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Wie uns der Winnetou-Streit ernüchtert, und nach welchem Gebot der Kanzler lebt
„Zeitenwende“ – das klang dramatisch, damals, am 27. Februar, drei Tage nach Ausbruch des Ukrainekrieges. Und auch unheimlich: Was kommt da auf uns zu? Plötzlich redeten Eben-Noch-Pazifisten dauernd über Krieg und für Waffenlieferungen und die dringend notwendige Aufrüstung der Bundeswehr. Droht ein Weltkrieg? Mit Atomwaffen gar? Kinder, ist das gruselig, so die verbreitete Stimmung.
Manche jedoch hatten eine alte Weisheit nicht vergessen, die ein wenig Hoffnung verhieß, und die da lautet: Ein jedes Ding hat zwei Seiten, so auch dieses hässliche hier. Seit Jahrzehnten gerieten die „Probleme“, mit denen wir uns im Feuereifer herumschlugen, immer abseitiger, nahmen sich die Debatten zunehmend bizarrer aus. Beispielhaft für den Strudel des Absurden mag das „Gendersternchen“ stehen und all die „Ismen“ wie Rassismus, Sexismus und haste nich' gesehn, die überall angeblich lauern und die daher mit stetig wachsender Hysterie zu bekämpfen waren.
Jetzt, so die leise Hoffnung, da uns echte Herausforderungen von historischem Ausmaß um die Ohren fliegen und mit voller Wucht ans Existenzielle prallen, jetzt sehen wir endlich wieder klarer und lassen uns nicht mehr herumscheuchen von den Ideologen und Denunzianten mit ihren herbeigesabbelten Scheinproblemen.
Und? Pustekuchen. Wir haben vergebens gehofft. Woher wir das wissen? Vom Ravensburger Verlag. Da müssen sich bloß ein paar linke Eiferer aufplustern, schon nimmt Ravensburger-Chef Clemens Maier das neue Buch „Der junge Häuptling Winnetou“ beflissen vom Markt und faselt zur Begründung irgendwas von der „geschichtlichen Wirklichkeit“, der „Unterdrückung der indigenen Völker“ (Meint der die letzten Deutschen in unseren Großstadtghettos? War nur Spaß), von „romantisierenden Bildern“ und angeblichen „Klischees“ – trostlos.
Trotz allem wollen wir die Flinte noch nicht ins Korn werfen, denn es ist historisch betrachtet nichts Neues, dass sich in einer „Zeitenwende“ die alte und die neue Epoche erst einmal mischen. Das aus der Zeit Gefallene verschwindet häppchenweise, denn die alten Geister wehren sich verbissen gegen ihren Untergang.
Als Symbol dieses Widerstands könnte der Waschlappen in die Geschichte eingehen, den uns der grüne Landesvater von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, als Alternative zum Duschen empfiehlt. Man könnte es den uneingestandenen Offenbarungseid nennen. Sie wissen zwar (immer noch) nicht, was sie tun. Sie ahnen aber, was dabei herauskommt: nichts Gutes. Daher das wirre Gefuchtel mit peinlichen Ermahnungen ans Volk, hohlen Versprechungen und dröhnenden Parolen wie Habecks „Putin hat das Gas, aber wir haben die Kraft“. So tönt ein Regime kurz vor seiner Kapitulation. Hätte er, zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt, noch gar nicht nötig. Aber er muss es ja wissen.
Mit der steigenden Nervosität der Regierenden wächst auch das Chaos, das sie veranstalten. Erinnern Sie sich noch an die „Übergewinnsteuer“? Damit wollte die rot-grüne Abteilung der Ampel jene Konzerne zur Kasse bitten, die an den steigenden Energiepreisen saftig verdient haben. Der Plan folgte dem alten linken Trick: Wenn Du das Volk ungestraft plündern willst, wecke den Neidhammel in den Menschen. Der lässt sich nämlich widerstandslos ausnehmen, solange man ihm nur das Gefühl gibt, dass andere noch viel hemmungsloser gerupft werden. Die Genugtuung über das Leid der anderen übersteigt beim Neidhammel stets den Schmerz über eigene Einbußen.
Der Dank der Finnen ist uns gewiss
Ist die Übergewinnsteuer im Energiesektor erst platziert, könnte man sie ja Schritt für Schritt überall einführen. Ein linker Traum: So bestimmen endlich Politiker, welches Unternehmen wie viel verdienen darf, ganz unabhängig von dessen tatsächlicher Wirtschaftlichkeit: Guten Morgen Planwirtschaft.
