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Einst Begräbnisstätte derer von Putbus zeigt die Kirche eine vielgestaltige Ausstattung mit kunsthistorischen Besonderheiten
Vilmnitz liegt vier Kilometer östlich von Putbus auf Rügen und entwickelte sich parallel zur Maria-Magdalena-Kirche als Dorf. Heute ist es ein Ortsteil der Stadt Putbus im Landkreis Vorpommern-Rügen. Die Kirche St. Maria Magdalena in Vilmnitz wurde am 17. Mai 1249, vor 775 Jahren, erstmalig urkundlich erwähnt. Sie wurde von einem Bruder des Rügenfürsten Jaromar I. begründet und kann bis heute auf einige Besonderheiten verweisen, die für ein andauerndes Interesse sorgen.
Die spätromanisch-gotische Backsteinkirche war über Jahrhunderte die Begräbnisstätte für die Adelsfamilie von Putbus. Sie besitzt eine gut erhaltene reiche Ausstattung und wurde 1967 als Drehort für den Film „Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche“ genutzt.
Erbaut Anfang des 13. Jahrhunderts im Stil der Romanik mit gotischen Elementen auf einem Hügel am Rande des Ortes, bewahrt sie bis heute die ursprüngliche Dreiteiligkeit. Sie umfasst den quadratischen Turm, das vierjochige Langhaus und den Chor. Ab 1351 ist die Nutzung der Kirche als Grabstätte derer von Putbus nachgewiesen. Diese Nutzung dauerte bis ins Jahr 1867 und ermöglicht den Blick auf 28 erhaltene Särge der Adelsfamilie. Dazu gehören die Sarkophage des Grafen Malte zu Putbus und dessen Frau sowie die Särge von Fürst Wilhelm Malte I. sowie dessen Frau.
Fürst Wilhelm Malte I., aus einem alten slawisch-rügenschen Adelsgeschlecht stammend, machte in schwedischen und preußischen Diensten Karriere und war der Stadtgründer von Putbus, dessen klassizistische Gebäudeensemble mit dem Circus in Putbus, einem Rondellplatz, bis heute beeindruckt. Er bezog bei seiner Bauplanung auch den berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel ein. Ab 1867 diente dann im Putbuser Park ein neues Mausoleum als Begräbnisstätte für die Fürstenfamilie.
Berühmter Orgelbauer
Die vielgestaltige Ausstattung der Vilmnitzer Kirche reicht vom Hochaltar und die Barockkanzel über zahlreiche Epitaphien bis zur Orgel auf der Westempore. Der Hochaltar besteht aus Sandstein und besitzt im Sockel ein Abendmahlrelief. Im Unterteil des Aufsatzes befindet sich eine plastische Gruppe, die das letzte Abendmahl zeigt.
Die sechseckige Barockkanzel mit einer Mosesfigur als Kanzelfuß bildet mit dem Beichtstuhl eine Einheit. In den Feldern des Korbes sind Figuren der Evangelisten eingearbeitet. Das Ensemble aus Beichtstuhl und Kanzel schuf 1722 der Stralsunder Kunstschreiner Hans Broder. Es gilt bis heute als eine kunsthistorische Besonderheit.
Die aktuelle Orgel auf der Westempore wurde 1866 vom Stralsunder Orgelbauer Friedrich Albert Mehmel erbaut und 1996 restauriert. Mehmel stammte aus Mitteldeutschland, er hatte berühmte Orgelbauer als Lehrmeister wie Johann Friedrich Schulze und Friedrich Ladegast und war mit eigener Werkstatt in Stralsund in ganz Norddeutschland zwischen Nord- und Ostsee bis Kolberg tätig.
Seit über 20 Jahren finden auf dieser Vilmnitzer Mehmel-Orgel in den Sommermonaten Orgelkonzerte statt. Neben der Kirche St. Maria Magdalena gelten auch das Haus Stubbenkammer und der Erbkrug im Schweizer Stil nach einem Schinkelentwurf als Sehenswürdigkeiten im Ort.
Die evangelische Kirchgemeinde von Vilmnitz mit der Maria-Magdalena-Kirche gehört seit 2012 zur Propstei Stralsund. Die Sanierung des Sakralbaus wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanziell unterstützt.
Besichtigungen kann man bei der Evangelischen Kirchengemeinde Vilmnitz anmelden: Telefon (03830) 590