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Eislaufbahnen und Märkte, Liköre und Konzerte – Ungarns Hauptstadt kommt vor Weihnachten erst richtig auf Touren
Budapest ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Doch besonders stimmungsvoll präsentiert sich die 1,7 Millionen Einwohner zählende Metropole im Dezember. Die Dämmerung bricht jetzt bereits in den Nachmittagsstunden herein und versetzt die Stadt in eine melancholisch anmutende Stimmung. Dann aber gehen die Lichter an. Straßen und Plätze erstrahlen in festlichem Lichterglanz. Es macht einfach Freude, durch die Gassen der Innenstadt zu flanieren und die weihnachtlichen Dekorationen in den Schaufenstern zu bestaunen.
Anziehungspunkte sind die verschiedenen Weihnachtsmärkte in der Innenstadt. Der bekannteste von ihnen ist der Markt vor der Stephansbasilika auf dem Szent-István-Platz. Im Vorjahr wurde er bereits zum dritten Mal als bester Weihnachtsmarkt in Europa ausgezeichnet, und auch in diesem Jahr hat er sich wieder schön herausgeputzt. Ein zwölf Meter hoher, dezent geschmückter Weihnachtsbaum begrüßt die Besucher. Außerdem stimmen ein Riesenadventskranz und eine Weihnachtskrippe auf die Feiertage ein. Sogar eine kleine Eislaufbahn lockt Schlittschuhläufer. Besonders faszinierend sind die Lichtspiele an der Fassade der Basilika. Die über 120 Marktstände verkaufen ausschließlich regionale Produkte. In vielen Buden wird hochwertiges Kunsthandwerk angeboten. Es gibt geschmackvolle Weihnachtsdekorationen, handgefertigte Textilien und Lederwaren sowie Spielzeug aus Holz.
Natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Viele Besucher sind von den strudelähnlichen Rollen aus Hefeteig angetan, den mit Mohn- oder Nuss gefüllten Bejglis. Am Stand nebenan kann man zuschauen, wie die berühmten Kürtöskalacs, eine Art Baumkuchen, gebacken werden. Der Teig wird zu einem Zylinder gerollt und über glühender Holzkohle frisch gebacken. Käufer müssen sich für einen Belag entscheiden – nur Zucker, mit dunkler Schokolade oder vielleicht doch lieber mit Mandeln?
Wer herzhafte Köstlichkeiten bevorzugt, kann sich für deftiges Hirschgulasch, Schweizer Raclette, Spanferkel aus dem Zwölf-Stunden-Räucherofen oder für Lammgerichte entscheiden. Auch eine Gulaschsuppe, serviert im Brotlaib und ordentlich mit ungarische Paprika gewürzt, wärmt gut durch.
Promille aus der Kugelflasche
Am seinem Glühweinstand empfiehlt Frank Odzuck: „Probiert mal einen Kräutertee mit einem Schuss Unicum.“ Und wirklich, das leicht bittere Aroma des Kräuterlikörs passt perfekt zum Tee und schmeckt ausgezeichnet. Odzuck erklärt, dass Unicum der Firma Zwack aus über 40 Heilpflanzen hergestellt wird und seinen aromatischen Geschmack einer langen Lagerzeit in Holzbottichen verdankt. Odzuck kennt sich aus, schließlich ist er der Geschäftsführer der über 200 Jahre alten Traditionsfirma Zwack, die seit 1892 und bis heute in der Innenstadt von Budapest vor allem Liköre produziert. Man sollte nicht versäumen, das dazugehörige Museum in der Dandar utca zu besuchen, wo man verschiedene Spirituosen probieren kann. Fast jeder Besucher nutzt hier die Gelegenheit, eine der unverwechselbaren Kugelflaschen zu erwerben.
