22.02.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Asylkrise

Wohnungsleerstand entpuppt sich als Magnet

Je strukturschwächer die Region, desto größer der Zuzug an Asylsuchern

Hermann Müller
29.01.2025

Sind strukturschwache Regionen für Asylsucher als Wohnort besonders attraktiv? Zumindest eine Studie des Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin (WZB)kommt zu dem Schluss, dass in wirtschaftlich schwachen Städten mit hoher Arbeitslosigkeit oft ein überproportionalen Zuzug von Migranten zu beobachten ist. Als Grund sehen die Forscher das Vorhandensein von günstigem Wohnraum durch den Leerstand von Wohnungen an: „Gleichzeitig sind Flüchtlinge oft auf die Infrastrukturen größerer Städte angewiesen“, so die Studienautoren.

Deutschlandweit liegt der Anteil anerkannter Flüchtlinge an der Gesamtbevölkerung laut der Untersuchung bei etwa 2,9 Prozent. In vielen Städten des Ruhrgebiets und auch in einigen Städten in den östlichen Bundesländern liegt der Anteil allerdings deutlich höher. Für die Studie hatte das WZB den Zeitraum von 2015 bis 2019 untersucht. Betrachtet wurden für die Studie die Umzüge von mehr als 2400 Asylbewerbern. Duisburg erlebt im Untersuchungszeitraum mit einem Plus von 5,6 Prozentpunkte einen überproportionalen Zuzug von Asylbewerbern. Ebenso Salzgitter mit einem Plus von 7,2 Prozent.

Ärmere Gegenden bevorzugt
Auch in Cottbus stieg der Bevölkerungsanteil von Asylsuchern von 0,7 auf 7,2 Prozent. Insgesamt stieg in den östlichen Bundesländern der Anteil im Zeitraum von 2015 bis 2024 allerdings nur von 0,9 auf 2,9 Prozent. In vielen wohlhabenden Regionen Bayerns, in denen es oft einen ungedeckten Arbeitskräftebedarf gab, stieg der Bevölkerungsanteil von Flüchtlingen weitaus weniger. Im Landkreis Eichstätt betrug der Anstieg etwa nur um 0,1 Prozentpunkte.

„In unserer Studie sehen wir klar, dass die Flüchtlinge nach Aufhebung der Beschränkungen verstärkt in ärmere Gegenden ziehen – zumindest unter den Gegebenheiten des aktuellen Wohnungsmarkts. Daher stellt die Wohnungsnot ein erhebliches Integrationshindernis dar“, so Jonas Wiedner vom Wissenschaftszentrums für Sozialforschung Berlin.

Wie es in einer Mitteilung des Zentrums heißt, „sehen sich Kommunen mit einer ohnehin herausfordernden Sozialstruktur höheren Belastungen durch die Integration der Flüchtlinge ausgesetzt“.

Nicht alle Städte sind ohne eigenes Zutun in diese Lage geraten. Im Land Brandenburg haben Cottbus und Frankfurt (Oder) den Zuzug von Migranten als Chance gesehen, hohe Leerstandsquoten in ihren Plattenbauvierteln zu verringern. Cottbus half der Ausländerzug auch dabei, seinen 2019 verloren gegangenen Status als Großstadt wiederzuerlangen. Die Stadt war zeitweilig unter die Marke von 100.000 Einwohnern gefallen. Mit dem Status sind finanzielle Zuschüsse vom Land verbunden. Noch 2021 hatte die Lausitzmetropole sich in einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum „sicheren Hafen“ für Asylbewerber erklärt und angekündigt, freiwillig mehr Migranten aufzunehmen. Ein Jahr später erklärte der damalige Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) dann allerdings bereits unter Hinweis auf ausgeschöpfte Kapazitäten, die Stadt wolle keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS