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Sommeröffnung weiterer Häuser der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten – Sonderpräsentation im Marmorpalais
Sich einmal bei den Preußenkönigen wie zu Gast fühlen – das ist seit Anfang Mai wieder in vielen Einrichtungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) möglich. Nachdem in der Wintersaison einige Häuser regulär geschlossen waren, werden sie in der warmen Jahreszeit sukzessive wieder für die Besucher geöffnet.
So können Interessierte in der Bildergalerie im Potsdamer Park Sanssouci beispielsweise wieder die Gemäldesammlung bewundern, in der sich auch kostbare Werke wie eine berühmte Version des „ungläubigen Thomas“ des italienischen Renaissancemalers Caravaggio (1571–1610) befinden. Auch das „Moschee“ genannte Dampfmaschinenhaus an der Havel ist wieder geöffnet, wo man an jedem ersten Sonntag im Monat ein noch in Betrieb befindliches technisches Wunderwerk aus dem Jahr 1842 erleben kann.
Im Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten präsentiert die SPSG mit der Ausstellung „Die Blüte(n) des Klassizismus“ zudem wieder ein bemerkenswertes Porzellanservice von 1795 an einer gedeckten Tafel. Im Sommer 2022 konnte die Preußenstiftung 37 Teile eines Services, das die Königliche Porzellan-Manufaktur von Berlin (KPM) ab 1795 für König Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) herstellte, erwerben. Es wurde ursprünglich im Berliner Schloss verwendet und erfreute sich, wie die beträchtliche Menge an späteren Ergänzungs- oder Ersatzstücken zeigt, noch im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert bei Hofe sehr großer Beliebtheit.
Im Marmorpalais, dem frühklassizistischen Sommerschloss Friedrich Wil-helms II. am Heiligen See, erwartet das Publikum eine nach zeitgenössischen Vorbildern gedeckte Mittagstafel. Weitere Porzellangegenstände aus der Zeit Friedrich Wilhelms II. geben über die faszinierende Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Services Aufschluss. Unter anderem ist hier zu erfahren, was das Porzellanservice mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und dem revolutionären Frankreich zu tun hat, die im Basler Frieden von 1795 offiziell beendet wurden.
Eine Geschmacksrevolution war das Blumendekor des Services, das unter dem Namen „fleurs en terrasse“ als einer der Höhepunkte der Blumenmalerei der KPM gilt. Erstmals wurden nicht mehr, wie bislang auf Berliner Porzellan üblich, künstliche Sträuße oder Streublumen dargestellt, sondern Blumen, die natürlich auf einer Wiese wachsen. Auf eindrucksvolle Weise vollzog das Service damit den Wandel vom Rokoko zur schlichten Eleganz des Klassizismus.
Mit seiner Blumenmalerei holte das Service begehrte Zierblumen der Zeit, darunter Aurikeln, Ranunkeln, Nelken und Anemonen, sowie sentimental konnotierte Sorten wie Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen (französisch pensée, der Gedanke) gewissermaßen aus dem Garten auf den Tisch. Um diesen direkten Bezug zur historischen Gartenwelt erneut herzustellen, werden an drei Standorten im Neuen Garten Infosockel mit Blumenkübeln aufgestellt, welche die Gärtner der Stiftung mit den entsprechenden Blumensorten des Tafelservices bepflanzt haben. Im Frühling blühen also die Preußenschlösser so richtig auf.
„Die Blüte(n) des Klassizismus, Sonderpräsentation zum Neuerwerb eines Tafelservices König Friedrich Wilhelms II.“ bis 31. Oktober im Marmorpalais, Im Neuen Garten 10, 14469 Potsdam. Besichtigung im Rahmen der regulären Schlossführung für 8 Euro, Sonderführungen zur Präsentation am 30. Mai, 18. Juli und 22. August jeweils um 18 Uhr für 12 Euro. www.spsg.de