19.12.2025

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Wo der „Nikolaus“ wirklich geflogen kommt

„Operation Christmas Drop“: Seit sieben Jahrzehnten werfen US-Luftwaffensoldaten Geschenke über einsamen Pazifikinseln ab

Wolfgang Kaufmann
19.12.2025

Am 24. Dezember 1951 flog eine Boeing WB-29 des 54. Wetteraufklärungsgeschwaders der US-Luftwaffe, welche von der Andersen Air Force Base auf der Pazifikinsel Guam kam, über das abgelegene mikronesische Atoll Kapingamarangi 3.500 Seemeilen südwestlich von Hawaii. Als die Besatzung der viermotorigen Maschine winkende Einheimische am Boden sah, trug sie schnell einige Nahrungsmittelkonserven und als Geschenk geeignete Gegenstände zusammen und warf diese mit einem Fallschirm ab. Damit gaben die Männer faktisch den Startschuss für die „Operation Christmas Drop“, welche inzwischen als die am längsten bestehende humanitäre Luftbrücke der Welt gilt.

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit werden seit nunmehr 74 Jahren Kleidungsstücke, Schuhe, Lebensmittel, Medikamente und medizinische Hilfsmittel, Angelausrüstungen, Fischernetze, Werkzeuge, Kühlboxen, Schulbedarf sowie auch Spielzeug über den Inseln der Republik Palau und der Föderierten Staaten von Mikronesien abgeworfen. Viele der Eilande sind aufgrund der riesigen Entfernungen in der Wasserwüste des Stillen Ozeans faktisch von der Außenwelt abgeschnitten und besitzen weder Flugplätze noch Häfen oder Geschäfte. Zudem werden sie oft von Taifunen verwüstet oder von tropischen Krankheiten heimgesucht. Insgesamt kamen bislang die Bewohner von 58 pazifischen Inseln in den Genuss der Lieferungen.

Beteiligt an der „Operation Christmas Drop“ sind Soldaten der US-Luftwaffe, welche auf Guam dienen, sowie auch Piloten von US-Luftwaffenbasen bei Tokio und in Pearl Harbor. Außerdem flogen in den vergangenen Jahren Angehörige der japanischen, australischen, südkoreanischen und kanadischen Luftstreitkräfte Einsätze im Rahmen der weihnachtlichen Missionen. Dabei verwendeten sie genau wie die US-Militärs Transportmaschinen des Typs Hercules, aus denen die 180 Kilogramm schweren Container mit den Hilfsgütern dicht vor den Stränden der Inseln ins Meer geworfen werden.

Alles aus Spenden finanziert
Zuvor erhalten die Insulaner per Funk eine Information über die geplante Lieferung, damit sie die Fracht möglichst schnell bergen können. Trotzdem treiben die Container manchmal ab, was längere Suchaktionen auf offener See erfordert.

Im Militärjargon gelten derartige Aktionen als „Kostengünstige Tiefflug-Abwürfe“ – und tatsächlich dient die „Operation Christmas Drop“ parallel auch als Trainingsmaßnahme, um die Besatzungen der Hercules-Maschinen auf Hilfslieferungen im Kriegs- oder Katastrophenfall vorzubereiten.

Das Gesamtgewicht der bislang abgeworfenen Weihnachtsüberraschungen beläuft sich auf mehr als 1.000 Tonnen – zuletzt schwebten zur Jahreswende 2024/25 40 Tonnen Geschenke auf die mikronesischen Inseln herab. Das erscheint nicht sonderlich viel, allerdings basiert das ganze Unternehmen ausschließlich auf der privaten Spendenbereitschaft der Militärangehörigen und der Einwohner von Guam.


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