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Österreich

Rückbesinnung auf das Bargeld

Furcht vor Stromausfällen: Österreichische Nationalbank setzt sich für den Erhalt des physischen Zahlungsmittels ein

Norman Hanert
18.10.2022

Die Corona-Pandemie schien den endgültigen Durchbruch für elektronische Zahlungsverfahren und das endgültige Aus für den Gebrauch von Bargeld einzuleiten. Selbst hartnäckige Freunde des Bargelds verzichteten aus Angst vor Viren auf die Zahlung mit Münzen und Geldscheinen und griffen auf die Kartenzahlung zurück.

Die Sorge vor Stromausfällen leitet nun allerdings eine Rückbesinnung auf die Vorzüge von Bargeld ein. Besonders deutlich wird dies in Österreich. Dort setzt sich sogar die österreichische Nationalbank (OeNB) sehr aktiv für den Erhalt von Bargeld ein. Bereits zu seinem Amtsantritt als Chef der österreichischen Zentralbank im August 2019 hatte Robert Holzmann erklärt, Bargeld sei als Zahlungsmittel unverzichtbar. „Vorstöße in Richtung Abschaffung dieses so wichtigen Zahlungsmittels machen hier keinen Sinn“, so Holzmann vor zwei Jahren. Am 19. September hat die Notenbank Österreichs nun gemeinsam mit der Münze Österreich, den Sozialpartnern und wichtigen Interessenverbänden eine Plattform „Euro-Bargeld 360 Grad“ vorgestellt.

Experten empfehlen Notvorrat

Erklärtes Ziel dieser Initiative ist es, die Bedeutung von Bargeld in Österreich weiter zu stärken. Die OeNB wies dabei insbesondere darauf hin, dass Bargeld in Krisensituationen sichere, stabile und barrierefreie Transaktionen gewährleisten kann. Angesichts der schweren Energiekrise, in der Europa steckt, besteht mittlerweile tatsächlich ein gestiegenes Risiko, dass durch vorübergehende oder länger andauernde Stromausfälle an Ladenkassen Kartenzahlungen unmöglich werden und auch die Überweisungssysteme und Geldautomaten der Banken ausfallen.

Katastrophenschutzexperten raten der Bevölkerung daher dazu, neben einem gewissen Notvorrat an Nahrungsmitteln auch eine Bargeldreserve in kleinen Scheinen und Münzen zu halten, um für einige Tage Einkäufe bestreiten zu können. Auch Hackerangriffe oder fehlerhafte Computerprogramme können dazu führen, dass im Extremfall die Zahlung mit Münzen und Scheinen als letzte Möglichkeit übrig bleibt, um zu bezahlen.

Wie schnell eine solche Lage entstehen kann, zeigte sich erst im vergangenen Mai, als eine Softwarestörung bei Bezahlterminals dazu führte, dass deutschlandweit bei Discountern und Supermärkten zeitweise keine Kartenzahlungen mehr möglich waren. Rückendeckung für Bargeld als Zahlungsmittel kommt in Österreich nicht nur von der Zentralbank in Wien. So kündigte die Münze Österreich vor Kurzem an, eine Initiative „Bares ist Wahres“ ins Leben zu rufen. Als eine Motivation nennt die Münze Österreich die bargeldfeindliche Entwicklung in Großbritannien. Dort wurde nach Angaben der Münze die Infrastruktur für den Bargeldverkehr teilweise schon stark minimiert, sodass die Bürger zunehmend auf Schwierigkeiten stoßen.

Erinnerung an Orwells Warnung

Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich, verwies anlässlich der Initiative „Bares ist Wahres“ auch auf den Schutz der Privatsphäre: „Ich empfehle jedem, George Orwells ‚1984' zu lesen, dann weiß man, wie negativ eine Datenüberwachung ist. Bargeld schützt die Privatsphäre.“

Inzwischen läuft in der Alpenrepublik auch ein Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldnutzung“. Ziel der Initiatoren ist es, per Verankerung in der Verfassung Österreichs, Bargeld in vollen Umfang als Zahlungsmittel und Vermögensform zu schützen. Bislang zählen die Bürger Österreichs neben den Bundesdeutschen noch immer zu denjenigen in Europa, die besonders häufig mit Bargeld bezahlen. Im Jahr 2019 erfolgten in Österreich mehr als 80 Prozent aller Transaktionen mit Bargeld. Dies entsprach zwei Drittel des gesamten Zahlungsvolumens.

