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Giganten der Tech-Branche vereint: Mark Zuckerberg (Meta), Jeff Bezos (Amazon) und seine Frau, Sundar Pichai (Google) und Elon Musk (X, Tesla) (v.l.n.r.)
Bild: picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Julia Demaree NikhinsonGiganten der Tech-Branche vereint: Mark Zuckerberg (Meta), Jeff Bezos (Amazon) und seine Frau, Sundar Pichai (Google) und Elon Musk (X, Tesla) (v.l.n.r.)

Geld und Macht

Tech-Milliardäre: Wohltäter oder globale Gefahr?

An Mark Zuckerberg, Elon Musk und den anderen Lenkern der weltumspannenden Technologie-Konzerne scheiden sich die Geister – Tatsächlich ist ihre Rolle in der Weltgemeinschaft zwiespältig

Wolfgang Kaufmann
28.10.2025

Während der Corona-Pandemie schien es so, als ob die Technologie-Milliardäre Wohltäter der Menschheit seien: Deren internetbasierte Lieferdienste wie Amazon oder soziale Netzwerke wie Facebook erleichterten das Verharren im Lockdown, und Softwareunternehmen wie Zoom Communication machten den Online-Unterricht und die Arbeit von zu Hause aus überhaupt erst praktikabel.

Gleichzeitig wurden die Inhaber der Unternehmen reicher als je zuvor. Damit dies auch künftig so weitergeht, betonen die Milliardäre nun ihre Problemlösekompetenz in Krisenzeiten und betreiben politische Lobbyarbeit. Allerdings stehen die Versprechen von Fortschritt und Wandel durch Technologie naheliegenderweise auch im Zeichen des Strebens nach Macht und Besitz.

Tech-Milliardäre wollen sich nicht bloß bestimmte Technologien zunutze machen, sondern auch eine von Technologie beherrschte Gesellschaft schaffen – es geht also nicht nur darum, den Menschen mittels der Segnungen des digitalen Zeitalters ein besseres Leben oder mehr Freiheit zu ermöglichen. Vielmehr wollen die Tech-Giganten auch ihren eigenen Spielraum erweitern, um einem Hightech-Kapitalismus zum Durchbruch zu verhelfen, bei dem bisweilen auch manch geltende Regel von Moral und Gerechtigkeit in den Hintergrund tritt, sofern sie der Dominanz der Milliardäre im Wege steht. Als Mittel zum Zweck dienen dabei etliche Erfindungen aus dem Bereich der digitalen Technologien, welche unsere Kultur und unser soziales Leben bereits auf spürbare Weise verändert haben.

Risiken für die Nutzer
Hierzu zählt die Schaffung ständig neuer virtueller Welten, in denen die Menschen die drängenden Probleme der realen Welt aus den Augen zu verlieren drohen und einer Illusion der Abschottung gegen das unerquickliche „Draußen“ erliegen können. Der renommierte US-amerikanische Medientheoretiker Douglas Rushkoff vertritt die Ansicht, dass die Lockdowns und Kontaktsperren während der Corona-Zeit nur durch die Existenz digitaler Blasen durchsetzbar gewesen seien – ansonsten hätten die Leute gegen die Einschränkungen rebelliert.

Gleichzeitig ermöglichen all die Videospiele, Websites, Apps und was es sonst noch gibt, auch die immer stärkere psychologische Prägung der Nutzer durch manipulative Algorithmen. Diese können die Menschen in ihrer Kreativität lähmen: Wem suggeriert wird, er bekomme ein perfektes, auf ihn zugeschnittenes Produkt, der verzichtet meist darauf, über die Entwicklung von Alternativen nachzudenken. Und wenn nicht, dann stehen die großen Tech-Konzerne sofort bereit, den potentiellen Konkurrenten frühzeitig aufzukaufen und zu neutralisieren, was immer öfter zur Monopolbildung führt. Solche Hightech-Monopole wiederum gefährden nicht nur die Innovation, sondern auch den sozialen Frieden und das Überleben der Demokratie, weil sie die Machtkonzentration in den Händen einiger Weniger verstärken. Problematisch ist das insbesondere in den Fällen, in denen diese Personen von ihrer eigenen „Auserwähltheit“ überzeugt sind. Dann hängt die Zukunft der Menschheit quasi von den Launen einzelner Magnaten ab, die glauben, alles besser zu wissen als die Masse.

