27.07.2025

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Jussows Meisterwerk: Die Löwenburg in Kassels Bergpark Wilhelmshöhe
Bild: ThiedeJussows Meisterwerk: Die Löwenburg in Kassels Bergpark Wilhelmshöhe

Weltkulturerbe

Wasserbilder mit Burgblick

Vor 200 Jahren starb der Baumeister und Landschaftsarchitekt Heinrich Christoph Jussow

Veit-Mario Thiede
25.07.2025

Ohne die Beiträge des 1754 geborenen Heinrich Christoph Jussow wäre der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe wohl nicht zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben worden. Der vielseitige Baukünstler starb am 26. Juli 1825 in Kassel.

Jussow war Oberhofbaumeister des Landgrafen Wilhelm IX., der seit 1803 als Wilhelm I. Kurfürst war. Auch in der von 1807 bis 1813 währenden Franzosenzeit erhielt er Bauaufgaben, bevor er unter dem aus dem Exil zurückgekehrten Kurfürsten Wilhelm I. wieder Dienst tat. Wilhelm I. war dank der Subsidiengelder, die er vom britischen König für die Ausleihe von Soldaten bekam, einer der reichsten deutschen Fürsten.

Der hessische Baulöwe ließ von seinem Oberhofbaumeister den Mitteltrakt des Schlosses Wilhelmshöhe errichten und wies ihn an, den barocken Bergpark im Stil der englischen Landschaftsgärten umzugestalten. Jussow bereicherte die bereits bestehenden Wasserspiele um packende neue „Wasserbilder“. Der imposante, aus gigantischen Steinquadern erbaute Aquädukt etwa erweckt den Anschein der Ruine einer antiken römischen Wasserleitung. Von ihr stürzen die Fluten 34 Meter tief in eine Schlucht.

Das absolute Meisterwerk Jussows ist die auf einem Felsplateau des Bergparks stehende Löwenburg. Die aus Tuffstein erbaute scheinbare Ritterburg ist eines der frühesten deutschen Werke der romantischen Baukunst. Es sieht aus wie eine bewohnte Ruine. Romanische Rundbögen, gotische Spitzbögen sowie Bauformen aus Renaissance und Barock vermitteln den Eindruck, die Burganlage sei im Laufe von Jahrhunderten gewachsen. Tatsächlich entstand sie im Zeitraffer, nämlich von 1795 bis 1801. Aber es gibt hier auch etliche ältere Elemente. In die Fassaden des fürstlichen Sommersitzes sind Bauteile abgebrochener Kirchen und Klöster eingesetzt. Die Wohnräume und die Burgkapelle haben noch immer die vom Bauherrn bestimmte Ausstattung, zu der von seinen Vorfahren stammende Gemälde und Möbel gehören.

Jussow ergänzte die Ausstattung um Wanddekorationen und Möbel. Die auf ihn zurückgehenden Tische und Sitzgelegenheiten versah er mit vergoldeten Löwentatzen. Auf seinen Entwürfen basieren die steinerne Halbfigur eines Ritters über einem Portal im Innenhof und das Rittergrabmal in der Burgkapelle. Für sie entwarf er auch die „gotisch“ anmutende Kanzel und das Gestühl. Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel ruht in der Gruft unter der Burgkapelle.

Jussow selbst hat ein „Ehrengrab“ im verwilderten und abgesperrten Areal des Altstädter Friedhofs vor dem von ihm entworfenen Mausoleum der Kurfürstin Wilhelmine Karoline.


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