Wie aus der mittlerweile sechsten Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland hervorgeht, war im Jahr 2021 auch in der Bundesrepublik Bargeld noch immer das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Laut der Bundesbank gaben 58 Prozent der Befragten an, für Warenkäufe und Dienstleistungen mit Banknoten und Münzen zu bezahlen. Bei der letzten großen Erhebung der Bundesbank aus dem Jahr 2017 waren es allerdings noch 74 Prozent, die mit Bargeld zahlen. Den deutlichen Rückgang führt die Bundesbank vor allem auf der Zunahme von Einkäufen im Internet während der Corona-Pandemie zurück. Johannes Beermann, das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, zeigte sich dennoch gelassen: „Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen. Wenn es ums Bezahlen geht, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor mit Abstand am beliebtesten.“


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Kommentare

Chester Dick aus Speyer am 22.10.22, 11:28 Uhr

Bargeld ist unnötig. Ich zahle nur noch mit Karte oder Smartphone.

claude de jean am 19.10.22, 07:22 Uhr

Angesichts der schweren Energiekrise, in der Europa steckt..
Sollte man nicht auch so präzise bei der Wortwahl sein,wie bei der Russland"Berichterstattung"?

Das von den US/Grünen Terrorregime verursachte Energiedesaster,schreit nach Bestrafung.
Wann geht es der Faschistenpresse endlich an den Kragen?

Tom Schroeder am 18.10.22, 18:44 Uhr

Nach mehr als 16 Jahren Erfahrung in der IT der Bankenwelt heisst es fuer mich: Nur Bares ist Wahres! Zu viele Pannen finden taeglich statt. BEzahlen mit Smartphone? Ich habe gar keines und es kommt mir auch keines in die Tasche.

Dr. Dr. Hans-Joachim Kucharski am 18.10.22, 14:07 Uhr

Entbehrlichkeit unseres Bargeldes
Der auf Österreich gemünzte Artikel „Rückbesinnung auf das Bargeld“ (PAZ 14.10.22) hat eine Berechtigung auch für Deutschland: So sehr es auch in Ordnung ist, wenn die Abwicklung von Großbeträgen für Immobilien oder teure Autos aus Gründen der Vermeidung von Geldwäsche verboten sein sollte, so wenig ist es der Normalfall.
Zur Diskussion über die Abschaffung des Bargeldes gehört auch die von Lobbyisten inszenierte Kampagne. Es ist leider nur zu naheliegend, daß die Profiteure der Abschaffung des Bargeldes auch die sind, die die Kampagne pushen (womit aber keineswegs jemandem konkret eine Urheberschaft zugeordnet werden soll).
Zu den Nutznießern einer Abschaffung gehören unser so genannter Sozialstaat, weil Barvermögen dann nicht mehr vor seinem Zugriff versteckt werden können, Geldinstitute, die sich damit für die Höhe von Gebühren und Zinsen Gestaltungsflexibilität verschaffen, Handelsunternehmen, deren Kunden die Übersicht über ihre finanzielle Situation verlieren und mehr Geld ausgeben als ihrem Kontostand guttut, und Ganoven, die ohne Überfälle oder Einbrüche, und somit risikoloser, an das Geld anderer Leute kommen können. Und ganz nebenbei ermöglichen Analysen von Kartenzahlungen umfassende Charakterstudien der Bürger. Darin ähneln wir dann den Chinesen, die zugunsten eines ihnen aufgeschwatzten höheren Sicherheitsgefühls ihre Totalüberwachung hinnehmen.
Wir sollten den Lobbyisten die Abschaffung des Bargeldes nicht zu leicht machen, weil deren und die der Normalbürger Nutzungsinteressen – Bequemlichkeitsvorteile hin oder her – konträrer nicht sein können.
Übrigens: Wer nach dem Lesen von Brett Scotts „Cloud Money“ mit dem Untertitel „Warum die Anschaffung des Bargeldes unsere Freiheit gefährdet“ immer noch glaubt, Bargeld für entbehrlich zu halten, dem ist nicht mehr zu helfen.
Dr. Dr. Hans-Joachim Kucharski, Mülheim

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