Darüber hinaus legten Tech-Milliardäre den Grundstein für einen immer stärker ausufernden Überwachungskapitalismus: Als 2000 die Dotcom-Blase platzte und schlagartig fünf Billionen US-Dollar Börsenkapital „verschwanden“, gerieten Internet-Unternehmen wie Google in finanzielle Nöte. Daraufhin begannen sie, ihre Nutzer unter die Lupe zu nehmen und mit den so gewonnenen Daten Geld zu machen. Für Google bedeutete das eine Steigerung des Gewinns um 3590 Prozent zwischen 2001 und 2004.

Suche nach scheinbarer Sicherheit
Ansonsten ist es das Ziel vieler IT-Unternehmen, wie auch anderer Konzerne, möglichst hohe Einnahmen mit möglichst wenigen menschlichen Arbeitskräften zu generieren. In diesem Zusammenhang schaffen sie unablässig Abstraktionen von etwas real Existierendem, wie zum Beispiel Kryptowährungen. Während Gold von echten Bergleuten in tatsächlich vorhandenen Minen abgebaut wird, erfolgt das „Schürfen“ von Bitcoins in einer digitalen Parallelwelt. Menschen erscheinen so zunehmend überflüssig – mit allen explosiven Folgen für die Gesellschaft. Um die Folgen abzumildern, wäre viel Geld nötig, aber Steuern zahlen die Technologie-Milliardäre bevorzugt in Steueroasen wie dem EU-Mitgliedsland Irland. Insofern halten Kritiker sie weniger für Wohltäter der Menschheit als eher für eine Gefahr, die es einzudämmen gelte, wobei sich die Frage nach dem Wie stellt. Werden unterdrückte Gruppen mit technischen Kenntnissen einen Aufstand anzetteln, oder setzt die Künstliche Intelligenz dem Ganzen ein Ende?

Indes, dass manche Milliardäre, welche die Entwicklung der KI vorantreiben, gleichzeitig auch Angst vor derselben haben, geht unter anderem aus einer Warnung von Elon Musk hervor: „Die KI ist viel gefährlicher als die Atombombe.“ Im Kontrast dazu fällt die Furcht vor dem Zorn der Massen sowie Kriegen oder Naturkatastrophen deutlich geringer aus, weil es gegen diese Übel Mittel zu geben scheint. So hat sich der Vorstandsvorsitzende des US-Internetkonzerns Meta Platforms, Mark Zuckerberg, eine Bunkeranlage auf der Hawaii-Insel Kauai errichten lassen, während andere Größen seiner Branche unterirdische Anwesen im vermeintlich sicheren Neuseeland bevorzugen.

Die ultimative Ausstiegs-Strategie ist freilich die Flucht ins All – vor allem in Richtung Mars, um dort neu anzufangen. Dabei steht fest, dass die Kolonisierung des Roten Planeten den intensiven Einsatz von KI erfordert. Ebenso dürfte das Überleben auf dem Mars genau wie in den irdischen Bunkern im Falle einer wie auch immer gearteten Apokalypse keineswegs garantiert sein: Letztlich könnten schon kleinste Fehlfunktionen die geschlossenen Ökosysteme der Fluchtburgen zum Kollabieren bringen und die Bewohner dem Tod ausliefern.


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Kommentare

sitra achra am 04.11.25, 13:11 Uhr

Den Staatssozialismus wollen wir stattdessen auch nicht haben. Mir fällt jedoch kein besseres Gesellschaftsmodell ein . Lassen wir doch einfach die Milliardäre weiterwursteln und uns auf das jeweilige Ergebnis ihres wohlgefälligen Schaffens freuen.

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