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Schlesische Bergbau-Museen konkurrieren um Besucher

Hindenburg und Königshütte feilen an ihrem Industrieerbe. Wegen der Corona-Pandemie findet die Industriada später statt

Chris W. Wagner
29.06.2020

Pandemiebedingt wird das Sommerfest der Denkmäler industrieller Architektur – die Industriada – auf September verschoben. Auch wird die 11. Auflage nicht mehr vom Marschallamt der Woiwodschaft (Ober-)Schlesien verantwortet, sondern das Kohlebergbau-Museum in Hindenburg [Zabrze] ist Organisator. „Weil wir noch kein genaues Datum der Industriada 2020 kennen, kann jeder schon einmal auf eigene Faust die 41 teilnehmenden Einrichtungen besichtigen. Gleich zwei davon gehören zu unserem Museum: Der Königin-Luise-Stollen und die Guido-Grube in Hindenburg“, sagte Justyna Mroczkowska vom Kohlebergbau-Museum in Hindenburg gegenüber der Zeitung „Rzeczpospolita“.

Per Boot durch die Stollen

Im Bergwerk Königin Louise schindet das noch erhaltene Fördergerüst der Zwillingsdampfmaschine von 1915 wohl den größten Eindruck. Unten im Bergwerk erwartet die Besucher ein in Europa einzigartiger Stollen, der sich der Länge nach durch ein Kohleflöz gräbt. Seit Kurzem kann man dort auch per Boot über einen Kilometer auf einem unterirdischen Kanal durch einen Stollen von der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert fahren.

Das Kohlebergbau-Museum wird bald schon ein weiteres Objekt zu seinen Attraktionen zählen können – einen 1909 erbauten, 46 Meter hohen Wasserturm. Bartlomiej Szewczyk, Leiter des Kohlebergbau-Museums, plant darin ein Carbon-Museum, ein Erwachsenenbildungszentrum, ein Zentrum für Handwerk sowie ein Bergbau-Dokumentationszentrum einzurichten. „Ich hoffe, dass auch das in der Turmkuppel eingerichtete Café bald schon zu den Lieblingsorten der Hindenburger wird“, freut sich Malgorzata Manka-Szulik, die Hindenburger Stadtpräsidentin. Die Sanierung des Wasserturms soll etwa acht Millionen Euro kosten. Ob die Eröffnung wie geplant Ende 2020 stattfindet, steht wegen der Corona-Krise jedoch noch in den Sternen.

Bis zur Industriada wird wohl das entstehende Hüttenmuseum in Königshütte [Chorzow] ebenfalls nicht fertig sein. Aber vielleicht werden Besucher an diesem Fest die mehr als 100 Jahre alte Halle des einstigen Königshütter Elektrizitätswerkes besichtigen können. In dieser Halle soll 2021 ein Museum für Hüttenwesen von überregionaler Bedeutung entstehen.

Königshütte entstand 1869 aus mehreren einst ländlichen Ortschaften und wurde zur Stadt erhoben. Es besaß das größte Hüttenwerk Schlesiens, die Vereinigte Königs- und Laurahütte mit sieben Hochöfen und Koksbrennerei, Ammoniak-, Teer- und Benzolfabrik, Kupferextraktion, Eisen- und Stahlgießerei sowie Walzwerken. 1922 fiel Königshütte an Polen, das zunächst die wörtliche Ortsnamensübersetzung Krolewska Huta führte, ehe man den Ortsnamen in den des einst eingemeindeten Dorfes Chorzow änderte. Die Stadt grenzte an die bei Deutschland verbliebene Stadt Beuthen. 1935 entstand in Königshütte ein Museum, welches das Erbe des Museums des Beuthener Landes antrat und sich seit 1961 in der Dokumentation der Industriegeschichte in der Kunst spezialisierte. Mit der Gründung des Hüttenmuseums bekäme die Einrichtung Konkurrenz. Die Dauerausstellung im entstehenden Hüttenmuseum wird die Geschichte der durch Friedrich Wilhelm von Reden initiierten und nach Plänen des schottischen Ingenieurs John Baildon entstandenen „Königshütte“ beinhalten und die Geschichte der 1873 gegründeten „Bismarckhütte“ beleuchten.

Verbindung ins Hier und Jetzt

Da es in unmittelbarer Nähe noch aktive Hütten gibt, bemüht sich Museumsleiter Kowalski, eine Verbindung ins Hier und Jetzt zu schaffen. Für die Umsetzung seiner Ideen müssen etwa fünf Millionen Euro ausgegeben werden, 3,5 Millionen kommen von der EU. „Es ist der höchste Zuschuss, den die Stadt für Kultur je ausgegeben hat“, so Kowalski. Die Königshütter Investition ist Teil des Programms zur „Belebung des industriellen Erbes Oberschlesiens“, das ein Gemeinschaftsunterfangen der Städte Königshütte und Hindenburg ist.


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