderung am Staudamm melden, und über den Wasserdruck, der das feuchte Nass mit bis zu 500 Stundenkilometern durch im Berg verlegte Rohre zu Tal schießen lässt, wo es in den kilometerweit entfernten Kraftwerken die Turbinen antreibt; man lernt, dass es sich um einen Pumpspeicher handelt, wobei Wasser aus einem unterem Vorspeicher je nach Energiebedarf in den größeren Kölnbrein gepumpt wird – da die natürlichen Gletscher- und Schmelzzuflüsse aus den zum Nationalpark Hohe Tauern zählenden Bergen nicht ausreichen, um den Stausee aufzufüllen, bezieht er auch Wasser aus benachbarten Gebirgsbächen des Maltatals; und man bewundert die zwei Mitarbeiter, die im Winter ein isoliertes Eremitendasein am eingeschneiten Kölnbrein führen, um die vielen Messstellen zu überwachen, ehe sie nach einer Woche mit dem Hubschrauber ausgeflogen und durch anderes Personal ersetzt werden.

Wer nach der Tour über und durch die Staumauer noch genügend Energie besitzt, der gönnt sich eine Wanderung um den Stausee herum zur acht Kilometer entfernten Osnabrücker Hütte ganz am Ende des Tals, in der ein herzhaft gutes Essen auf einen wartet.

Frische Dusche am Wasserfall
Oder man fährt gleich wieder die spektakuläre Hochalmstraße herunter ins schmucke Maltatal, denn hier warten weitere Attraktionen auf den Urlauber. Kurz vor dem 1800-Seelen-Ort Malta stürzen zu beiden Seiten zwei Wasserfälle ins Tal. Den Fallbach-Wasserfall erkennt man schon von Weitem, stürzt er doch aus über 200 Metern in die Tiefe und schmückt sich daher mit dem Titel „höchster Wasserfall Kärntens“.

Von der Straße aus sind es nur wenige Schritte, bis man fast direkt unter diesen tosenden Wassermassen steht. Kommt Wind auf, dann kriegt man eine frische Dusche ab. Die ganz Hartgesottenen geben sich mit dem Anblick des Wasserfalls nicht zufrieden. Sie wollen ihn erklimmen! An der nahezu senkrechten Wand befindet sich für Abenteuerlustige ein Klettersteig, der bis dicht an den Wasserfall heranreicht. Wenn er im Winter gefriert, versuchen hier sogar Eiskletterer die 200 Meter nach oben zu steigen. Dann schaut man doch lieber den Kindern auf dem Abenteuerspielplatz zu, der unterhalb des Fallbachs aufgebaut ist.

Schräg gegenüber auf der anderen Talseite sorgen die Gössfälle für nicht minder eindrucksvolle Wasserspiele. Hier stürzt das Wasser in mehreren natürlichen Kaskaden zu Tal. Ein moderat ansteigender Naturlehrpfad führt zu den verschiedenen Stufen, auf denen sich das Wasser über glatt geschliffenes Felsgestein seinen Weg nach unten bahnt.

Nach unten gelangt auch der Wanderer, aber über einen sicheren Rundweg, der zugleich ein Bogenparcours ist. Wer mit Pfeil und Bogen umgehen kann, der kann sich hier wie Robin Hood fühlen und an verschiedenen Stationen seine Geschicklichkeit beim Bogenschießen unter Beweis stellen.

Wieder andere setzen auf das Fahrrad. Denn entlang des Flusses Malta befindet sich ein asphaltierter Rad- und Wanderweg, der zu einer weiteren Besucherattraktion des Maltatals führt. Der Eselpark Maltatal lockt täglich Familien von nah und fern an, die hier den tierischen Bewohnern Gesellschaft leisten. Kinder, aber auch die Erwachsenen können mit Eseln, Maultieren, Ziegen, Lamas oder Alpakas im wahrsten Sinne kuscheln. Die etwa 100 Tiere sind dermaßen an die Besucher gewohnt, dass sie geradezu die Nähe zu den Menschen suchen und sich bereitwillig streicheln lassen. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte viel Zeit einplanen, denn der Nachwuchs will so schnell nicht mehr von hier weg.

Kutschtour im Wintersportparadies
Dabei gibt es im Maltatal und im angrenzenden Katschberg noch viel mehr zu unternehmen. Etwa eine Hüttenwanderung, von der man oberhalb des Tales vom Maltaberg aus bis zum Kölnbrein und zur Osnabrücker Hütte wandern und auf dem Weg dorthin an drei weiteren Hütten einkehren und übernachten kann.

Lohnend ist ein Ausflug über Gmünd durchs Liesatal hindurch zum Katschberg, der eigentlich ein Wintersportparadies ist. Im Sommer werden hier Kutschfahrten angeboten, die Kind und Kegel zur herrlich gelegenen Pritzhütte im Naturschutzgebiet Gontal bringen, wo sich das Jungvolk auch im Ponyreiten üben kann.

Genau genommen haben die Urlauber Kärnten hier schon verlassen und befinden sich im Bundesland Salzburg. Dort ist es auch schön, doch eine Abkühlung im heißen Sommer tut not, und nach einem erfrischenden Sprung in den Millstätter See geht es zurück ins wundersam behagliche Maltatal und zu seinen Malteinern.

Nein, wer in diesem Malta urlaubt, kann nicht falsch abgebogen sein. Für einen so entspannenden Urlaub lässt man die Mittelmeerinsel gern mal links liegen.

Mit der Kärnten-Card, ab 60 Euro, gibt es freien Eintritt zu vielen Ausflugszielen. www.kaernten.at   www.katschberg.at www.maltatal.com 


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