Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Unruhige Zeiten – hier wurde 1457 die Jagdgesellschaft Erichs II. in Gewahrsam genommen
Man ist geneigt, die heutige Woiwodschaftsstraße DW 102, die Misdroy und Kolberg verbindet, in Anlehnung an die B 111 auf der Insel Usedom eine Bäderstraße zu nennen. Und in der Tat gibt es an der hinterpommerschen Ostseeküste zahlreiche Ostseebäder. Auf Augenhöhe mit den Usedomer Kaiserbädern und Swinemünde sind hiervon jedoch nur Misdroy und Kolberg.
Zweifellos haben die kleinen Bäder an der Treptower Küste ebenfalls ihren Reiz. Während Hoff seine Kirchenruine hat, ist es etwas weiter östlich ein hochaufragender Leuchtturm, der für das Ostseebad Horst wirbt. Er wurde im Jahre 1866 von den Preußen erbaut, um die Sicherheit der Schifffahrt zwischen Swinemünde und Kolberg zu erhöhen. Der in neuerer Zeit renovierte Turm thront auf einem Kliff, dem sich die See jährlich um 30 Zentimeter nähert.
Eine 500 Meter lange Betonbefestigung soll den Absturz des Turms verhindern. Der Leuchtturm ist 45 Meter hoch und hat eine Feuerhöhe von 62,8 Metern. Seine Reichweite beträgt 20 Seemeilen (37 Kilometer). In der Höhe von 35 Metern befindet sich eine Galerie für Touristen. Vom Turm aus führt eine recht steile Treppe hinunter zum Strand. Das etwa 20 Meter hohe, aus Lehm bestehend Kliff, schützt den Ort vor Westwinden.
Miniaturleuchttürme der Ostseeküste
Das kleine Seebad Horst [Niechorze], heute ebenso wie Hoff nach Rewahl [Rewal] eingemeindet, hat annähernd 1000 Einwohner. Der Ort ist in den 1930er Jahren aus den früher zum Domkapitel Cammin gehörenden Dörfern Groß-Horst und Klein-Horst zusammengewachsen und trug bis 1945 den offiziellen Namen „Horst-Seebad“. Südlich von Horst liegt der Horst-Eiersberger See, ein Strandsee, der durch die „Liebelose“ mit der Ostsee verbunden ist. Im Ort befindet sich ein sehenswerter Miniaturenpark. Dort sind Modelle der zwischen Swinemünde und Kahlberg auf der Frischen Nehrung befindlichen Leuchttürme im Maßstab 1:10 aufgereiht.
Greifswalder und Stralsunder ahndeten widerrechtliche Jagd
Für die Pommern ist eine Episode, die mit dem Ort Horst verbunden ist, von besonderem Interesse. Der Altmeister der pommerschen Geschichte, Martin Wehrmann (* 16. Juni 1861 in Stettin; † 29. September 1937 in Stargard in Pommern), verlegt gar Horst in die Nähe von Greifswald.
Erich II., Herzog von Pommern-Wolgast, Hinterpommern und Stettin, hatte im Sommer 1457 auf der Feldmark Horst, die sich im Pfand-Besitz der Stadt Greifswald befand, mit seinen Waidgenossen widerrechtlich der Jagd gefrönt. Greifswalder und Stralsunder Bürger hatten daraufhin, so heißt es, unter Führung des Greifswalder Bürgermeisters Heinrich Rubenow die Jagdgesellschaft kontrolliert und die Teilnehmer festgesetzt. Allein der Herzog entging – im Unterschied zu seinem Gefolge – der Gefangennahme. Für den Schaden musste er allerdings aufkommen. Über dieses Ereignis soll Heinrich Rubenow einen Bericht in Versform verfasst haben.
Erich II. begann daraufhin mit Feindseligkeiten gegen die Bürger. Er plünderte friedliche Kaufleute aus, denn er war eifersüchtig auf die wachsende Macht der Städte und befand sich nicht selten mit ihnen im Streit. Auch der Greifswalder Bürgermeister zählte zu seinen Gegnern. Erst als die Städte Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin ihr Bündnis erneuerten, lenkte Erich II. ein.
Im Unterschied zu seinem Vater, Wartislaw IX., hatte er die 1456 gegründete Greifswalder Universität nicht unterstützt. Beerdigt wurde der Herzog, dessen Regierungszeit zu den unruhigsten im Herzogtum Pommern gehörte, im Jahre 1474 in Eldena.