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Arno Surminski schildert die traurige Geschichte eines Spätheimkehrers und einer Vertriebenen, welche die Liebe zu Bäumen verbindet
Rechtzeitig zum 90. Geburtstag des bekannten und beliebten ostpreußischen Schriftstellers Arno Surminski hat der Hamburger Ellert & Richter Verlag dessen neuen Roman veröffentlicht. „Von den Wäldern. Roman einer Heimkehr“ handelt von dem Spätheimkehrer Gerd Wolters, der als Kriegsgefangener elf Jahre lang in einem russischen Holzfällerlager in der waldreichen Teilrepublik Tschuwaschien ohne jede Nachricht von zu Hause schuften musste.
Bei seiner Rückkehr im Jahr 1955 findet er ein völlig anderes Deutschland wieder als jenes, das er verlassen hatte, als er eingezogen wurde. In seinem Heimatort Aschenfehn an der niederländischen Grenze erwartet ihn eine vernichtende Nachricht: Sein Wohnhaus steht nicht mehr, seine Frau Annalena fiel einem kanadischen Bombenangriff zum Opfer und sein Sohn Siegfried, der den Angriff zwar überlebt haben soll, gilt seitdem als verschollen. Niemand kann sich an den Jungen oder an sein weiteres Schicksal erinnern. Wolters, dessen Mission fortan die Suche nach seinem Sohn ist, fühlt sich von seiner Umwelt unverstanden und wird immer mehr zum Außenseiter.
Eines Tages kreuzen sich die Wege von Wolters und der „Waldfrau“ Linda. Sie begegnen sich in der Natur, als die unnahbare Frau gerade Bäume umarmt. Beide entdecken bei aller Verschiedenheit ihrer Charaktere und Lebenserfahrungen eine Gemeinsamkeit: die Liebe zum Wald. Wolters lernte in Russland die Namen der verschiedenen Bäume kennen, in ihnen fand er stets Trost. Für Linda, die aus Prag stammt und dort als junges Mädchen beim Einmarsch der Russischen Armee Schlimmes erlebte, bedeutet die Beschäftigung mit Bäumen ebenfalls Heilung von erlittenem Seelenschmerz.
Gemeinsam reisen sie nach Kanada, Gerd auf der Suche nach seinem Sohn, den er in einem Waldarbeitergebiet vermutet, Linda zum Studium der dort vorkommenden Riesenbäume. Bei der Rückkehr trennen sich ihre Wege vorübergehend. Gerd zieht es in den Osten, in sein Lager nach Russland, während Linda nie wieder in den Osten fahren will.
In seinem neuen Roman greift Surminski mit viel Empathie für seine Helden Themen auf, die er bereits in seinen früheren Werken verarbeitet hat. Zwei Weltkriege, Vertreibung, Verschleppung, Verlust, Schmerz sowie Versöhnung und Neuanfang müssen Gerd und Linda durchleiden, ehe sie gemeinsam ihren Frieden mit dem Leben machen können.
Arno Surminski: „Von den Wäldern. Roman einer Heimkehr“, Eller & Richter Verlag, Hamburg 2024, gebunden, 232 Seiten, 20 Euro