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Über die Kunst, in irrsinnigen Zeiten die Nerven zu behalten. Und warum Weihnachten dafür genau der richtige Zeitpunkt ist
Es geht auf Weihnachten und den Jahreswechsel zu. Also jene Tage, in denen man öfter als sonst ins Grübeln gerät und sich in ruhigen Augenblicken schon mal fragt: Was für ein Wahnsinn war nun das wieder, dieses zu Ende gehende Jahr? Und wie komme ich vor alledem mal wirklich zur Ruhe?
Im Advent 2025 erinnern wir uns an die vorzeitige Bundestagswahl im Februar, das abrupte Ende des grünen Heilsbringers Robert Habeck, an quälende Koalitionsverhandlungen und eine neue Regierung, die nicht zusammenpasst, aber dafür vom ersten Kanzler geführt wird, der einen Pilotenschein besitzt. Unterdessen ist Donald Trump, der mit dem Kriegsherrn Putin binnen eines Tages Frieden schließen wollte und es auch nach zehn Monaten nicht geschafft hat, zum zweiten Mal US-Präsident, während der heillose Dauerkrieg im Nahen Osten ohne jede Friedensperspektive bleibt. Massenmord und Vertreibung im Sudan, Naturkatastrophen aller Art – und zuletzt der muslimische Terroranschlag mit 16 Toten in Sydney, wo sich zahlreiche Juden zu Beginn des Chanukka-Festes am berühmten Bondi Beach versammelt hatten. Die unmissverständliche Botschaft: Der mörderische Israel- und Judenhass kann überall und jederzeit zuschlagen.
All das wäre bedrückend genug. Doch durch die technologischen Innovationen der letzten Jahre kennt das Bombardement schlechter Nachrichten keine Pause mehr. Rund um die Uhr schlagen Minute für Minute die Marschflugkörper der Informationsgesellschaft ein – vom Frühstücksfernsehen bis zu den Spätnachrichten oder via Online-Eilmeldung, „Push“-Nachricht und Post aus dem Weltreich der (un)sozialen Medien.
Der Modus der kalkulierten Dauererregung bringt die entscheidenden Klicks und Bytes im Kampf um Aufmerksamkeit, und wir alle machen mit. Viele Zeitgenossen legen ihr Handy gar nicht mehr aus der Hand, egal, wo sie sind. Sie könnten ja was verpassen, noch beim Einsteigen in den Zug oder auf dem Weg zur Toilette. Im Restaurant liegt das Ding gleich neben den Spaghetti Carbonara, und wenn das Gespräch etwas abflaut, schaut man kurz nach neuesten Mails und Eil-Mitteilungen. Rasch die Weltlage gecheckt, und dann weiter mit der Pasta-Gabel. Wo waren wir stehengeblieben? Von Ferne grüßt Kurt Tucholskys „Herr Wendriner“, der freilich noch mit dem Schnurtelefon kämpfte. „Hallo, hallo, wieso ist da niemand?!“
Ablenkung vom täglichen Grauen
Doch gerade in diesem Jahr des nicht enden wollenden Alarmzustands schalten immer mehr Menschen ab – im buchstäblichen Sinne. Sie hören und schauen bewusst keine Nachrichten mehr, auch keine Polit-Talkshows mit den immergleichen Wichtigtuer-Nasen. Stattdessen surfen sie durch bunte Bilderwelten, Mode, Urlaub, Reise, Gastronomie, schöne Dinge eben, Ablenkung vom täglichen Grauen, von Klimahysterie, Apokalypse-Verliebtheit und Endzeitstimmung. Die Älteren fragen sich derweil: Ist es heute eigentlich schlimmer denn je? War es früher nicht doch besser? Oder liegt das Unwohlsein daran, dass wir jeden Schrecken, egal wo auf der Erde, in „Echtzeit“ nach Hause geliefert kriegen?
Es gibt Statistiken über Kriege und Katastrophen, Hunger und Elend, deren Ergebnis ist: Nein! Heute ist es besser als früher, trotz alledem. Und: Wie sah es denn, bitteschön, an Weihnachten 1945 hierzulande aus – nach einem schrecklichen Weltkrieg mit über 50 Millionen Toten, dem Völkermord an den Juden, Bombenkrieg sowie Flucht und Vertreibung?
Doch alle sachliche Einordnung ändert nichts daran, dass Stress, Erschöpfung und psychische Erkrankungen zunehmen, und das schon bei Kindern, dass Depression und Pessimismus an Boden gewinnen, während optimistische Haltungen, womöglich gepaart mit Lust auf Zukunft, Hoffnung und Aufbruch, immer seltener werden. Ob das nun den endgültigen „Untergang des Abendlandes“ (Oswald Spengler) annonciert, den Zerfall des alten christlichen Europas, den Trump und Putin unisono prophezeien, oder ob sich neue, frische Kräfte entwickeln – es scheint nicht zuletzt eine Frage der Mentalität zu sein.
Unverkennbar ist jedenfalls eine Art geistig-kultureller Auszehrung jenes Kontinents, der einst die Welt eroberte und prägte, von Athen und Rom aus, aus Madrid, Lissabon, Genua, Venedig und Paris, Antwerpen, Hamburg, Berlin und Königsberg.
Wie weit Geistesverwirrung und Selbstverleugnung der westlichen Kultur schon gediehen sind, zeigt eine Aktion der Friedenskirche in Berlin-Charlottenburg. Dort wurde im Advent die Aktion „Decolonizing Christmas“ (Weihnacht entkolonialisieren) durchgeführt, gefördert vom Kultursenat der Hauptstadt unter tätiger Mithilfe von Prof. Dr. Tuba Işik, Professorin für Islamische Religionspädagogik und Praktische Theologie an der Humboldt-Universität, und Gökce Aydin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Islamische Religionspädagogik und Praktische Theologie. Wenn das keine Weihnachtsexperten sind! Wahrscheinlich werden sie uns auch aus der islamischen Religionspädagogik heraus
erklären können, warum Weihnachtsmärkte inzwischen zu Hochsicherheits- und Messerverbotszonen geworden sind.
Abwicklung des Christentums
Dass Maria, Joseph und der kleine jüdische Jesus, in einem dunklen Stall geboren, „entkolonisiert“ werden müssen, dürfte nicht nur für die im gottlosen Berlin verbliebenen Christen einigermaßen neu sein. Ähnliches gilt für die Hirten und den Erzengel Gabriel, die bislang auch nicht als Sklavenhalter aufgefallen waren. Aber es steht wörtlich da: „Interreligiöse und Rassismus-kritische Führungen durch den Weihnachtsgarten. Zwischen Tradition, Religion und Rassismus – Weihnachten neu denken!“
Zu dieser Abwicklung des Christentums passt, dass in der evangelischen Kirche gerade ein neues Gesangbuch „ausprobiert“ wird. Dort soll das alte Kirchenlied „Lobet den Herrn!“ depatriarchalisiert werden und künftig „Lobet die Eine!“ heißen. Auch der Deutschlandfunk lieferte seinen Beitrag zur Ent-Sakralisierung christlicher Besinnlichkeit und interviewte ausgerechnet am zweiten Adventssonntag den linken Armutsforscher Christoph Butterwegge zum Thema „Schokoladenpreise“. Jesus, Maria und Joseph! Was hätte man früher zu alldem gesagt? Wahrscheinlich: „Wenn einem so viel Irres widerfährt, ist das einen Asbach Uralt wert!“
Umso mehr gilt es jetzt, die Nerven zu behalten. Einfach mal wieder rausgehen, unter normale Menschen, gerne auch aufs Land, zu Freunden, in die Stammkneipe, Bergwandern oder auf den Radwanderweg an Mosel, Main oder Saale. Ins Grüne, auch wenn es im Winter eher grau ist. Zu Weihnachten in die Kirche, nach langer Zeit wieder einmal. Abstand gewinnen, auch von sich selbst.
Viele werden sich noch an Mark Aurel erinnern, den letzten römischen Philosophenkaiser, der sehr viel Kluges zur Kunst der Gelassenheit in aufgewühlten Zeiten sagte: „Kümmere dich um das, was in deiner Macht steht. Gräme dich nicht über Unabänderliches und Unerreichbares. So oft du an der Unverschämtheit jemandes Anstoß nimmst, frage dich sogleich: Ist es auch möglich, dass es in der Welt keine unverschämten Leute gibt? Das ist nicht möglich. Verlange also nicht das Unmögliche.“
Da hat der Kaiser gut reden. Er hat es hinter sich. Wir Nachgeborenen müssen indes versuchen, dem Wahnsinn der Welt mit Vernunft und Empathie zu begegnen, ohne von ihm verschlungen zu werden. Chanukka Sameach! Frohe Weihnachten!