Aber daraus wurde vorerst nichts, stattdessen kam nahezu das Gegenteil, das aus marktwirtschaftlicher Sicht auch nicht besser ist: die Gasumlage. Die angepeilten 34 Milliarden Gesamteinnahmen gehen zu rund zweit Dritteln an den Uniper-Konzern, der bislang an den deutschen Gasimporten prächtig verdient hat, ohne dass jemand nach einer „Übergewinnsteuer“ gerufen hätte.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Importe ja wegen der Energiewende dermaßen expandiert sind. Und wo Energiewende draufsteht, ist kein „Übergewinn“ groß genug. Davon profitieren auch die chinesischen Hersteller von Solaranlagen, die von deutschen Haushalten per Solarförderung himmlisch profitiert haben. Uniper gehört übrigens zu mehr als der Hälfte dem finnischen Staat, der uns gewiss sehr dankbar sein wird für den Milliardensegen aus Germanien.
Hört sich alles nicht so gut an und könnte irgendwann Ärger geben im Volk. Aber so weit sind wir noch nicht, solange Robert Habeck in den Umfragen als beliebtester Politiker abschneidet. Der Minister hüllt seinen faulen Zauber in so wunderschöne Auftritte, dass man ihn einfach lieben muss. Ein Problem ist da eher schon der Kanzler mit seinem Cum-Ex-Schatten. Scholz kann sich immer noch an nichts mehr erinnern, weiß aber hundertprozentig genau, dass allles, woran er sich nicht mehr erinnern kann, vollkommen korrekt abgelaufen ist. Wie das zusammenpasst? Sie sagen es: gar nicht. Damit ruht die moralische Autorität unseres Regierungschefs einzig und allein auf dem elften Gebot: „Du sollst Dich nicht erwischen lassen!“ Ein ziemlich wackeliges Podest. Und wenn die Politik an Cum Ex völlig unschuldig war, warum gibt es dann keine Disziplinarverfahren gegen beteiligte Beamte, die das ja dann aus eigenem Antrieb gemacht haben müssen? Fragen über Fragen.
Die man Scholz nicht stellen kann, weil er ja nichts mehr weiß, weshalb manche frechen Kommentatoren bereits die Frage nach der Diensttauglichkeit des Sozialdemokraten stellen. Kann ein derart zerstreuter Mensch die Regierung unseres Landes führen?
Derweil vergeht kaum ein Tag, ohne dass die Deutschen mit weiteren stimmungmachenden Nachrichten traktiert werden: Die Lufthansa kündigt an, die Zahl ihrer Flüge im Winterhalbjahr drastisch zusammenzustreichen. Betroffen seien vor allem innerdeutsche und innereuropäische Verbindungen.
Warum ausgerechnet die? Weil die Passagiere auf diesen Strecken auf andere Verkehrsmittel ausweichen könnten. Gemeint war wohl vor allem die Bahn. Hier zeigt sich: Die Lufthanseaten kennen die Realität auf unseren Schienen wirklich nur von ganz weit oben. Es herrscht jetzt schon Chaos. Nun hat die Bundesregierung auch noch beschlossen, wegen der Energiekrise Kohlezügen Vorrang vor Personenzügen zu geben, die warten sollen oder ganz ausfallen, wenn die Kohle vorbeifährt. So findet sich manch verhinderter Flugreisender bald vergessen und verzweifelt auf einem Abstellgleis im kalten, dunklen Nirgendwo wieder. Welch Sinnbild für den Zustand Deutschlands.
Tom Schroeder am 30.08.22, 19:19 Uhr
So langsam taucht am Horizont der Kulminationspunkt auf, wenn der dann vorueber gegangen ist geht es dann sukzessive langsam wieder in die richtige Richtung. Toll der Wochenrueckblick - ist so was wie eine ehrlichen "heute-show" - (sorry, lieber Autor, mir fehlen mangels Bildung in diese Richtung die Begrifflichkeiten zu literarischen Figuren). Mein Applaus!
Christian Schmidt am 30.08.22, 09:44 Uhr
MP (BW) Kretschmann der "Waschlappen"
Dieser hat unter johlendem Beifall der Grünen die Kühltürme in Phillipsburg spreegen lassen. Für mich sind das "Grüne Taliban" Das Land BW, und damit die Regierung ist Mehrheitsaktionär der ENBW, dem Betreiber der KKWs in Phillipsbuerg.
Kretschmann bombt uns den Strom weg und jetzt soll ich den Waschlappen nehmen.
Zynischer und bösartiger geht es nicht mehr!
sitra achra am 27.08.22, 13:52 Uhr
Irgendwie knirscht man mit den Zähnen bei soviel gesellschaftlicher und politischer Inkompetenz. Aber wenigstens geht Ihnen das Material für Ihre Philippika nicht aus. Das erfreut und besänfigt. Danke dafür!