04.09.2025

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Konstantin Frantz verleiht dem Klavier spielerisch Flügel: Der 20-jährige Pianist an seinem Lieblingsinstrument
Bild: FrantzKonstantin Frantz verleiht dem Klavier spielerisch Flügel: Der 20-jährige Pianist an seinem Lieblingsinstrument

Kunst

Voller Tatendrang

Wie der Vater, so der Sohn – Konstantin Frantz, Sohn des Pianisten und Dirigenten Justus Frantz, auf dem Sprung zur Weltkarriere

Harald Tews
04.09.2025

Ganz der Vater, möchte man meinen. Konstantin Frantz steckt voller Pläne: Das 3. Klavierkonzert von Beethoven will einstudiert, Soloauftritte wollen vorbereitet, Orchesterdirigate geplant und Festivals organisiert sein. Also alles so wie sein Vater, der Pianist, Dirigent und langjährige Festivalleiter Justus Frantz.

Keine Frage, obwohl erst 20 Jahre jung, macht dessen Sohn Konstantin die internationale Musikwelt bereits ebenfalls auf sich aufmerksam. Das Energiebündel kommt gerade aus St. Petersburg zurück. In der Hermitage von Schloss Peterhof am Finnischen Meerbusen, dort wo die russischen Zaren ihre Sommer verbrachten, hat er vor ausverkauftem Haus ein Konzert gegeben. Gegenüber der PAZ erklärt er unumwunden: „Ja, ich fühle mich Russland nahe.“

Das hat nichts mit den gegenwärtigen politischen Verhältnissen zu tun, sondern es liegt schlicht und einfach daran, dass seine Mutter die russische Violinistin Ksenia Dubrovskaya ist. „Aus ganz neutraler Sicht, wenn man gar nicht von der Politik redet, muss ich sagen, dass Russland so enorm entwickelt ist“, erläutert der aufstrebende Künstler: „Der Service ist 100 Prozent besser als hier. Man kann dort alles, was man machen möchte, auch schaffen. Und wenn man auf die Sicherheit blickt: Ich fühle mich dort Tag und Nacht sicher in jeder Straße, in der ich gehe. Die Sicherheit bringt ja auch die Stabilität fürs Land.“

Der zweisprachig deutsch-russisch aufgewachsene Frantz will eine Lanze brechen für die Menschen in einem Land, das wegen eines unsinnigen Krieges vom Westen fallen gelassen wurde wie eine heiße Kartoffel. Und er will als Musiker Brücken bauen, so wie es sein Vater versucht hatte, und der deswegen Anfeindungen ausgesetzt war. Als Vertriebenenkind – die Familie stammt aus der heute in Polens Woiwodschaft Kujawien-Pommern gelegenen Hohensalza – verspürt auch er eine Nähe zum Osten. Für manche war sein Ringen um Verständnis für die russische Seele und seine Kritik an den Russland-Sanktionen zu viel des Guten. Beim Schleswig-Holstein-Musik-Festival (SHMF), das er 1986 mit ins Leben gerufen hat und dem er bis 1994 als Intendant vorstand, wird er heute ausgeblendet. Undank ist der Welten Lohn.

Sohn Konstantin, der in Hamburg das renommierte Gymnasium Johanneum besuchte, hat indes keine Berührungsängste mit dem SHMF. Er trat dort bereits als Dirigent der Philharmonie der Nationen mit Mozarts „La clemenza di Tito“ auf. In der Wells Cathedral School bei Bristol, wo er das Musikinternat besuchte, wurde er ans Dirigieren herangeführt.

Eigenes Musikfestival „Pianissimo“
Sein Hauptaugenmerk ist auf das Klavierspiel gerichtet. Bereits mit vier Jahren hat er damit angefangen. Gegenwärtig wird er am Moskauer Konservatorium von Natalia Trull unterrichtet, „eine der besten Lehrerinnen, die es gerade für Klavier gibt“, ist er überzeugt. Um von ihr als Schüler angenommen zu werden, musste er innerhalb von drei Tagen die schwierige Chopin-Etüde op. 25 Nr. 11 lernen und ihr auswendig vorspielen. „Ich habe in der Zeit gearbeitet wie ein Teufel“, erinnert er sich, „gute Lehrer fordern immer mehr, als man eigentlich schaffen kann. Aber das ist gut so. Denn nur so kann man seinen eigenen Horizont überschreiten.“

Heute umfasst sein Repertoire die gesamte Klassik sowie Romantik und reicht bis ins 20. Jahrhundert hinein. Seitdem er die „Feux follets – Irrlichter“ von Franz Liszt einstudiert hat, sei für ihn kein Stück mehr zu schwer. Nur um Arnold Schönbergs Zwölftonmusik macht er vorerst noch einen Bogen.

Die Moderne kann warten. Vorerst konzentriert er sich auf Festivals. Ende Juni trat er mit seiner Mutter bei den Sarstedter Musiktagen zum dritten Mal auf. Auf dem Fest südlich von Hannover, das von Renate Völkel-Hanne, einer langjährigen Freundin der Familie Frantz, geleitet wird, debütierte er im Alter von zwölf Jahren. Im Oktober folgt ein Wiedersehen mit dem Vater beim Finca-Festival „Frantz & Friends“ auf den Kanarischen Inseln, wo sich Frantz Senior derzeit aufhält. Auf dessen vor 40 Jahren gegründetem Musikfest wurde der Junior als 16-Jähriger ins kalte Wasser geworfen, als er eine Pressekonferenz auf Spanisch halten sollte. „Ich muss es gut hinbekommen haben, denn seitdem leite ich das Festival“, sagt er.

Darüber hinaus bereitet er für kommenden Mai und Juni sein Musikfestival „Pianissimo“ vor, für das er eigens eine Stiftung gründen will und das auf Sylt, in Hamburg, Berlin, Dresden und Düsseldorf ausgetragen werden soll. „Die Idee des Festivals ist, große Pianisten neben jüngeren, noch unbekannten auftreten zu lassen, um junge Menschen in diese Richtung der Kultur zu bringen“, sagt Frantz, „denn das Problem ist doch, dass jungen Menschen heutzutage nicht mehr das Interesse für Klassik eingepflanzt wird.“

Seine Vision, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern, kommt aus eigenem Erleben: „Ich sage ganz ehrlich, wenn ich nur meine Kulturbildung aus dem Musikunterricht genommen hätte, dann wäre ich wahrscheinlich nicht in die Musik gekommen. Im Endeffekt hilft die Kultur auch zu denken.“ Dabei zitiert er Diderot: „Die Menschen hören auf zu denken, wenn sie aufhören zu lesen.“

Er steckt voller Tatendrang. Wie der Vater, so eben auch der Sohn.

Die nächsten Auftritte von Konstantin Frantz: 5. September Gemeindehaus auf Amrum, Konzert mit Vater Justus Frantz.
– 21. Dezember Matinée-Benefizkonzert in der Hamburger Elbphilharmonie, Werke von Liszt, Mozart, Debussy, Rachmaninow. – 3. bis 11. Oktober Finca Festival „Frantz & Friends“: Reiseinfos unter Telefon (05066) 700070, info@voelkel-incoming.de 


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