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Da die US-F-35-Jets schwächeln, wollen andere NATO-Staaten eigene Super-Flieger in die Luft bringen
Das US-amerikanische Tarnkappen-Mehrzweckkampfflug- zeug Lockheed Martin F-35 „Lightning II“ ist angeblich die modernste und leistungsfähigste Militärmaschine, die je in Serie ging. Es soll die F-16 „Fighting Falcon“ und den Panavia 200 „Tornado“ sowie weitere ältere Jets in den Luftstreitkräften des Westens ablösen. Derzeit nutzen bereits elf Staaten neben den USA die F-35. Zudem haben weitere acht Länder bereits viele Exemplare der Maschine geordert. Zu den Bestellern zählt auch die Bundesrepublik Deutschland, die 35 der F-35 zum Stückpreis von je 296 Millionen Euro erwerben will und auch schon eine Anzahlung von 2,42 Milliarden Euro geleistet hat.
Allerdings haben die jüngsten US-Luftangriffe auf die schiitische Huthi-Miliz im Jemen während der Operation Rough Rider gezeigt, dass die F-35 durchaus ihre Schwächen hat. Denn die Luftabwehr der Huthis holte nicht nur sieben amerikanische Drohnen vom Typ General Atomics MQ-9 Reaper vom Himmel, sondern nahm auch anfliegende F-35 unter Beschuss, woraufhin die Maschinen Ausweichmanöver unternehmen mussten. Das ist insofern bemerkenswert, als die Islamisten nur über alte ausrangierte iranische Radargeräte verfügen, die eigentlich nicht in der Lage sein dürften, das Hightech-Tarnkappenflugzeug der Vereinigten Staaten zu orten.
Dass auf die Stealth-Eigenschaften der F-35 offensichtlich kein wirklicher Verlass ist, demonstrierte zudem die israelische Luftwaffe bei ihren Attacken gegen Militäreinrichtungen des Iran im April: Anstatt die Ziele im Reich der Mullahs direkt zu bombardieren, schossen die israelischen F-35 aus dem irakischen Luftraum Raketen über die Grenze zum Iran.
Entwicklung einer neuen Generation
Viele potentielle Käufer des Mehrzweckkampfflugzeuges stoßen sich jetzt außerdem an den Bedingungen, die Washington an die Lieferung der teuren Maschinen knüpft. Zum Einen pocht die US-Regierung auf ihr Recht, „im Falle von ungewöhnlichen und zwingenden Umständen, wenn es das nationale Interesse der USA verlangt, zu jedem Zeitpunkt die Leistungserbringung ganz oder zum Teil zu kündigen oder auszusetzen“. Dann gelten die Beschaffungsrichtlinien der US-Luftwaffe, welche weder Garantieleistungen noch Vertragsstrafen vorsehen, was heißt: „Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.“ Und schließlich behalten sich die USA „eine Überwachung der Endverwendung“ der Maschinen und gegebenenfalls Nutzungsverbote vor. Daher wird der Erwerb der F-35 durch die Bundesrepublik inzwischen in Frage gestellt. Kanada erwägt ebenfalls den Rücktritt vom Kauf.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die europäischen Staaten seit einiger Zeit verstärkte Anstrengungen unternehmen, ein gemeinsames neues Kampfflugzeug zu entwickeln, wobei dieses aber nicht nur als Ersatz für die F-35 gedacht ist. Denn während das US-Modell noch zur fünften Kampfflugzeug-Generation zählt, soll die europäische Alternative der sechsten Generation angehören. Bei dieser sind die Tarnkappeneigenschaften deutlich stärker ausgeprägt – dazu kommen Hyperschallgeschwindigkeit und der umfassende Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowie die Fähigkeit, gemeinsam mit Schwärmen schwerbewaffneter Kampfdrohnen zu operieren. Bei der Entwicklung einer solchen Maschine fährt Europa allerdings zweigleisig, was von Militärexperten kritisiert wird und vor allem nationalen Egoismen geschuldet ist.
Fliegender Hochleistungsrechner
Die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich setzen auf ihr Future Combat Air System (FCAS), das von der Dassault Aviation Group und Airbus Defence and Space gebaut werden soll, wobei das spanische Unternehmen Indra Sistemas die Kommunikationstechnik für das Projekt liefert. Die Indienststellung des FCAS ist zwar für Mitte 2040 geplant. Aber momentan fehlt es allerdings noch an dem erforderlichen leistungsstarken Triebwerk, dem Next Generation Fighter Engine (NGFE).
Deutlich weiter als Dassault und Airbus sind derzeit hingegen British Aerospace Electronic Systems und der italienische Rüstungskonzern Leonardo sowie deren japanischer Partner Mitsubishi Heavy Industries. Diese drei Unternehmen entwickeln parallel zum FCAS im Rahmen ihres Global Combat Air Programme (GCAP) ein innovatives Kampfflugzeug der sechsten Generation namens „Tempest“, dessen Erstflug für 2027 angekündigt wurde. Die beteiligten Firmen gaben an, dass die Maschine über die Fähigkeit verfügen werde, die doppelte Waffenlast der F-35 zu tragen, und quasi als „Hochleistungsrechner mit Massenvernichtungswaffen ... das Spielfeld betritt“.
Sollte die Tempest tatsächlich eine derartige Kampfstärke aufweisen und auch deutlich eher als das FCAS einsatzbereit sein, dann besteht die überaus reale Möglichkeit, dass das deutsch-französische Projekt zum Flop gerät und der ganze langjährige und teure Entwicklungsaufwand umsonst war.