05.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Istanbul

Zeugnis deutsch-türkischer Freundschaft

Unweit der Hagia Sophia und der Blauen Moschee – Vor 125 Jahren stiftete Kaiser Wilhelm II. der Stadt am Bosporus einen Brunnen

Helga Schnehagen
04.12.2023

Ausgangspunkt für die Besichtigung Istanbuls ist in der Regel das ehemalige Hippodrom. Das mag 1898, als Kaiser Wilhelm II. auf seiner Orientreise Istanbul besuchte, kaum anders gewesen sein. Zum Andenken stiftete er einen Brunnen, der am 27. Januar 1901, seinem 42. Geburtstag, eingeweiht wurde.

Das steinerne Zeugnis der Männerfreundschaft zwischen dem Hohenzollern und dem letzten Sultan Abdul Hamid II. ist ein nationales Kunstdenkmal, das von den Türken sorgsam gepflegt wird. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden schon 1921 statt, später auch unter Kenan Evren, der durch den Militärputsch von 1980 an die Macht gelangt war. Zuletzt wurde der pavillonartige Brunnen 2013 komplett restauriert.

Der acht Meter hohe neoromanisch-byzantinische Kuppelbau mit acht Säulen aus grünem Porphyr war in Deutschland in Einzelteilen hergestellt, nach Istanbul verschickt und dort an prominenter Stelle aufgestellt worden. Seit 125 Jahren hat er seinen Platz im Norden des heute zur Platzanlage reduzierten antiken Hippodroms zwischen der Sultan-Ahmed-Moschee (1590–1617), besser bekannt als Blaue Moschee, und der Hagia Sophia, einst ehemalige byzantinischen Kirche, dann Museum, jetzt Moschee. Die Hinweise auf den Stifter und den Beschenkten sind im goldenen Mosaik der Kuppel verewigt. Jeweils viermal erscheint hier das Monogramm Kaiser Wilhelms II. sowie die Tuğra, der Namenszug des Herrschers über das Osmanische Reich.

In der Blickachse in südlicher Richtung ragen in der Mitte des Hippodroms zwei Obelisken in die Höhe. Den ersten altägyptischen Obelisken hatte Kaiser Theodosius I. um 390 aus Karnak nach Konstantinopel bringen lassen, der zweite, der „Konstantinische Obelisk“, fand als gemauertes spätrömisches Denkmal ebenfalls im 4. Jahrhundert hier seine Aufstellung.

Brunnen mit Stifternamen findet man überall in der Türkei. Diese Quellen kostenlosen sauberen Wassers galten im Nahen Osten als besonders rühmliche Wohltat. Nach den Worten von Oberhofmeister Freiherr von Mirbach „beschloss Seine Majestät, sich einer allgemeinen Not der Armen, die in diesem trockenen, heißen Jahre besonders hervorgetreten war, des Mangels an gutem Trinkwasser, anzunehmen und in der Stadt einen öffentlichen, immer fließenden Brunnen ... errichten zu lassen. Am 22. Oktober früh zeichnete der Kaiser selbst auf der Dampferfahrt nach Therapia den Entwurf, ließ ihn von Professor Knackfuß etwas ausführen und überreichte die Skizze vor seiner Abfahrt dem Sultan.“

Der Brunnen war ein Gegengeschenk. Schon 1880 hatte der Sultan dem deutschen Kaiserreich im noblen Vorort Tarabya, etwa 15 Kilometer nördlich vom Istanbuler Stadtzentrum, ein Grundstück zur diplomatischen Nutzung geschenkt. Die darauf erbaute Sommerresidenz mit vier Gebäuden wird bis heute als Ort des deutsch-türkischen Dialogs genutzt. Offizielle Veranstaltungen für Kultur, Politik und Wirtschaft der Botschaft und des Generalkonsulats finden darunter im Haus des Botschafters statt.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

sitra achra am 04.12.23, 18:32 Uhr

Wie sich die Zeiten ändern. Von deutsch-türkischer Freundschaft kann schon lange keine Rede mehr sein. Wie kann es angehen, dass die türkische Bevölkerung einen Pascha verehrt, der die Menschenrechte mit Füßen tritt und Europa, einschließlich der ehemaligen deutschen Freunde, auf bösartige Weise diskriminiert und beleidigt. Das ist wahrlich keine Grundlage für die Fortsetzung einer freundschaftlichen Beziehung. Es besteht zwar keine offene Feindschaft, aber das Verhältnis ist erheblich abgekühlt und das Interesse an dem ehemaligen Freund tendiert gegen Null. Die Türkei mutierte nämlich zum Brunnenvergifter, woran das schöne Geschenk von Wilhelm II nichts ändert.

Ralf Pöhling am 04.12.23, 17:38 Uhr

Die Türken haben uns in den letzten Jahrzehnten, genauer seit Machtergreifung Erdogans, ganz brutal, hinterhältig und vollkommen rücksichtslos total verarscht. Unsere Dienste wissen dazu mehr. Viel mehr. So viel, dass es die deutsche Bevölkerung verunsichern könnte. Die Grenzöffnung 2015 und der IS spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Eine irgendwie geartete Annäherung oder Gesprächsbasis zwischen Deutschland und der Türkei gibt es deswegen nicht. Erst müssen sämtliche(!) 2 + Millionen illegal eingeschleuste Landnehmer sowie auch sämtliche "Hinterzimmerdiplomaten" aus Erdogans Dunstkreis, die hier die Politik manipulieren, von der Türkei in vollem Umfang zurückgenommen werden. Bevor das nicht passiert ist, gibt es nichts zu reden. Gar nichts. Und weil wir schon mal dabei sind: Das gleiche gilt auch für den Iran, Marokko und die Strippenzieher/Finanziers in Katar. Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, erweitert sich die Forderung nach Rücknahme der Problemfälle auch aus den Beneluxstaaten sowie auch aus Frankreich zurück in die islamische Welt. Und wenn dann immer noch nichts passiert, wird der Regime Change zur einzigen noch gangbaren Option. Das ist keine leere Drohung. Verarschen können wir uns selber. Dafür braucht es keine Despoten vom anderen Ende der Welt.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS