Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die ostpreußische Berg- und Hügellandschaft hat neben herrlichen Panoramen sogar alpine Möglichkeiten zu bieten
Die heutige Landschaft Ostpreußens wurde ganz maßgeblich von der Eiszeit geformt. Nach dem Abschmelzen der gigantischen Gletscher, die sich zuvor von Norden her über die Region geschoben hatten, blieben zahllose Seen sowie Hügel aus Geröll und Schutt zurück. Letztere bilden nun unter anderem den Baltischen Landrücken und die Samländische Anhöhe. Die höchste Erhebung auf dem Gebiet Ostpreußens ist dabei die Kernsdorfer Höhe südlich von Osterode, welche bis 312 Meter über Normalnull aufragt. Nur wenig niedriger sind der Seesker Berg (309 Meter) und der Tannenberg (308 Meter), die beide in der Nähe von Goldap liegen.
Bereits vor der Eroberung Ostpreußens durch den Deutschen Orden errichtete der baltische Volksstamm der Prußen auf den dortigen Erhebungen Fluchtburgen oder geschützte Höhensiedlungen. Dem verdanken viele Berge ihren noch heute gebräuchlichen Namen wie beispielsweise der 111 Meter hohe Galtgarben nordwestlich von Königsberg. Für die Prußen war er jedoch der „Gefrorene Berg“ (Galtinis Garbis).
Von Zwergen und Geisterfrauen
Nach der Ankunft der ersten deutschen Siedler entstanden dann alsbald mystische Sagen und geheimnisvolle Mythen rund um die Bergwelt Ostpreußens, die oftmals in einem leicht gespenstigen Dunst und Nebel lag. So hieß es beispielsweise, dass in den Tiefen des Goldberges (229 Meter) unweit von Neidenburg fleißige Zwerge nach dem Edelmetall graben würden. Und auf dem Goldaper Berg (272 Meter) stand früher angeblich ein verwunschenes Schloss, dessen Herrin der Legende nach alle hundert Jahre herumspukt und sehnlichst auf ihre Erlösung wartet.
Gleichzeitig gab es aber auch reale Ereignisse voller Dramatik, die sich in den Bergen Ostpreußens abspielten. Im Jahre 1807 erschlugen die Bauern aus den Dörfern rund um die Kernsdorfer Höhe etliche Angehörige der napoleonischen Besatzungsarmee und warfen deren Leichen in ein Gewässer, das noch heute aufgrund der damaligen blutigen Vorkommnisse Franzosensee heißt. Daraufhin übten die Invasoren blutige Vergeltung.
Im Jahr 1914 wiederum wurde der nur 68 Meter hohe Signalberg bei Ragnit zum Schauplatz kriegerischer Handlungen. Dabei starb der deutsche Soldat Karl Wendt durch eine russische Granate. Und im März 1920 erschossen Wilderer den Förster Gustav Napierski im Wald am Goldberg, der sie beim Schießen des Wildes auf frischer Tat ertappt hatte.
Ansonsten dienten viele Berge in Ostpreußen als Erholungsgebiet für die Bewohner der umliegenden Städte. Daraus resultierte der Bau diverser Aussichtstürme, zu denen sich ab Ende des 19. Jahrhunderts noch einige aus Stein gemauerte Bismarcktürme gesellten, darunter auf dem Signalberg, dem Galtgarben und den Kallner Bergen bei Gumbinnen.
Allerdings erlangte der Galtgarben schon mit dem Befreiungskampf gegen Napoleon besondere Bedeutung, denn er trug ein auf Initiative des Kriegsrates Johann Georg Scheffner errichtetes Gipfelkreuz zu Ehren der siegreichen Ostpreußischen Landwehr. In dessen Umfeld zelebrierten die Studenten der Albertus-Universität in Königsberg gemeinsam mit den Bürgern der Stadt Gedenkfeiern anlässlich des Triumphs über Frankreich. Dazu kamen später noch die sommerlichen Sonnwendfeste.
Gleichzeitig dienten etliche ostpreußische Berge als Wintersportgebiet. Bei einer mittleren Januartemperatur von fünf Grad Celsius unter Null lag auf ihnen fast jeden Winter Schnee, was sowohl die Skifahrer als auch die Rodler zu würdigen wussten. Die steilsten Abfahrten gab es dabei an der Kernsdorfer Höhe, aber der nur 111 Meter aufragende Galtgarben taugte ebenfalls zum Wintersportparadies. Deshalb wurde hier 1920 die Ostpreußenschanze errichtet, welche Sprünge von bis zu etwa 40 Metern Weite erlaubte. Da der Galtgarben zum Ende des Zweiten Weltkrieges schwer umkämpft war, blieb kein einziges Gebäude an seinen Hängen stehen, und auch die Sprungschanze fiel schließlich dem Beschuss zum Opfer. Ebenso kam es zur Zerstörung des Bismarckturmes. Im Januar 1945 eroberten Sowjettruppen Teile des Galtgarbens und gruben sich dort ein. Allerdings drängte die Wehrmacht die Rotarmisten am 1. März 1945 zurück. Daraufhin sprengten die Flüchtenden den Turm, in dem viel Munition lagerte, per Fernzündung.
Vom Kampf- zum Erholungsgebiet
In den letzten Kriegstagen wurden auch die Goldberge zum Schauplatz von Kämpfen. Das Wehrmacht-Generalkommando in Königsberg stellte angesichts des feindlichen Vormarschs im Osten im Herbst 1944 mehrere Sonderdienst-Kommandos für den Partisanenkampf hinter der Front zusammen. Eines davon verfügte über mehrere Bunker im Bereich der Forstämter Kaltenborn und Hartigswalde. Hier gingen im Januar 1945 drei Mann in Stellung, nämlich der Revierförster und Kommandoführer Horst Tabert und seine beiden Unterstellten Wilhelm Szuplinski und Otto Kölsch. Diesen gelang es, sich bis zum Herbst 1945 in den Goldbergen zu verstecken und einen sowjetischen Güterzug zu sprengen. Tabert wurde dann beim Versuch, nach Westen zu gehen, von Soldaten der Roten Armee tödlich verletzt, während Szuplinski die Flucht nach Deutschland gelang. Über das Schicksal von Kölsch ist dahingegen nichts bekannt.
Heute herrscht in Ostpreußens Bergen wieder weitestgehend Ruhe, weshalb sie erneut ein Paradies für Wanderer und Skifahrer darstellen. Auf die Letzteren wartet an der Kernsdorfer Höhe nun sogar ein Skilift.