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Allenstein

Wie nach einer Apokalypse

Drei Großbaustellen im Stadtzentrum verursachen endlose Staus – der Ausbau geht zügig voran

Dawid Kazanski
19.10.2021

Mit dem Ausbau des Straßenbahnnetzes hat sich Allenstein in eine gewaltige Baustelle verwandelt. Die neue Straßenbahnstrecke, mit der das bestehende zweigleisige Schienennetz um weitere sechs Kilometer verlängert wird, sorgt erst für eine Verschlechterung der Verkehrssituation, bevor sie besser wird. Bis ins Jahr 2023 müssen die Einwohner noch Geduld aufbringen und darauf hoffen, dass die Arbeiten planmäßig fertiggestellt werden.

Obwohl die Bauarbeiter ein hohes Arbeitstempo vorlegen, werden die Schwierigkeiten auf den städtischen Hauptstraßen von Woche zu Woche größer. Dadurch leiden vor allem Autofahrer, die in Staus stecken bleiben und wegen der gesperrten Straßen gezwungen sind, große Umwege zwischen Wohn- und Arbeitsorten in Kauf zu nehmen. Aus diesem Grund steigen immer mehr Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel um. Doch auch das führt nicht zur Zufriedenheit, denn die Gehwege an den Baustellen wurden entweder abgebaut oder außer Betrieb gesetzt. Das Konsortium der Firmen Polimex Mostotral und Trakcja SA, das für die Erweiterung des Straßenbahnnetzes in Allenstein zuständig ist, ändert ständig die Verkehrsführung.

Hohes Arbeitstempo

Der Autoverkehr wird auf vielen Hauptstraßen auf einen Fahrstreifen verengt. Der alte Straßenbelag wird entfernt, damit gleichzeitig neue Rohre für das Abwassersystem sowie Fernwärme- und Gasleitungen verlegt werden können.

Im Grunde gibt es in der Stadt drei Großbaustellen: Die erste erstreckt sich von der Busendstation in der Wohnsiedlung Pieczewo über den Bereich der Wilczyński-Straße bis zur Kreuzung mit der Krasicki-Straße. Der zweite Ort, an dem die Arbeiten fortschreiten, ist die Wyszyński-Straße bis zur Żołnierska-Straße. Massive Bautätigkeiten gibt es auch auf der Kleebergerstraße bis zur Kreuzung Kościuszko-Straße, wo die neue Linie mit dem bestehenden Gleisbett verbunden werden soll.

In all den genannten Bereichen sind zahlreiche Bagger, Kipper und sonstige schwere Baumaschinen anzutreffen, sodass die Stadt so aussieht wie nach einer Apokalypse. Der Ausbau des Straßenbahnsystems geht mit dem Abriss der Sporthalle Urania einher. Von dem Gebäude sind nur noch die äußeren Pfeiler erhalten geblieben. Nach dem Plan sollen alle Abrissarbeiten bis November abgeschlossen sein, aber bei dem derzeitigen Arbeitstempo könnte das auch früher der Fall sein.

Die Anlage wird in einem Zeitraum von etwa zwei Jahren modernisiert. Nach der gründlichen Sanierung wird das Sportzentrum ein multifunktionales Spielfeld und ein Auditorium für über 4000 Personen enthalten. Darüber hinaus plant der Investor, eine Reihe von Trainingsräumen und eine Tiefgarage zu errichten. Die neue Urania-Halle wird energieeffizient sein – ihr Dach wird mit Solarzellen gedeckt sein. Wenige hundert Meter von der abgerissenen Sportanlage entfernt erhebt sich Centaurus, ein
55 Meter hoher, moderner und multifunktionaler Gebäudekomplex im futuristischen Stil, in dem im Juli das Hotel Hampton by Hilton eröffnet wurde.

Erwähnenswert ist, dass das gerade umgesetzte Straßenbahnprojekt nicht nur die neuen zwei Linien vorsieht, sondern auch die Errichtung mehrerer Infrastruktur-Objekte. Dazu gehören 13 neue Haltestellen, eine viergleisige Endhaltestelle im Wohnviertel Pieczewo mit einer Überdachung für Fahrräder und einem Parkplatz für 50 Autos, eine 270 Meter lange Hochstraße über der Kreuzung Krasicki und Synów-Pułku-Straße sowie ein Umsteigepunkt auf dem Platz vor dem Hohen Tor. Dazu kommen noch Kreisverkehre anstelle der bisherigen Kreuzungen.

Gedenken an Bestattete

Umgestaltungsarbeiten werden auch in der Nähe der Bahnhofstraße fortgeführt, wo sich früher der evangelische Friedhof befand. Einige Garagen und Wirtschaftsgebäude wurden bereits abgerissen. Da damit zu rechnen ist, dass man bei den Bauarbeiten auf menschliche Überreste stößt, werden die Arbeiten unter archäologischer Aufsicht durchgeführt. An dieser Stelle soll eine Parkanlage eingerichtet werden, in der sich ein „Pavillon der Erinnerung“, ein Lapidarium sowie Tafeln zum Gedenken an die dort Bestatteten befinden werden.

An der großen Stadtverwandlung ist unter anderem die Universität Ermland-Masuren beteiligt.


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Kommentare

Gerald Franz am 22.10.21, 11:57 Uhr

Beim Anblick der Baustelle, stockt mein Atem und ich denke: "Es wird Zeit, daß Polen die EU verläßt!"

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