15.06.2025

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„Der Islam ist hier der Chef“: Grundschule des betroffenen Lehrers in Berlin-Moabit
Bild: picture alliance/dpa|Sebastian Gollnow„Der Islam ist hier der Chef“: Grundschule des betroffenen Lehrers in Berlin-Moabit

Diskriminierung

Ablenkung statt klarer Position

Nach der Vertreibung eines schwulen Berliner Lehrers drehen linke Politiker vielsagende Pirouetten

Hermann Müller
05.06.2025

An einer Grundschule in Berlin-Moabit ist ein homosexueller Lehrer nach eigenen Angaben über Monate von Schülern aus muslimischen Familien beschimpft und beleidigt worden. Wie der 43-jährige Pädagoge gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ schilderte, ist er unter anderem von einem Sechstklässler mit den Worten „Du Schwuler, geh weg von hier. Der Islam ist hier der Chef“ angefeindet worden. Nach Angaben einer Kollegin wurde der Lehrer von Schülern auch als „Familienschande“ und als „Schande für den Islam“ beschimpft. An der Schule haben 95 Prozent der rund 300 Schüler einen Migrationshintergrund. Eine Lehrkraft erklärte: „Der Islam zieht an unserer Schule immer weitere Kreise.“

Begonnen haben die Probleme bereits vor der Corona-Pandemie, als Schüler den Lehrer nach Frau und Kindern fragten. Er antwortete, dass er mit einem Ehemann zusammenlebe. Nach dem Ende der Pandemie-Maßnahmen begann schließlich wieder der reguläre Schulunterricht. Damit fingen auch die Beleidigungen und Bedrohungen durch Schüler wieder an. Mittlerweile ist der gemobbte Lehrer als dienstunfähig krankgeschrieben. Er wehrt sich jetzt auch rechtlich.

Queerbeauftragter windet sich
Im Raum steht unter anderem die Frage, ob die Schulleitung zu dem Vorwurf, Schüler aus muslimischen Elternhäusern hätten den Lehrer wegen seiner Homosexualität gemobbt, klar Stellung bezogen hat. Der Lehrer wies zudem darauf hin, dass der Leiter der Schulaufsicht des Bezirks Berlin-Mitte ihm einen Brief geschickt habe. In dem Schreiben soll es heißen, von dem Pädagogen werde „ein professioneller Umgang mit Schülerinnen und Schülern“ unter „Wahrung einer körperlichen und emotionalen Distanz“ erwartet. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ zeigte sich der Lehrer fassungslos: „Ich bin es doch, der hier diskriminiert wird.“

Die Vorgänge an der Grundschule haben sich inzwischen zu einem Politikum entwickelt. Für Aufsehen hat vor allem die Reaktion von Alfonso Pantisano gesorgt. Der Queerbeauftragte des Berliner Senats teilte der „Berliner Zeitung“ mit, er habe den betroffenen Lehrer sowie Schulleitung und Schulaufsicht um ein Gespräch gebeten. Wie die Zeitung berichtet, vermied es Pantisano allerdings anzusprechen, dass „der Hass auf den Lehrer von muslimischen Schülern geschürt wird, mit ausdrücklichem Hinweis auf den Islam“.

Der Senatsbeauftragte sprach stattdessen von „Queerfeindlichkeit in allen Schichten und Kulturen unserer Gesellschaft“. Laut Pantisano geht die Queerfeindlichkeit „sowohl vom Islam als auch von der katholischen Kirche, den Zeugen Jehovas, den orthodoxen Kirchen und neuerdings immer heftiger auch den Evangelikalen“ aus. Kommentatoren warfen dem SPD-Mitglied Pantisano daraufhin vor, er betreibe eine Gleichsetzung, für die es keine Grundlage gebe.

Bemerkenswert fiel auch die Reaktion von Lamya Kaddor, der innenpolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, aus. Sie schrieb, wie „reflexartig in solchen Fällen muslimische Schüler*innen zum Hauptproblem erklärt werden, als wäre Queerfeindlichkeit ein exklusives ‚Problem der anderen'“. Die Politikerin schrieb zudem auf „X“: „Wer nun mit dem Finger nur auf eine bestimmte Gruppe zeigt, bedient nicht nur rassistische Narrative, sondern verhindert auch echte Lösungen.“

Fokus auf „Islamfeindlichkeit“
Die Gesamtelternvertretung der Berliner Schule machte in einer Erklärung inzwischen deutlich, dass sie an der Seite des betroffenen Lehrers stehe. Verbunden war dies mit der Forderung, die Schule müsse „endlich in den Fokus der verantwortlichen Behörden rücken“. Laut der Gesamtelternvertretung haben Kinder über „Ausgrenzung, Gewalt und fehlenden Respekt in der Schülerschaft“ berichtet. Weiter heißt es in der Erklärung: „Leider kommt es dazu, dass Religion missbraucht wird, um andere Kinder und Erwachsene zu diskriminieren und herabzuwürdigen. Es fallen zum Beispiel Kommentare zu Geschlechterrollen oder Speisevorschriften. Religiös-fundamentalistische Anfeindungen bleiben innerhalb der Schülerschaft zu oft unwidersprochen.“

Die Rahmenbedingungen, um der Ausbreitung einer fundamentalistischen und intoleranten Auslegung des Islam an den Berliner Schulen Einhalt zu bieten, dürften künftig vermutlich eher schwieriger als einfacher werden. Die Priorität des Senats liegt derzeit eher auf dem Kampf gegen „Islamfeindlichkeit“. Insbesondere die Berliner SPD hat sich stark dafür eingesetzt, dass der 15. März in der Hauptstadt künftig jedes Jahr als Aktions- und Gedenktag gegen „Islamfeindlichkeit“ begangen wird.


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