Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Bund investiert Millionen in Forschungseinrichtung – Frankfurt an der Oder will Standort werden
In wenigen Tagen wird die Bundesregierung bekannt geben, welche Stadt den Zuschlag im Wettbewerb um das „Zukunftszentrum für deutsche Einheit und europäische Transformation“ erhalten wird. Am 14. Februar soll die Entscheidung fallen. Im Rennen sind aktuell sechs Standorte: Jena, Eisenach, Halle, Frankfurt an der Oder sowie Leipzig und Plauen. Wobei die beiden letztgenannten eine gemeinsame Bewerbung abgegeben haben. 1989 waren diese beiden Städte Vorreiter in der Zeit der Friedlichen Revolution.
Die Idee zu dem Zentrum entstand im Zuge der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit 2019/2020. Damals entwickelte man das Konzept für ein solches Zentrum, das die Erinnerung an die deutsche Einheit dokumentiert, die soziale und wirtschaftliche Transformation in Europa weiter erforscht und alles publikumsgerecht öffentlich präsentiert und vermittelt. Die Planer gehen davon aus, dass das Zentrum künftig mehr als eine Millionen Besucher jährlich anlocken wird.
Wer sich einmal durch das viele Seiten starke Konzept der Bundesregierung durchgekämpft und insbesondere die Zahlen zum Investitionsprogramm studiert hat, wird rasch verstehen, warum so viele Kommunen gerne das Zentrum haben wollen. Der Bund übernimmt die komplette Finanzierung der Errichtung des Gebäudes inklusive der Ausstattung in Höhe von 200 bis 220 Millionen Euro. Der Bund kauft auch das entsprechende Grundstück.
Wie ein echter Lottogewinn
In dem Zentrum sollen künftig mindestens 180 Mitarbeiter mit Vollzeitstellen im Bundesangestelltentarif tätig sein, davon rund 60 gut bezahlte Forscher. Und das Sahnehäubchen für jene Kommune, die den Zuschlag erhält, ist: Auch bei den künftigen Betriebs- und Personalkosten muss sie nichts dazuzahlen. Die veranschlagten Betriebs- und Personalkosten von etwa 43 Millionen Euro pro Jahr übernimmt ebenfalls komplett die Bundesregierung. Für die Stadt fallen also keinerlei laufende Kosten an. Im Vergleich dazu, dass selbst mittelgroße Landesuniversitäten und Akademien einen jährlichen Etat von rund 25 Millionen Euro haben, wird verständlich, warum es für viele Städte ein echter Lottogewinn wäre, wenn sie den Zuschlag und somit jährlich 43 Millionen Euro für das begehrte Zentrum erhielte.
Ein besonderer, weil geradezu skurriler Bewerber ist dabei Frankfurt an der Oder. Jene märkische Grenzstadt, in der es bis heute keine Konrad-Adenauer-Allee und keinen Helmut-Kohl-Platz gibt, in der sich die Stadtleitung extrem schwer damit tut, eine Feier zum 3. Oktober auszurichten, in der man keine Kraft hat, um am 9. November an den Mauerfall zu erinnern, in der man aber jedes Jahr am 9. November beim Gedenken an die „Reichskristallnacht“ oft auch alte und neue Linksextremisten als Redner auftreten lässt, die dann vor dem Faschismus warnen und nicht selten damit eigentlich das bürgerliche Lager meinen – diese Kommune will das Einheitszentrum haben. Oder man denke an die Gestaltung des 30. Jahrestag der deutschen Einheit im Herbst 2020 in der Kleist-Stadt an der Oder. Nicht Schriften der beiden CDU-Politiker Alfred Dregger oder Helmut Kohl, die sich beide jahrzehntelang für die deutsche Vereinigung und eine entsprechende geistige Ausrichtung Deutschlands eingesetzt haben, würdigte man in der Oderstadt.
Heym statt Kohl oder Dregger
Im städtischen Kulturzentrum brachte man den DDR-Literaten Stefan Heym (1913–2001) auf die Bühne. Er wurde als großer Vordenker und freundlicher Mahner vorgestellt. Dabei hat sich Heym nie als Gegner, sondern stets höchstens als Kritiker des SED-Regimes verstanden. Aktiv wurde er, als sich abzeichnete, dass Dregger und Kohl im Herbst 1989 eine deutsche Vereinigung aktiv anstrebten. Bei der Kundgebung am 4. November 1989 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz war Heym einer der Redner, die den Kurs Richtung deutsche Einheit ablehnte und für eine eigenständige DDR warben. Und diese Stadt will nun das Einheitszentrum der Bundesregierung haben?
Sicher wäre diese Riesen-Investition für Frankfurt an der Oder ein echter Lottogewinn. Die Stadt hatte in der Zeit nach der Friedlichen Revolution mit vielen Umbrüchen zu kämpfen. Frankfurt verlor ein Drittel seiner Einwohner – von rund 80.000 kurz vor der Vereinigung schrumpfte die Bevölkerung auf jetzt 57.000 Menschen.
Unterstützt wird die Frankfurter Bewerbung nicht nur von der Brandenburger Landesregierung, sondern auch von Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Von dem Zuschlag verspricht sich Frankfurt einen großen Impuls für die Stadtentwicklung – bei so vielen Millionen Euro kann man schon mal träumen.
Mats Osrig am 17.02.23, 18:49 Uhr
"Deutsche Vereinigung"?
Diesen Begriff möchte ich nicht unkommentiert lassen!
Handelt es sich doch um die Wiedervereinigung zweier Teile meiner geliebten Heimat Deutschland! Und da darf dann auch gern "Wiedervereinigung" und nicht nur "Vereinigung" stehen! Auch wenn ich damit kleingeistig erscheine, mir ist dieser Unterschied sehr wichtig! Weist er doch auf das hin, was es vorher schon gegeben hat! Nämlich ein einiges Deutschland, welches in mehrere Teile zertrennt wurde und nun wieder zusammengeführt wurde. Meiner Ansicht nach ist es daher auch "nur" die kleine Wiedervereinigung Deutschlands, die 1990 stattgefunden hat - die große muss erst noch mit friedlichen Mitteln errungen werden.
Berlin 59 am 11.02.23, 23:06 Uhr
Ich hatte in den letzten Monaten oft in Frankfurt/Oder gearbeitet und war erstaunt was für hübsche Ecken mit gut erhaltener Architektur es da gibt. Für Frankfurt/Oder wäre
es ein Gewinn. Die Ostflanke würde gestärkt. In 5 Stunden ist man in Warschau und die Ukraine ist auch nicht mehr so weit entfernt. Da wird gerade Zukunft erzeugt. Der Herr Heym hat sich wie alle Staatskünstler an seinen Brötchengeber geklammert, ist doch fast normal. Ist aber zum Glück auch Vergangenheit.