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Ernst Meier: „Beutepferde. Vom Schicksal der Trakehner“, FN Verlag, Warendorf 2020, broschiert, 200 Seiten, 13 Euro
Ernst Meier: „Beutepferde. Vom Schicksal der Trakehner“, FN Verlag, Warendorf 2020, broschiert, 200 Seiten, 13 Euro

Trakehner

Verschlungene Wege nach Westen

Hobbyautor Ernst Meier widmet seinen Roman dem Zuchthengst Humboldt, der für den Wiederaufbau einer kleinen Trakehner-Population zum Einsatz kam

Dagmar Jestrzemski
16.10.2021

Die Handlung seines dritten Romans mit dem Titel „Beutepferde. Vom Schicksal der Trakehner“ hat der pferdebegeisterte Hobbyautor Ernst Meier aus Holzhausen in die Zeitspanne kurz vor und während der Angriffe der Roten Armee auf Ostpreußen im Oktober 1944 verlegt.

Erst nach dem Räumungsbefehl der Heeresleitung in Berlin wurde das Hauptgestüt Trakehnen nahe Gumbinnen ab dem 17. Oktober unter katastrophalen Umständen evakuiert. Am 21. Oktober wurde Trakehnen von den Russen eingenommen. Meier schildert die verzweifelten Bemühungen der verantwortlichen Pferdeleute, möglichst viele Pferde vor den tödlichen Gefahren und dem Zugriff des Feindes in Sicherheit zu bringen. Tausende Pferde starben, Tausende wurden später in die Sowjetunion verbracht. Die zentralen Figuren des Romans sind fiktive Charaktere, von denen aber einige in wesentlichen Zügen Übereinstimmung mit realen Personen aufweisen.

Seinen Roman hat Meier einem Pferd gewidmet, das die idealen Charaktereigenschaften der Trakehner wie Leistungsfähigkeit, Gutmütigkeit und Liebe zur Arbeit verkörperte: Humboldt, den letzten in Königsberg gekörte jungen Siegerhengst der Trakehnerzucht. Über seinen Verbleib kursierten die tollsten Gerüchte unter den in Ostpreußen zurückgebliebenen Bauern, von denen die meisten selbst eine oder mehrere Trakehnerstuten im Stall hatten.

„Humboldts Züchterin, die Tochter des Rastenburger Fürsten, sei mit ihm unterm Sattel auf die Flucht gegangen und genau an dem Abend, als der erste schwere Schneesturm im Anmarsch gewesen sei, da waren die beiden aufgebrochen übers Haff. Sie habe sich nicht von den Warnungen ihrer Leute abhalten lassen. Wie sie nun mal so sind, die hochmütigen adeligen Damen.“ Tatsächlich gelangte der wertvolle Zuchthengst auf verschlungenen Wegen in den Westen, wo er für den Wiederaufbau der sehr kleinen geretteten Trakehner-Population eingesetzt wurde.

Mit dem Roman verbindet Meier zwei persönliche Elemente: Seine Familie väterlicherseits stammt aus Ostpreußen, und er betreibt eine kleine Trakehnerzucht. Seine Bücher veröffentlicht er im renommierten FN-Verlag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Bekanntlich ist dies nicht das erste Buch, dessen Entstehung dem Mythos der edlen Trakehner, der Pferde mit der Elchschaufel, zu verdanken ist, und wohl auch nicht das letzte. Es vermittelt jedoch auch dank der akribischen Recherchen des Autors authentisch wirkende Eindrücke von dem dramatischen Ende der legendären ostpreußischen Trakehnerzucht.


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