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Nordflügel des Stettiner Herzogschlosses wieder baulich gesichert – Dabei gab er einige Geheimnisse preis
Wer Stettin von Osten mit dem Pkw über eine der Oderbrücken erreicht, nimmt schon aus der Ferne neben der Hakenterrasse auf der rechten Seite, das auf einer Anhöhe thronende Stettiner Herzogschloss wahr. Begründet 1346 durch Barnim III. mit einem festen Hause an der Nordseite Stettins und einer Kapelle des Heiligen Otto, erweiterte es sich in den folgenden Jahrhunderten durch die Herzöge stetig. So wurde ihm unter Bogislaw X. ein Südflügel im Stil der Spätgotik angefügt, der
1577 durch ein Obergeschoss Ergänzung erfuhr.
Im Jahr 1538 komplettierte man das Schloss unter Barnim XI. durch einen Ostflügel. Auch unter Johann Friedrich wurde weiter daran gewirkt und der innere Westflügel geschaffen. Den Münzhof im Westen begann Philipp II. und Vollendung erfuhr er durch Franz I.
In den folgenden Kriegen wurde das Stettiner Schloss wiederholt zerstört –letztmalig im Zweiten Weltkrieg –, aber immer wieder aufgebaut, zuletzt zwischen 1958 und 1980. Im Schlosshof, wo 1694 die Schweden die berühmte Uhr mit Mohr, Narr und Weltenkugel als Siegeszeichen am Uhrenturm eingebaut hatten, haben die Augen des Uhrengesichtes seither vieles kommen und gehen sehen.
Unterschiedliche Nutzung
Nach dem Aussterben der pommerschen Herzöge war das Schloss oftmals nur noch Verwaltungssitz. So wurde es Regierungssitz und Gerichtsstand. Dennoch wurde hier auch später wieder residiert, denn als Kronprinz wohnte an diesem Ort auch der spätere preußische König Friedrich Wilhelm IV. Er ließ beispielsweise den Turm an der nordöstlichen Ecke des Schlosses errichten und den Nordflügel noch um eine Etage erhöhen. In diesem Nordflügel gab vor acht Jahren die tragende Säule im Elisabethanischen Saal nach und sackte um mehrere Meter ab. Dies führte zur Sperrung des Nordflügels.
Erst seit dem 26. Oktober (die „Pommersche Zeitung“ berichtete) wurde er wieder für die Öffentlichkeit nach achtjähriger Bauzeit und der Investition von etwa 23,5 Millionen Euro freigegeben. Die die Hälfte der Summe stammte aus europäischen Finanzmitteln.
Schon während der Sanierungsarbeiten förderten umfangreiche Baugrunduntersuchungen einige Überraschungen zutage. Man fand ein ausgedehntes Netz unterirdischer Gänge, die alle aus der Zeit vor 1945 stammen. Neben dem Verwenden von Backsteinen kamen damals auch bereits Betonfertigelemente zum Einsatz.
Der Einsturz einer der vielen Tunnel löste laut den Untersuchungsergebnissen das Nachgeben des besagten Pfeilers aus. Dadurch bedingt mussten zunächst die Decken in diesem Teil des Nordflügels durch Eisenträger und eine Abfangkonstruktion gesichert werden, um eine entsprechende Entlastung zu schaffen. Erst nach Abschluss der Sicherungsmaßnahmen konnte im Außenbereich mit der
Rekonstruktion sowie der Sicherung des Nordhanges sowie einer Terrassenanlage begonnen werden, die sich nördlich und östlich an das Schloss anschließt.
Hatte man zunächst im Oktober die Gruft der Herzöge im Kellergeschoss sowie mehrere Säle und eben diese vorab erwähnte Außenterrasse für Einheimische und Gäste geöffnet, so konnte man Anfang November dann schon die Gruft und den Elisabethanischen Saal mit der restaurierten Säule besuchen. Dort ist historisches Mobiliar wie Sitzmöbel, Tische, Schränke und Gemälde aus dem Nationalmuseum Warschau, dem Mittelpommerschen Museum Stolp und dem Schloss Stettin zu besichtigen. Alle Etagen sind neben der historischen Treppe auch barrierefrei mit einem Fahrstuhl bequem zu erreichen.