Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Ostpreußens Friedrich Hoffmann wurde von keinem geringeren als Alexander von Humboldt zum Professor gekürt
Die ersten Forscher, welche Vulkane wissenschaftlich untersuchten und so die geologische Teildisziplin der Vulkanologie begründeten, waren allesamt Franzosen wie Jean-Étienne Guettard, Barthélemy Faujas de Saint-Fond, Nicolas Desmarest, François Dominique de Reynaud de Montlosier und Louis Constant Prévost. Letzterer erhielt dann allerdings 1831 Konkurrenz durch einen gebürtigen Ostpreußen namens Friedrich Hoffmann.
Der Sohn des Direktors des Statistischen Bureaus von Preußen kam am 6. Juli 1797 in Wehlau zur Welt und besuchte später das Gymnasium in Berlin, wo er nicht besonders brillierte. Außerdem verzögerte sich Hoffmanns Studienbeginn durch seine wiederholte Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Nach einiger Zeit wechselte er von der Medizin in das Fach Geologie und Mineralogie, weil dieses erheblich mehr Gelegenheit zum Aufenthalt in der freien Natur bot.
Von 1820 bis 1823 untersuchte der Nachwuchsgelehrte die geologischen Verhältnisse weiter Teile Nord- und Mitteldeutschlands von Thüringen bis hinauf nach Helgoland. Die daraus resultierende Veröffentlichung erregte unter anderem das Interesse des Forschungsreisenden Alexander von Humboldt, der dafür sorgte, dass Hoffmann sich an der Friedrichs-Universität in Halle habilitieren konnte und dort dann auch 1824 als außerordentlicher Professor angestellt wurde.
Vulkane als Gebirgsbilder
In den Folgejahren setzte Hoffmann neben seiner Lehrtätigkeit die geologische Durchmusterung Deutschlands fort – diesmal in Raum zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Erzgebirge in Sachsen. Im Ergebnis dessen erschien 1830 das Werk „Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutschland“ mit finanzieller Unterstützung des preußischen Staates. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Hoffmann schon auf einer großen Tour durch Italien, zu der er im Oktober 1829 aufgebrochen war. Der Zweck bestand dabei in der Erforschung des Vulkanismus, in dem der Geologe die Haupttriebkraft für die Gebirgsbildung sah, was zwar falsch war, aber dem damaligen Wissensstand entsprach.
Den Ätna im Visier
Hoffmann reiste über Wien, Triest, Venedig, Florenz, Siena, die Insel Elba, das Abruzzen-Gebirge und Rom nach Neapel, wo er einen kleineren Ausbruch des Vesuv beobachten konnte. Danach zog es ihn auf die Insel Sizilien, deren Geologie Hoffmann zehn Monate lang studierte und als Erster zuverlässig beschrieb. Im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stand natürlich der 3403 Meter hohe Vulkan Ätna, den er mehrmals bestieg – nicht zuletzt auch, um die ständigen Eruptionen des höchsten aktiven feuerspeienden Berges Europas aus der Nähe zu beobachten.
Eine Insel entsteht
Während seines Aufenthaltes in Sizilien erlebte Hoffmann eine einmalige Sternstunde für jeden Vulkanologen, nämlich das Auftauchen einer neuen Insel aus dem Ozean durch vulkanische Vorgänge. Am 8. Juli 1831 brach der auf dem Meeresgrund zwischen der italienischen Insel Pantelleria und der sizilianischen Hafenstadt Sciacca liegende Förstner-Vulkan aus. Im Zuge dieser Eruption bildete sich direkt vor den Augen Hoffmanns und des gleichfalls herbeigeeilten französischen Vulkanologen Prévost ein kleines Eiland, das schließlich einen Umfang von 5000 Metern und eine maximale Höhe von 63 Metern erreichte.
Der preußische Wissenschaftler betrat die aus Asche und Schlacke bestehende Insel am 24. Juli 1831 und taufte sie auf den Namen Isola Ferdinandea – als Hommage an den neuen König beider Sizilien Ferdinand II. Karl aus dem Hause Bourbon. Allerdings erhob dann am 3. August der britische Kapitän Humphrey Fleming Senhouse Anspruch auf die Insel, die er Graham Island nannte.
Aufgetaucht und verschwunden
Bald darauf mischte sich auch Frankreich ein und signalisierte sein Interesse an dem Fetzen Land. Angesichts dessen entsandte der Gouverneur der britischen Kolonie Malta, Vizeadmiral Sir Henry Hotham, mehrere Kriegsschiffe zur Besetzung der Insel. Weil deren loser Untergrund durch keine erstarrte Lava stabilisiert wurde, hatten die Meereswellen jedoch ein sehr leichtes Spiel: Bereits im Dezember 1831 war Ferdinandea alias Graham Island wieder vollständig im Meer versunken, womit der Konflikt letztlich im Sande verlief.
Tot mit nur 38 Jahren
Hoffmann, der wenig später zudem auch noch einer größeren Eruption des Stromboli auf den Liparischen Inseln beiwohnte, konnte sich nur schwer von Italien trennen, musste aber aufgrund seiner Lehrverpflichtungen Ende 1832 die Rückreise nach Deutschland antreten. In deren Verlauf erlitt er im Januar 1833 in Zürich einen gesundheitlichen Zusammenbruch, wahrscheinlich wegen Tuberkulose. Deshalb traf Hoffmann erst im März 1833 in Berlin ein, wo er ab 1834 viel besuchte Vorlesungen hielt. Allerdings starb der aus Ostpreußen stammende Gründungsvater der deutschen Vulkanologie dann bereits am 6. Februar 1836 im Alter von nur 38 Jahren, was ein großer Verlust für die Wissenschaft war, weil viele seiner Arbeiten noch der Vollendung harrten.
Freunde und Kollegen von der Universität besorgten aber zumindest die Herausgabe dreier Sammelbände mit Vorlesungstexten und detaillierten Aufzeichnungen von der Italien-Reise.