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Bei der Einweihung des Turms spricht sich der Bundespräsident für den Erhalt des DDR-Rechenzentrums aus
Es ist ein Gebot der Höflichkeit, dass man sich als Gast auf einem Fest stets freundlich und zurückhaltend äußert. Und bei einer Geburtstagsparty oder einer Einweihungsfeier sollte man als Besucher schwierige und strittige Themen meiden. Nun stand in Potsdam die Einweihung des wiederaufgebauten Turms der Garnisonkirche an. Eingeladen hatte man sich als Festredner für diesen Tag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Doch der wollte nicht höflich sein, sondern trat der gastgebenden Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche e.V. massiv gegen das Schienbein.
Die Beschlusslage ist eindeutig
Eingeweiht wurde nun der Turm des im Krieg schwer beschädigten und in der DDR endgültig abgetragenen Gotteshauses. Der nächste logische Schritt wäre das Kirchenschiff. Doch haben der Bund und das Land Brandenburg sowie die evangelische Kirche überhaupt noch die Kraft und den Willen, dieses Projekt zu realisieren? Angesichts zögerlicher Äußerungen aus dieser Ecke hat unmittelbar vor der Turmeinweihung die Vorsitzende der Fördergesellschaft, Maike Dencker, dazu betont: „Die immer noch aktuelle Beschlusslage sieht vor, dass das Rechenzentrum spätestens dann abzureißen ist, wenn mit dem Bau eines Kirchenschiffs begonnen wird.“
Das Rechenzentrum Potsdam ist ein zu DDR-Zeiten teilweise auf dem Gelände der einstigen Garnisonkirche errichteter Gebäudekomplex. Das Haus steht heute leer, es soll abgerissen werden, um die notwendige Baufreiheit für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu schaffen. Gerade im linken und alternativen Spektrum in Potsdam setzt man sich für den Erhalt des Rechenzentrums ein.
Am Tag der Turmeinweihung hatten sich auf der anderen Seite der Breiten Straße mehr als hundert Demonstranten aus dem linken Spektrum versammelt, um gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu demonstrieren. Sie versuchten mit Rufen wie „Heuchler, Heuchler!“, den Autoverkehr zu übertönen. Einige stimmten auch den Slogan an: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ In einer Rede wurde nachdrücklich kritisiert, dass sich auch linke Landespolitiker für dieses angeblich rechte Projekt eingesetzt hätten. „Wir sind einfach hier, um das nicht unwidersprochen stehen zu lassen“, sagte die Sprecherin der Initiative, Sara Krieg. Auf den Transparenten wurde stets von einer „Nazi-Kirche“ gesprochen.
Steinmeier brüskiert Veranstalter
Dann der Auftritt des Bundespräsidenten: „Lassen Sie uns zusammen daran arbeiten, dass dieser Ort etwas wird, was er über lange Strecken seiner Geschichte nicht war: ein Ort der Demokratie“, sagte Steinmeier beim Festakt zur Eröffnung. „Jedem Versuch, deutsche Verantwortung zu leugnen, unsere Erinnerungskultur als Schuldkult zu diskreditieren, stellen wir uns entschieden entgegen“, so der Bundespräsident. Steinmeier ist Schirmherr des Wiederaufbauprojekts.
Was viele linke Gegendemonstranten vielleicht irritiert hätte, wenn man sie zum Festakt in die Kapelle des Turms gelassen hätte: Bundespräsident Steinmeier bewertete die Geschichte des Orts ganz ähnlich wie sie. Er hielt eine erstaunliche Rede, in der er vor allem auch die Gegner des Wiederaufbaus für ihr angeblich kritisches Geschichtsbewusstsein, ihren Widerspruch zu loben schien.
Steinmeier beschrieb die Hof- und Garnisonkirche als zentrales Symbol für die Macht Preußens, aber auch für Militarismus und Nationalismus. Nachdem der Bundespräsident mit seiner Beschimpfung der preußisch-deutschen Geschichte die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau schon massiv attackiert hatte, setzte er zu einer besonderen Bosheit an. Denn mit Blick auf den Kirchturm und das Rechenzentrum forderte Steinmeier: „Beide Gebäude müssen zu einer Koexistenz finden.“ Wenn es aber eine „Koexistenz“ gibt, dann bleibt das Rechenzentrum stehen; und wenn dies so ist, dann gibt es keinen Bauplatz für das Kirchenschiff, und der Kirchturm bleibt als Torso solo in der Landschaft stehen.
Da brandete natürlich bei den linken Gegendemonstranten, die den Festakt im Live-Stream verfolgten, lautstarker Beifall auf, endlich hatte sich der Bundespräsident klar auf ihre Seite gestellt und sich gegen den weiteren Aufbau der Garnisonkirche ausgesprochen.
Die Gretchenfrage
Dies entspricht übrigens auch der Stimmung vieler Landes- und Bundespolitiker aus dem linken Spektrum des Parteiensystems. Sie sind es leid, an ihren Heimatorten als „Nazis“ und als Unterstützer einer „Nazi-Kirche“ beschimpft zu werden. Sie wollen jetzt ein Ende des Projekts, also keinen Bau des Kirchenschiffs.
Die Fördergesellschaft steht vor der Frage, ob sie sich dieser Stimmung beugen und einen Bauverzicht akzeptieren oder ob sie sich auf die Hinterbeine stellen und kämpfen will. Das würde jedoch implizieren, sich nicht nur klar und deutlich zum Wiederaufbau zu bekennen, sondern im Zweifel auch einen offenen Konflikt mit dem Bund, dem Land Brandenburg und der evangelischen Kirche zu riskieren.
Peter Faethe am 31.08.24, 08:30 Uhr
Der BuPrä möchte, dass deutsche Städte so aussehen, wie von Air Marshall Harris und Gen. Ulbricht gewünscht.
C. W. am 30.08.24, 11:14 Uhr
Sehr geehrte Damen und Herren, folgendes steht in Ihrem Artikel:
"Das Rechenzentrum Potsdam ist ein zu DDR-Zeiten teilweise auf dem Gelände der einstigen Garnisonkirche errichteter Gebäudekomplex. Das Haus steht heute leer, es soll abgerissen werden, um die notwendige Baufreiheit für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu schaffen."
Die Information mit dem Leerstand ist nicht korrekt. Wie auf der Internetseite: https://rz-potsdam.de/ dargestellt, ist es doch ein recht lebendiges und gut ausgelastetes Gebäude.
Ich denke, wenn das Gebäude tatsächlich leer stehen würde, gäbe es auch weniger Diksussionen Erhalt oder Abriss des Hauses.
K. M. am 29.08.24, 10:37 Uhr
Ich kann den Widerstand der Linken nicht nachvollziehen, da doch gerade der Widerstand gegen die Nazis aus der Kirchengemeinde im zweiten Weltkrieg hervorging. Waren es doch Mitglieder der Kirchengemeinde, welche sich gegen Hitler stellten. Nur weil ein Bild von ihm für Propaganda verwendet wird, kann man doch aber die restliche Geschichte der Kirche nicht einfach vergessen, oder verdrängen. Das Steinmeier umfällt, war mir schon klar, da kann man nichts anderes erwarten. Fällt er doch der Bevölkerung jeden Tag in den Rücken, wichtig für ihn sind Kerzen ins Fenster zu stellen, und an eine Demokratie zu appelieren, welche nicht vorhanden ist.