Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Käsemanufaktur in Ragnit, das Gasthof „Deutsches Haus“, die alte Imkerei und die Ordensburg sollen Erlebnisorte werden
Die Corona-Pandemie hat den Tourismus im Kreis Tilsit-Ragnit zeitweilig zum Erliegen gebracht. Doch die Flaute wird eifrig genutzt, um sich auf bessere Zeiten vorzubereiten und der Tourismusbranche zu neuem Aufschwung zu verhelfen.
Der Unternehmer Ivan Artjuch hat seine bisher erworbenen Objekte zu Touristikmagneten vereint, um den künftigen Besuchern nachhaltige Erlebnisse zu verschaffen. Zu seinem Verbund zählen in Ragnit die Käsemanufaktur, der 1792 erbaute Gasthof „Deutsches Haus“, die alte Imkerei und die Ordensburg.
Auch Tilsit einbezogen
Mit dem Erwerb der Oldtimer-Straßenbahn hat er auch Tilsit in seine Erlebnisorte einbezogen. Das Konzept sieht vor, Touristen auf die Geschichte der Region neugierig zu machen und ihnen einen Einblick in die vergangenen Jahrhunderte, vom Deutschen Ritterorden bis zur Entwicklung von Gewerbe und Verkehr, zu vermitteln. Als besondere Attraktion wurde der Eingang zur Ragniter Burg unlängst mit einem originalgetreuen Tor aus Eichenholz und einem schmiedeeisernen Gitter versehen.
In Tilsit hat sich Jewgenij Abarius, Präsident des örtlichen Unternehmerverbands und Abgeordneter der Gebietsduma, das Ziel gesetzt, die Touristik mit neuen Ideen wieder anzukurbeln und ihr als bedeutsamem Wirtschaftsfaktor ein größeres Gewicht zu verleihen. Dieser Gedanke stand im Mittelpunkt einer Konferenz, zu der Tilsiter Hoteliers, Gastronomen, Reiseveranstalter, Heimatforscher und Journalisten eingeladen waren. Gastrednerin war Olga Teslenko, eine bekannte Designerin für Architektur und Interieur. Ihre Ideen fanden bereits vielfältige Anwendung in Königsberg, Cranz und Rauschen.
Teslenko machte die Anwesenden auf das große Potential aufmerksam, über das die Stadt mit ihrer Geschichte, ihrer Architektur, ihren Parkanlagen, ihrer Grenzlage sowie ihrem Kultur- und Bildungsniveau verfüge. Diesen Reichtum gelte es auf hohem Niveau zu nutzen und den Touristen nahezubringen.
Kurze Stippvisiten reichen nicht
Ihre Anregungen wurden von den Konferenzteilnehmern mit Interesse aufgenommen. Arkadij Danilow verwies darauf, dass die bisherigen Stippvisiten von einheimischen Touristen, die sich nur wenige Stunden in der Stadt aufhielten, nicht ausreichend seien. Erst wenn größere Verweilbereiche mit Übernachtungen geschaffen würden, könne die Stadt davon profitieren. Danilow hat erst kürzlich den Posten des Kulturamtsleiters in der Tilsiter Stadtverwaltung übernommen. Er kommt aus Moskau und hat sich bisher als Film- und Fernsehproduzent einen Namen gemacht. Zahlreiche TV-Serien und kulturelle Medienprojekte tragen seine Handschrift. Um Touristen zu einem längeren Aufenthalt anzuhalten, werden Erlebnisveranstaltungen, musikalische Events und Schauspielerdarbietungen zum Einsatz kommen. Am Tilsit-College wird eine „Schule der Gastfreundschaft“ tätig, die Fachkräfte für Hotelwesen, Gastronomie und Touristik ausbildet.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor
Der Präsident Jewgenij Abarius appellierte abschließend an die Stadtverwaltung, die Touristik als Wirtschaftsfaktor wirksam auszubauen. Dazu zählten nicht nur komfortable Unterbringung und hohe Gaststättenkultur, sondern auch Saunaanlagen, Souvenirangebote, Handel und Verkehr. Mit niveauvollen Umweltbedingungen werde die Stadt zu einem Anziehungspunkt, den man gerne besucht.