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Emotional aufgeladene Diskussion über eine Plakataktion
Große und kleine Städte polenweit werden derzeit mit einer Plakataktion überflutet, die für den Schutz des ungeborenen Lebens steht. Auf den Plakaten ist auf weißem Hintergrund ein rotes Herz zu sehen, das einen Fötus einschließt. Hinter dieser Aktion steht die 2018 gegründete oberschlesische Stiftung „Unsere Kinder – Bildung, Gesundheit, Glaube“ (Fundacja Nasze Dzieci - Edukacja, Zdrowie, Wiara) aus Kornitz [Kornice] bei Ratibor.
Die ersten Plakate sind bereits im November letzten Jahres aufgetaucht, nachdem das Oberste Gericht (Trybunał Konstytucyjy) festgestellt hat, dass die Verordnung zur Genehmigung von Abtreibungen bei schweren und irreparablen Fehlern des Fötus verfassungswidrig sei. Manche Plakate sind um den Aufdruck „Perinatale Hospize“ erweitert.
21 perinatale Hospize
Es gibt im ganzen Land 21 solcher Hospize, in denen Eltern noch vor der Entbindung eines todgeweihten Kindes medizinische, psychologische und geistige Hilfestellung oder Beistand beim Verlust eines Kindes erhalten können. Die Kosten dieser Leistung deckt die staatliche Krankenkasse. Die Unterstützung der Mutterschaft sowie der Schutz des ungeborenen Lebens ist oberste Priorität für die Kornitzer Stiftung. Ihr Vorsitzender Mateusz Kłosek ist Inhaber des mittelständischen Unternehmens „Eko-Okna“, das als Tischlerei auch ökologische Fenster produziert. Er ist bekennender Christ und für seine Gebetsaktionen, die er zusammen mit seinen Mitarbeitern organisiert, über die Grenzen Oberschlesiens hinaus bekannt. Im vergangenen Jahr eröffnete er zusammen mit seiner Ehefrau in Ratibor ein Büchercafé. Auf den Tischen liegen Bibel-Zitate, Tageslosungen und in den Bücherregalen findet sich christliche Literatur. „Zum Glaube gehört nicht nur der sonntägliche Kirchgang, sondern auch der Alltag. In unserer Verantwortung liegt es, dass auch die kommenden Generationen christlich sind“, sagte Adam Wajda, Vorstandsvorsitzender der Firma „Eko-Okna“ bei der Eröffnung in Ratibor. Wajda ist zugleich Vorsitzender des Kreistages von Ratibor. In der mittelalterlichen Hauptstadt Oberschlesiens ist man froh, dass mit dem Büchercafé ein weiteres Gebäude saniert wurde, was der Belebung der Stadt dient.
Doch der christliche Geschäftsmann und seine Stiftung ernten nicht nur Beifall. Im 45 Kilometer entfernten Gleiwitz haben Frauen vom sogenannten „Frauenstreik“ ihren Missmut geäußert. Sie fühlen sich durch die Plakate gestört. „Diese Kampagne hat keine positive Intention. Viele Frauen beschweren sich, dass die aufdringlichen Bilder in der Öffentlichkeit Emotionen hervorrufen“, heißt es auf ihrer Facebookseite. Die Plakate seien nichts anderes als „emotionale Gewalt“. Sie hätten allein in Gleiwitz und Umgebung 45 Stellen gezählt, an denen die Antiabtreibungsplakate hängen würden. Gleiwitz zählt etwa 180.000 Einwohner.
Die Grafik des Fötus im Herz stammt von Jekatarina Glazkova, die ihre Werke über eine Plattform verkauft. „Diese Illustration ist positiv, sie entstand aus Freude an der Mutterschaft, jedoch nicht der erzwungenen Mutterschaft und nicht als Symbol der Unterdrückung der Frauenrechte. Ich verkaufe dieses Bild seit vielen Jahren und theoretisch kann es jeder kaufen und nutzen“, schreibt Glazkova. Nun empört sie sich über eine derartige Nutzung.