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Am polnischen Nationalfeiertag wurden am „Galgen“ 60 Todesanzeigen aufgestellt
In Allenstein wurde am diesjährigen Nationalfeiertag aus Anlass der Verabschiedung der polnischen Verfassung vom 3. Mai ein besonderes Zeichen gesetzt. Kurz nach den offiziellen Feierlichkeiten wurde der sogenannte Marsch der Erinnerung an die von der russischen Armee getöteten ukrainischen Kinder veranstaltet, der auf das sogenannte Denkmal der Dankbarkeit für die Rote Armee zusteuerte. Der von Aktivisten der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit veranstaltete Umzug sollte Solidarität mit der ukrainischen Gesellschaft zum Ausdruck bringen, deren Kinder täglich in den Kampfhandlungen sterben.
Ausdruck des russischen Imperialismus
Der Marsch startete vom Konsulatsplatz in Richtung Dunikowski-Platz, wo seit 68 Jahren das sozialistische Denkmal steht, das der Volksmund „Galgen“ nennt. Das Denkmal der Dankbarkeit für die Rote Armee beschäftigt die Einwohner von Allenstein schon seit Jahren. Seit dem 24. Februar erinnert es umso mehr daran, was der russische Imperialismus war und in den Augen vieler Polen noch heute bedeutet. Die Tage des Denkmals scheinen gezählt, ebenso wie seine spöttische Botschaft, ein Ausdruck der Verachtung für die Ostpreußen, die 1945 von sowjetischen Soldaten ermordet, ausgeraubt und vergewaltigt wurden. Jedoch, es ist nicht so leicht, das Monument loszuwerden.
Am „Galgen“ wurde ein Appell des Gedenkens verlesen. Danach brachte man Holztafeln mit den Todesanzeigen der im Ukrainekrieg getöteten Kinder an. Auf ihnen standen die Namen und das Alter der Kinder: Der achtjährige Viktor fiel den Russen in Charkow zum Opfer und die vierjährige Daryna wurde in Kiew getötet. Neben ihrem steht das Namensschild des elfjährigen Jaroslaw, der in Sumy umgekommen ist. Die Leben der siebenjährigen Warwara aus Charkiw, der fünfjährigen Daria aus Hostomel und der dreijährigen Nadiya aus Sumy wurden ebenfalls ausgelöscht. Es ist schwer, alle Namen auf den Tafeln zu nennen, da mehr als 60 angebracht wurden.
„Alle, die dieses Denkmal, diese sowjetische Ausgeburt verteidigen, haben Blut an ihren Händen“, sagte Jerzy Szmit, der Vorsitzende der Allensteiner Abteilung der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, und blickte bedeutungsvoll auf das Relikt des vergangenen Regimes. Der Abgeordnete Wojciech Kossakowski pflichtete Szmit bei: „Als Mitglieder von Recht und Gerechtigkeit haben wir die Entfernung dieses Denkmals aus dem Zentrum von Allenstein gefordert und werden dies auch weiterhin tun.“
Der „Galgen“ sorgt seit Jahren für Kontroversen, die sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch verschärft haben. Einige Aktivisten fordern, das Denkmal aus dem Stadtzentrum zu entfernen, andere, es zu belassen. Anhänger der konservativen Regierungspartei warfen dem Stadtpräsidenten Piotr Grzymowicz wiederholt vor, dass die Sondierungsgespräche mit Stadtbewohnern über das umstrittene Monument nur Augenwischerei seien.
Mehrheit ist für den Erhalt des Denkmals
Inzwischen wurden die Ergebnisse einer Meinungsumfrage zum weiteren Schicksal des Xawery-Dunikowski-Denkmals veröffentlicht, die das renommierte Institut für Markt- und Sozialforschung (IBRiS) zwischen dem 19. und 28. April bei einer repräsentativen Stichprobe von 1.000 erwachsenen Stadtbewohnern durchführte. Die meisten Befragten (46 Prozent) wollen, dass das Denkmal an seinem jetzigen Standort bleibt. Von diesen geben 24 Prozent an, dass detaillierte Informationen über die verbrecherischen Aktivitäten der Roten Armee in Ostpreußen aufgenommen werden müssten, und 16 Prozent möchten den Namen und die ideologische Botschaft ändern und auf die Opfer totalitärer Systeme – Faschismus und Kommunismus – ausrichten. Sechs Prozent der Befragten meinten, das Denkmal solle unverändert bleiben.
Die Umfrage zeigt auch, dass 30 Prozent der Befragten eine Verlegung des Denkmals außerhalb von Allenstein und 13 Prozent eine Versetzung auf den Kriegsfriedhof in der Militär-Chaussee wünschen. Elf Prozent der Befragten haben keine Meinung zur Zukunft des Denkmals. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einwohner sehr geteilter Meinung über die Zukunft des Denkmals sind“, sagte Grzymowicz. „Es ist keine leichte Entscheidung für mich, insbesondere in der Situation, in der wir uns im Zusammenhang mit der russischen Aggression gegen die Ukraine befinden.“ Es sei daran erinnert, dass der Stadtpräsident zuvor mit Architekten, Historikern und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen zusammentraf, deren Meinungen zur Frage des Denkmals ebenfalls gespalten sind.