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Veronica Strang, Professorin für Anthropologie, stellt ihr gesammeltes Wissen über das Wasser in einem reich bebilderten Buch anschaulich vor
Seit dem Bau des Hoover-Damms wurden in 140 Ländern rund 45.000 über fünf Stockwerke hohe Staudämme erreichtet. Sie stauen 60 Prozent der großen Flüsse weltweit auf und schaffen Stauseen, die zusammen der Fläche von Kalifornien entsprechen“, so Veronica Strang in ihrem Buch „Wasser. Eine Kultur- und Naturgeschichte“. Dieses Faktum ist beeindruckend, führt aber zu mehr als ungutem Erstaunen, wenn man erfährt, dass Studien des NASA-Forschungszentrums ergaben, dass ein derartig großes Wasservolumen von rund zehn Billionen Tonnen die Geschwindigkeit der Erdrotation und die Neigung der Erdachse bereits verändert hat. Im Kapitel acht „Anlagen, die gefährliche Kräfte enthalten“ werden ihre Auswirkungen auf soziale und ökologische Systeme und die Menschheit schlechthin beschrieben.
Die Autorin ist Professorin für Anthropologie an der University of Durham und Direktorin des Institute of Advanced Study in England. Sie beleuchtet das wichtigste Naturelement der Menschheitsgeschichte hochexplosiv, mitreißend und überzeugend aus verschiedensten Blickwinkeln. So kommt man den physikalischen Fakten rund ums Wasser, aber auch den philosophischen Betrachtungsweisen vieler Völker der Welt auf die Spur.
Was meinen Wissenschaftler dazu, wie das Wasser überhaupt auf die Erde kam? Wo gibt es Wasser im All? Wie helfen seine überragenden Eigenschaften dabei, dass Leben auf der Erde möglich ist? Wie sehr schaden wir durch unser Verhalten den lebenswichtigen Süßwasservorräten auf unserem Planeten?
Die meisten wissen nicht, wie viel Wasser bei der Herstellung verschiedener Waren benötigt wird. In den 1990er Jahren entwickelte der britische Geograph Anthony Allan die Möglichkeit, dieses zu berechnen. So steckten nach seiner Theorie in einer Tasse Kaffee rund 140 Liter „virtuelles“ Wasser, in einer Jeans 5400 Liter und in einem Auto 50.000 Liter. Dieser sogenannte blaue Wasserfußabdruck gebe an, wie viel Wasser aus der lokalen Umgebung entnommen, und der „graue Wasserfußabdruck“ zeige, wie viel Abwasser dabei erzeugt wurde. Den Lesern werden die Augen geöffnet über Dinge, die man sicher noch niemals gehört hat, die aber von eminenter Wichtigkeit sind.
Wahrscheinlich hat sich kaum jemand so ausgiebig mit der kulturellen Seite des Wassers, seinen Einfluss auf die Geschichte der Menschheit und der Wechselbeziehung zwischen Wasser und Natur befasst. Eine hochinteressante, manchmal nicht ganz leicht zu konsumierende Lektüre.
Veronica Strang: „Wasser. Eine Kultur- und Naturgeschichte“, Haupt Verlag, Bern 2025, Taschenbuch, 208 Seiten, 28 Euro