Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Ergreift der Wokeismus nun auch den Tourismus in Ostdeutschland?
Allgemeinhin lehnt sich der Tourismus in Schlesien, Masuren und Hinterpommern mit historischen, kulturhistorischen oder gesellschaftlichen Fragen infolge des nahezu völligen gewaltsamen Bevölkerungsaustausches nach 1945 auch in nachwachsenden Generationen noch an den „Heimwehtourismus“ an. Auch wenn die Erlebnisgeneration mittlerweile weitgehend verschwunden ist, sind nun oft Enkel oder Urenkel auf Familienpfaden unterwegs. Ihr Wissen ist damit natürlich auch deutlich fragmentarischer und leichter umzuinterpretieren.
Das in linken Kreisen typisch verkrampfte Desinteresse an Schlesien hat insofern eine echte Marktlücke für Missionare überheblichen deutschen Welterkenntniswesens im Milieu der Träger von Halb- bis völligen Unwissen hinterlassen. Und eben Träger solchen Halbwissens und der geschichtslosen Neuinterpretation rühren sich nach und nach. „Rübezahl hat Bauchweh“, betitelt etwa der „riesa efau – Kultur Forum Dresden e.V.“ ein „Reiseseminar nach Görlitz, ins Riesen- und Isergebirge und Wrocław“ vom 16. bis 20. Oktober zur deutsch-polnischen Geschichte und Gegenwart und legt in seiner Reisebeschreibung selbst eine stringente Spur zu einer Beweiskette solcher Annahmen. Wieso? Das Riesengebirge war „immer (...) teils böhmisch, mal deutsch nun polnisch“. Der erste fette Fauxpas, denn böhmisch und deutsch waren bis 1918 untrennbar. Erst das explizit Tschechische war es nicht mehr. Scheinbar will die Reiseleitung auch das kleine, einst zum Sudetenland gehörende tschechische Schlesien in ihrem Prisma mit berücksichtigen, tappt nun aber vollends in die Falle des Wokeismus.
Wörtlich heißt es in der Reisebeschreibung: „Tschechoslowakische Staatsbürger*innen mit deutscher Sprache verließen den südlichen Teil.“ Das riecht fast nach Lüge. „Die Sagengestalt Rübezahl, der wie selbstverständlich in Tschechien, Polen und Deutschland und den jeweiligen Geschichten zu Hause ist, blieb.“ Zunächst wurde Rübezahl zumindest von Polen wie seine Landsleute in Schlesien vertrieben. Es bedurfte mehrere Generationen kluger polnischer Wissenschaftler und Neusiedler, die den verborgenen Rübezahl aus seinem Exil ein Stück zurückholten, übersetzten, forschten, mit ihm der Region wieder mehr Authentizität zurückgaben. Er blieb nicht, er kam allenfalls partiell zurück.
Das alles war eines ganz gewiss nicht: „wie selbstverständlich“. Dem kompletten Bruch nach 1945 mit behaupteter Kontinuität aus einem heute gedachten Elysium grenzenloser Liebe aller Menschen zueinander zu Leibe zu rücken, hat seine Parallelität im Alltag letztlich darin, kultureller Überfremdung durch Massenzuwanderung mittels Demonstrationen gegen „rechts“ entgegenzuwirken. Denn das Böse ist ja nur auf der anderen Seite.
Geradezu folgerichtig heißt es in der Reisebeschreibung somit: „Doch wer erzählt heute welche Geschichte in einem Europa, in dem viele das Nationale wieder stärker betonen möchten? Sind progressive Menschen überhaupt noch in der Lage, Vielfalt zu leben und können bleiben? Wie müssen wir als Westeuropäer*innen auf (Mittel)osteuropäische Geschichte blicken?“ Dieses vernachlässigte Feld muss nun scheinbar mit der Giftkeule beackert werden von denen, „die sich künstlerisch oder gesellschaftspolitisch demokratischen Werten verschrieben haben“.
Natürlich gehört so auch ein „Vortrag über völkische Siedler*innen“ in das Reiseprogramm. Die von 1945 und den Folgejahren sind damit kaum gemeint, weil das Völkische natürlich niemals slawische Vordenker einer Vertreibung im 19. Jahrhundert oder der Zwischenkriegszeit erfasst hat. Die 240 Euro teure Reise „nach Wrocław“ ganz im Geiste der deutschen Außenministerin mit schlesischen Wurzeln wird mit dem Bus in Begleitung einer Sozialpädagogin, einer Kulturwissenschaftlerin, einer Schriftstellerin und einer Sozialarbeiterin, die in diesem Interpretationsraum ihr Unwesen auch als Hochschuldozentin leisten darf, angetreten. Rübezahl ist dann im Oktober aber nicht dabei. Auf Anfrage des Autors dieser Zeilen teilte dieser mit, nach dem Lesen der Reisebeschreibung von einer schweren Kolik befallen zu sein, die angesichts der Schwere bis Oktober kaum abklingen dürfte.
andreas sarkis am 06.09.24, 17:56 Uhr
Da steht: "Der erste fette Fauxpas, denn böhmisch und deutsch waren bis 1918 untrennbar." Wahrlich ein Fauxpas, denn Böhmen war nicht deutsch, sondern gehörte zu Österreich.
Oder war die Sprache gemeint? Welche - die Deutschlands oder die Österreichs?