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Warum der Gedenkort Groß Nädlitz geistig oft fern ist

Soldatengräber werden nach Niederschlesien umgebettet – zum Bedauern vieler Deutscher

Chris W. Wagner
20.11.2023

Der November gilt dem Totengedenken. Gleich drei sogenannte stille Tage sind der Erinnerung an die Verstorben gewidmet. Neben dem katholischen Allerseelen und dem protestantischen Totensonntag gehört der Volkstrauertag am Sonntag des 19. November dazu. Auch in Niederschlesien wird mittlerweile wieder deutsche Soldaten gedacht. Die Gedenkfeierlichkeit zum Volkstrauertag wird jedoch bereits am 11. November in Groß Nädlitz [Niedolice Wielkie] begangen. Auf dem 2002 eröffneten deutschen Soldatenfriedhof fanden bereits 21.000 Tote ihre letzte Ruhestätte. Von deutscher Seite gibt es ein Drängen, an dieser zentralen Stätte Gebeine möglichst zentral zu sammeln. Dabei wurden gerade in manchen kleinen Orten mit deutscher Minderheit in Oberschlesien auch kleinere Grabstellen mit wenigen Soldatengräbern oft liebevoll gepflegt.

Ökumenische Andacht in Nädlitz
Mitglieder der deutschen Minderheit hatten dennoch auch dieses Jahr wieder die besagte ökumenische Andacht in Zusammenarbeit mit dem deutschen Generalkonsulat Brelau im für sie entfernten Nädlitz abgehalten – dies im Anschluss der jährlichen Pilgerfahrt der katholischen Schlesier ins niederschlesische Trebnitz [Trzebnica].

Zuletzt wurden im September abermals Soldatenüberreste nach Groß Nädlitz umgebettet. Darunter befanden sich gar Überreste von 128 Toten, die im Garten einer Breslauer Villa geborgen wurden. Dieser Toten wurde also erstmals am 11. November gedacht.

In Oberschlesien wird der deutsche Volkstrauertag in der Kontinuität deutscher Tradition am 19. November mit einer ökumenischen Andacht in der Evangelisch-Augsburgischen Kirchengemeinde in Oppeln in der ulica Pasieczna 12 begangen. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr und wird nach der Andacht von einem Konzert ergänzt. Der Verband deutscher sozial-kultureller Gesellschaften in Polen (VdG) ist als Dachverband der Minderheit Veranstalter.

Auch auf dem deutschen Soldatenfriedhof im oberschlesischen Laurahütte [Siemianowice Śląskie], auf dem mehr als 34.000 Tote des Zweiten Weltkrieges bestattet sind, wird taggenau in deutscher Tradition der Opfer gedacht. Auf dem 3,4 Hektar großen Soldatenfriedhof versammeln sich um 15 Uhr zumeist deutsch optierende Oberschlesier. Viele von ihnen haben dann schon die katholische Messe in der Christkönigkirche um 11 Uhr im Beuthner [Bytom] Stadteil Stollarzowitz [Stolarzowice] besucht. Denn seit einigen Jahren haben die Stollarzowitzer den Volkstrauertag fest in ihren Kalender integriert. Es sind Mitglieder des Deutschen Freundschaftskreises, also des Ortsverbandes der deutschen Minderheit, die am Volkstrauertag das Gedenken vornehmen. Am 19. November beginnen sie mit einer Andacht auf dem Friedhof im benachbarten Friedrichswille [Górniki]. Ein weiterer Gedenkort ist die zweisprachige Gedenktafel an der Christkönigkirche in Stollarzowitz. Diese Tafel wurde 1995 von Johannes Willibald Golla gestiftet, weil sein deportierter Vater kein eigenes Grab hatte und es viele Familien gibt, die ein ähnliches Schicksal teilen.

Gottesdienste am 19. November in mehreren Orten
Auf dem Soldatenfriedhof in Laurahütte fanden ebenfalls Gefallene aus Stollarzowitz und Umgebung ihre letzte Ruhestätte. Im Jahr 2011 wurden Überreste von 31 in Friedrichswille beerdigten Soldaten nach Laurahütte umgebettet. Sie ruhen nun zusammen mit den Gefallenen aus den Beuthner St.-Joseph- und St.-Margarethe-Gemeinden. Hinzu kommen ferner zahlreiche Dörfer mit Gedenkveranstaltungen, in denen eine Umbettung noch nicht vollzogen ist. Vielfach wird darum auch kein Aufhebens gemacht, damit man diese Gräber nicht auch noch als Teil der eigenen Regionalgeschichte an Groß Nädlitz „verliert“.


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