Auch einer anderen Empfehlung von Odzuck sollte man unbedingt nachgehen. Mit etwas Glück sind im Internet noch Karten für ein abendliches Orgelkonzert in der Stephansbasilika zu buchen. Es wird ein besonders stimmungsvolles Erlebnis in einer der schönsten Kirchen der Donaumetropole, den ausgewählten Werken von Bach bis Sibelius zuzuhören. Die Aufführungen von Tschaikowskis „Nussknacker“- oder „Schwanensee“-Ballett in der Budapester Staatsoper sind vor Weihnachten leider immer schnell ausverkauft.
Das Interesse der Budapester und ihrer Gäste ist groß, das aufwendig renovierte Gebäude im neuen Glanz zu erleben. Ein ganz anderes Erlebnis bietet die schönste Eislaufbahn der Stadt. Sie liegt im Stadtwäldchen direkt hinter dem Heldenplatz. Ein großer Teil des Rudersees verwandelt sich im Winter in Europas größte künstliche Freiluft-Eisfläche. Jung und Alt sind gleichermaßen eingeladen, vor der romantischen Kulisse der Burg Vajdahunyad ein paar Runden zu drehen oder vielleicht sogar gekonnte Pirouetten aufs Eis zu legen. Selbst ungeübte Läufer finden ein Vergnügen daran, sich auf der riesigen Eisfläche zu tummeln. Wer keine Schlittschuhe hat, kann sich die passenden Schuhe direkt vor Ort ausleihen. Gegen kalte Füße hilft ein heißer und dampfender Glühwein, der an einem der zahlreichen Buden angeboten wird.
Gala-Diner mitten auf der Donau
Wärme und Entspannung bieten aber auch die zahlreichen Thermalbäder der Stadt. Heiß und dampfend sprudelt das gesunde Heilwasser an die Oberfläche und sorgt bei den Badegästen in den weltberühmten Bädern für einen einmaligen Wohlfühleffekt. Das Szechenyi-Bad ist dabei das größte Bad von Budapest und ebenso einen Besuch wert wie das Rudas-Bad am Fuße des Gellertberges. Vom Dachpool hat man zudem einen schönen Blick auf die Stadt und die Donau.
Apropos Donau – auch in der Adventszeit sind festlich geschmückte Schiffe zu abendlichen Panoramafahrten unterwegs. Die Kulisse ist einfach großartig – auf der Pester Seite ist das Parlamentsgebäude zu bestaunen, auf dem gegenüberliegenden Donauufer sind Burg und Fischerbastei angeleuchtet.
Wer Heiligabend nicht zu Hause kochen möchte, kann eine Schiffstour mit festlichem Gala-Diner und Live-Musik buchen. Die meisten Ungarn verbringen Weihnachten aber in den eigenen vier Wänden. Die ganze Familie trifft sich dann. Ähnlich wie bei uns zählt ein schöner Gänsebraten zu den beliebtesten Gerichten, aber auch eine deftige Fischsuppe Halaszle, zubereitet aus Karpfen, Barsch und Wels, war schon immer Teil der traditionellen Weihnachtsgerichte. Als Hauptgang werden gern gebratener oder panierter Karpfen oder Zander serviert. Eine weitere Delikatesse sind die Krautwickel aus eingelegten und fermentierten Krautblättern, die mit pikantem Hackfleisch gefüllt werden.
Was es mit dem „Salonzucker“ auf sich hat, weiß auch Glühweinverkäufer Odzuck. „Szaloncukor heißen die in buntes oder glänzendes Papier eingewickelten Pralinen, die an jedem Weihnachtsbaum hängen. Diese süßen Versuchungen sind mit Marzipan, Fruchtgelee oder Schokoladencreme gefüllt und für Kinder eine große Versuchung, mal vom Tannenbaum zu naschen“, erzählt Odzuck.
Das Neue Jahr wird auch in Budapest mit einem Feuerwerk begrüßt. Den besten Blick auf die Stadt hat man auf dem Gellertberg oder der Burg auf der Budaer Stadtseite. Man wünscht sich „BUEK“, „Boldog Uj Evet Kivanok“, also ein Frohes Neues Jahr, legt die Hand aufs Herz und singt die ungarische Nationalhymne.