19.05.2024

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Mittelalterliche Musik

Älteste Musikwerke aus dem pommerschen Raum

Minnelieder Wizlaws III. – In Jenaer Liederhandschrift überliefert, in der Philharmonie in Stettin präsentiert

Brigitte Stramm
12.09.2023

Wizlaw III. von Rügen lebte von 1265 bis 1325. Er war der letzte slawische Fürst von Rügen. Doch heute wollen wir uns nicht dem Landesherrn widmen mit den damals schwierigen Verhältnissen – zum Beispiel fällt der Rügensche Erbfolgekrieg in diese Zeit –, sondern der Musik. Von ihm stammen Minnelieder und Sprüche.

Wizlaw hinterließ uns 14 Lieder und 13 Sprüche, die als Nachtrag in der Jenaer Liederhandschrift auf den Blättern 72vb – 80vb enthalten sind. Dazu liest man: „Sein Werk ist erstaunlich vielseitig, Sangsprüche zu moralischen Fragen, Minnelieder im Sinne der alten Meister, geistliche Gesänge, ein Rätsel, ein Tagelied, ein Lobspruch und immer wieder auch deutliche erotische Anspielungen. Auch musikalisch ist Wizlaw sehr experimentierfreudig: Man findet hochkomplexe melismatische Melodien genauso wie zupackende Gassenhauer, eine Komposition in reiner Pentatonik und sogar orientalische Anklänge. Sein bekanntestes Lied ist das Herbstlied ,Loibere risen', das sich auch heute noch im Repertoire vieler Mittelaltergruppen findet und sogar von Angelo Branduardi interpretiert wurde.“

In der Jenaer Liederhandschrift sind jedoch nicht alle seine Werke enthalten, da nachweislich drei Blätter verloren gegangen sind. Die Zuordnung eines Autorennamens zu den Texten konnte nur erfolgen, da ein Wizlaw sich in drei verschiedenen Liedern selbst nennt. Drei der Lieder sind infolge der abhandengekommenen Seiten nur unvollständig erhalten. Sämtliche Minnelieder und Sprüche enthalten auch die Melodien in Quadratnotation, mehrere Sprüche werden, wie bei Sangspruchdichtern üblich, „im selben Ton“ gesungen.

In der Villa Lentz in Stettin kann man diese Musik erleben. Dort können Besucher in die faszinierende Welt des pommerschen Erbes eintauchen, um die ältesten überlieferten Musikwerke aus dieser Region zu erkunden. Der Komponist und Arrangeur Jakub Kraszewski und der Musikprofessor Paweł Pieńkowski haben sich der Melodien und Texte des Wizlaw angenommen. Sie schufen neue Bearbeitungen der Lieder, allerdings in polnischer Sprache, begleitet von einer außergewöhnlichen Orchesterbesetzung.

Die Veranstaltung findet am 8. September in der Philharmonie in in der Philharmonie Stettin statt. Auf YouTube findet man außerdem 17 verschiedene sehr ungewöhnlich anzuhörende Lieder des Wizlaw.


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