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Östlich von Oder und Neiße

„Was uns gelingt, kann auch anderen gelingen“

Ein junges Ehepaar verwandelte seine anfängliche Abneigung in Liebe zu Oberschlesien und vermittelt Interessierten sein Wissen

Chris W. Wagner
11.08.2022

Das oberschlesische Kohlebecken hat viel mehr zu bieten als nur die Bergbau- und Hüttenlandschaft. Denn bereits Goethe sah in diesem „zehnfach interessanten Land ein sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganzes“.

Ähnlich sehen es Beata und Paweł Pomykalski. Die Eheleute lieben die postindustrielle Kulturlandschaft Oberschlesiens und beschreiben sie in ihren Büchern und in ihrem polnischsprachigen Internetblog „Adventum“. Doch es war eine Liebe erst auf den zweiten Blick, sagt Beata Pomykalska. Sie muss sich heute fast schämen, denn obwohl sie so viele Jahre in Oberschlesien lebt, wusste sie wenig über die Region. So ginge es den meisten, sagt sie: „Wir wissen nichts über seine interessanten Objekte, die Geschichte oder das industrielle Erbe, das wir heute noch nutzen, obwohl wir täglich an solchen Bauwerken achtlos vorbeigehen.“ Dies wollten die Pomykalskis ändern. Schritt für Schritt haben sie sich die Region erschlossen.

Und sie geben ihr Wissen weiter. Im Oberschlesischen Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit, einer Organisation, die der Deutschen Minderheit nahesteht, fanden sie Partner, die ihre Ideen umsetzen. Neben einer Buchreihe zur Geschichte oberschlesischer Industriemagnaten bieten die beiden seit Jahren Exkursionen auf den Spuren der Familien Schaffgotsch, Henckel von Donnersmarck oder Ballestrem. „Der Schlesische Adel war der einzige europaweit, der den Status von Industriemagnaten erlangte“, sagt Pawel Pomykalski. „In anderen Industrielandschaften wie im Saarland oder im Ruhrgebiet gab es kaufmännisches Kapital, ein Kapital der Banken. Die oberschlesische Industrie erwuchs jedoch aus dem Kapital der Adligen, die die Rohstoffe ihrer Landgüter entdeckten und förderten ...“.

Oberschlesisches Versailles

Am 19. August führt das Tandem zu Schlössern und Palästen der Großindustriellen – unter anderem zu Schloss Neudeck [Świerklaniec], der Residenz des Adelsgeschlechts Henckel von Donnersmarck. Die Schlossanlage mit Park gehörte zu den größten und prächtigsten im ganzen Reich. Der Volksmund nannte die Anlage Klein Versailles oder oberschlesisches Versailles. Heute besteht die Anlage nur noch aus dem Schlosspark und dem Kavalierspalast, in dem Kaiser Wilhelm II. einst mehrfach nächtigte. „Die Familie Henckel von Donnersmarck prägte sich als Gründer des Bergbaus und der Hüttenindustrie in das Gedächtnis der Oberschlesier ein – bis zur Zäsur von 1945, als die Geschichte verbannt wurde. Deshalb müssen wir den Menschen heute vieles erklären“, bedauert Paweł Pomykalski.

Das Erklären übernehmen die Eheleute gerne. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf die Schönheit der Bauwerke, sondern verweisen auch darauf, wie sehr das Erbe der Adelsfamilien mit der Region verwachsen ist. „Wir sehen die Region oft durch das Prisma vieler Vorurteile, dass es hier nur Gruben und Halden gibt. Die Wahrheit ist, dass wir sehr viele Industriedenkmäler haben und erst lernen müssen, wie wir sie für andere Zwecke nutzen könnten“, sagt Beata Pomykalska. Sie führt die Exkursionsteilnehmer gerne in die Mariä-Himmelfahrtskirche in Beuthen [Bytom]. In der dortigen Krypta befindet sich das Familiengrab derer von Henckel von Donnersmarck.

Begeisterung wirkt ansteckend

Die Begeisterung und die Liebe zu Oberschlesien der Eheleute wirkt ansteckend, ihre polnischsprachigen Exkursionen finden stets ihr Publikum. Sie möchten den Teilnehmern den mühsamen Weg zur Erschließung der Region, den auch sie gegangen sind, erleichtern. „Uns ist es gelungen, den Weg von der anfänglichen Abneigung gegenüber dieser Region und ihrer Wahrnehmung als schmutzigen Industriemoloch zu Ende zu gehen. Dieser Pfad endete mit unserer großen Liebe und Faszination für Oberschlesien. Und wenn es uns gelungen ist, warum sollte es anderen nicht auch so gehen? Wir möchten dabei helfen“, sagt Paweł, der sich freut am 19. August auch durch den Stammsitz der Familie Ballestrem in Plawniowitz [Pławniowice] durch die Schlossanlage, das Kavaliershaus, die Bibliothek und den Gutshof zu führen.


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Kommentare

Gustav Leser am 15.08.22, 02:33 Uhr

So kurz vor Kriegsbeginn sollte man besser nicht nach Polen gehen

Das Land mit dem wir gebietstechnisch noch ein Hühnchen zu rupfen haben.

Jetzt wollem sie sich auch noch nach Osten ausweiten. Putin kam dem am 24.2.22 präventiv zuvor.

Chester Dick am 11.08.22, 19:57 Uhr

Hallo,

fangt ihr jetzt auch noch mit gendern an? "Interessierten"? Interessenten heißt das! Gender-PAZ, juchhu, auch bei euch angekommen.
#GrünLinke PAZ

Grüße
Chester Dick aus Speyer

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