10.09.2025

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Hat für Russland an strategischer Bedeutung gewonnen: Der Militärhafen Tannenwalde bei Königsberg
Bild: Yevgeny VolkovHat für Russland an strategischer Bedeutung gewonnen: Der Militärhafen Tannenwalde bei Königsberg

Königsberger Gebiet

Ukrainischer Angriff trifft die Exklave

Militärschlag auf den russischen Hafen Ust-Luga bei St Petersburg erschwert die Energieversorgung

Bodo Bost
10.09.2025

Benzinknappheit, gestrichene oder verspätete Flüge – der ukrainische Militärschlag gegen den russischen Hafen Ust-Luga bei St. Petersburg hat auch Auswirkungen auf die Versorgung des Königsberger Gebiets.

Am 24. August wurde das Novatek-Terminal im Hafen Ust-Luga durch Drohnentrümmer nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Brand gesetzt. Dabei kam es zu einem Großfeuer im Novatek-Kraftstoffterminal. Der Angriff traf besonders die Anlage zur Fraktionierung und Umschlag von Gaskondensat, eine zen­trale Technologieeinheit mit einer Kapazität von bis zu 6,9 Millionen Tonnen pro Jahr. Infolge der Schäden wurde die Betriebsfähigkeit des Terminals erheblich eingeschränkt. Unter anderem kam es zu temporären Flugausfällen am St. Petersburger Flughafen Pulkowo.

Ust-Luga in der Nähe von St. Petersburg, wo sich auch die Einspeisestation der nie in Betrieb genommenen Nordstream 2-Pipeline befindet, gilt als wichtigster Exporthafen für russischen Gas und Öl an der Ostsee. Hier ist auch die Endstation des Druschba-Pipelinesystems, das in den 1970er Jahren durch DDR-„Freiwillige“ von Sibirien bis ins damalige Leningrad gebaut wurde.

Durch die Kombination aus dem Angriff auf das Terminal und einer weiteren Störung der Druschba-Pipeline sowie des Unetscha-Pumpwerks sank die Exportkapazität über Ust-Luga auf etwa die Hälfte der üblichen 700.000 Barrel pro Tag. Als Reaktion verlagerte Russland die Ölverladungen auf andere Häfen wie Noworos­sijsk und Primorsk/Birkendorf im Leningrader Gebiet. Ersteres liegt am Schwarzen Meer – von dort nimmt die Energielieferung in die Exklave Königsberg den weiten Weg durch das Mittelmeer.

Bereits am 4. Januar hatten ukrainische Drohnen Ust-Luga erreicht, das über 900 Kilometer Flugstrecke von der Ukraine entfernt liegt, und hatten dort einen Gaskondensattank schwer beschädigt. Die Reparaturen dauerten mehr als einen Monat. Der Ölfluss über den Hafen ging zeitweise auf null zurück.

Russland hat wohl auch als Folge der letzten Planspiele der NATO drei MiG-31E-Kampfjets mit Kinschal-Hyperschallraketen als Teil erhöhter strategischer Abschreckung auf dem Flugplatz in Tannenwalde [Tschkalowsk] stationiert. Der Ort wurde 1948 umbenannt und war ein Stadtteil von Königsberg. Zu Tannenwalde gehört heute ein großer Militärflughafen mit einer Landebahn von 3500 Metern Länge. Laut russischen Behörden ist die Region dank eigener Energie- und Infrastruktur resilient. Sie könne isoliert operieren, ohne auf den Transit durch Nachbarländer angewiesen zu sein.

Nachbarn blockieren Transitwege
Allerdings hatte die russische Führung erst vor wenigen Monaten von Ust-Luga aus einen Eisenbahnfährverkehr von dort nach Königsberg eingeführt, um der zunehmenden Blockade der Eisenbahnverbindungen über Weißrussland mit der Exklave Königsberg durch die EU zu entgehen. Litauen hat Transitbeschränkungen im Bahnverkehr eingeführt, wodurch der Warentransport nach Königsberg eingeschränkt wurde.

Die Spannungen mit den Nachbarn der Königsberger Exklave steigen. Vor etwa einem Monat wurde im Rahmen einer diplomatischen Eskalation bereits das polnische Generalkonsulat in Königsberg geschlossen, als Reaktion auf zuvor geschlossene russische Konsulate in Polen.

Im November vergangenen Jahres war ein deutscher Staatsangehöriger in Königsberg verhaftet worden. Ihm wurde die geplante Sabotage mit Flüssigsprengstoff zur Last gelegt. Die Angaben stammen vom russischen Geheimdienst FSB und lassen sich unabhängig kaum verifizieren.

Das Königsberger Gebiet bewegt sich weiterhin auf einem geopolitisch sensiblen Terrain. Es ist sowohl militärisch mit Atomwaffen stark aufgestellt als auch zunehmend auf Seewege und eigene Energiestrukturen angewiesen – eine Reaktion auf blockierte Transitwege durch die EU.


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Kommentare

Gregor Scharf am 10.09.25, 08:13 Uhr

Da kommen Erinnerungen an Danzig und den Danziger Korridor hoch. Als blickte man in den Spiegel und sieht die Abläufe seitenverkehrt. Was es doch für „Zufälle“ gibt?

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