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Ein französisches Herausgeberduo hat Beiträge von 100 Wissenschaftlern über Ethnien, Länder und Nationen zusammengetragen
Nicht nur, wer durch das zwangsweise verordnete Arbeiten von zu Hause aus nun auch mehr Zeit für eigene Freizeitaktivitäten wie Lesen hat, sollte sich an das gewaltige Werk von Étienne François und Thomas Serrier „Europa. Die Gegenwart unserer Geschichte“ heranwagen. Auch Menschen, die schon immer politisch interessiert waren und die Geschichte des Zusammenschlusses vieler europäischer Staaten auf diesem Kontinent besser verstehen möchten, finden hier Antworten auf viele Fragen.
Beiträge von über 100 Autoren haben die beiden Herausgeber zusammengestellt und daraus ein dreibändiges Werk erstellt, das es wahrlich in sich hat. Im Original auf Französisch verfasst und 2017 erschienen, wurde die Originalausgabe 2019 ins Deutsche übersetzt. Historiker und Intellektuelle aus Italien, England, Frankreich, den USA, Indien und Japan versuchen in vielfältigster Weise zu beschreiben, was Europa, diesen reichen Kulturraum mit beeindruckender Geschichte, ausmacht. Dabei ist der Bogen weit gespannt und führt den Leser in die Völkerkunde, Archäologie, Religion, Politik und Kunst des Kontinents ein.
Der erste Band ist betitelt mit der „Lebendigen Vergangenheit“, Band zwei beleuchtet die „Vielfalt und Widersprüche“ und der dritte Band die „Globalen Verflechtungen“ Europas.
Dabei ist zu begrüßen, dass jedes Buch wie eine Art Pralinenschachtel zu betrachten ist, da der Leser sich das Thema heraussuchen kann, das einem gerade am besten „schmeckt“ beziehungsweise interessiert oder von dem er am meisten angesprochen wird. Die Beiträge müssen nicht chronologisch gelesen werden. Wer Lust hat, sich als Erstes aus dem dritten Band das Thema „Sklaverei“ herauszupicken oder lieber aus dem ersten Buch etwas über die „Menschenrechte“ lesen möchte, ist genauso gut bedient wie derjenige, der sich von Anfang bis Ende Seite für Seite der Bücher annimmt. Ein fulminantes intellektuelles Erlebnis ist es allemal.
Am Ende des dritten Bandes bietet ein Anhang eine Reihe von Karten zur Erläuterung der Beiträge sowie eine ausführliche Vorstellung aller beteiligten Autoren.
Was eint uns, und was trennt uns? Was Europa und die Europäer wirklich ausmacht, kann sich der Leser am Ende des Großwerks selbst beantworten, wobei die Antworten sicher so mannigfaltig sein werden wie die Ethnien, Nationen und die Länder, in denen wir leben.
Étienne François / Thomas Serrier (Hrsg.)
Europa. Die Gegenwart unserer Geschichte
Verlag wbg Theiss, Darmstadt 2019, gebunden, drei Bände im Schuber, 149 Euro