Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Gut möglich, dass der „Kampf gegen Rechts“ und die Inflation von Nazi-Bezichtigungen, die in den vergangenen Jahren den Diskurs prägten, eine unterschwellige Absicht verfolgt haben: die Wiederkehr des Judenhasses, diesmal unter linker Flagge, gesellschaftsfähig zu machen.
Wie verhext wirkt Deutschland derzeit, befallen von Dämonen, die wir längst exorziert wähnten. Mit kühler Berechnung verkriechen sich die Judenverächter der Gegenwart hinter angetäuschtem Mitgefühl für die arabischen Todfeinde Israels im Gazastreifen. Linke und muslimische Aktivisten marschieren auf den Straßen der westlichen Welt und besetzen Universitäten; erst am vergangenen Wochenende forderten Demonstranten in Berlin wieder einmal das Kalifat in Deutschland und die Vernichtung des jüdischen Staates.
Auch in den Medien sind allenthalben die steten Nadelstiche zu spüren, die Israel beim Publikum verunglimpfen sollen. „Netanjahu, der seit 35 Jahren der böse Geist der israelischen Politik ist“, nannte ihn der Journalist Robert Misik in einer Talkshow bei Servus TV. Weil es unter Intellektuellen als unfein gilt, offenherzig gegen Juden zu hetzen, fokussiert sich die Abscheu auf den israelischen Ministerpräsidenten, der in den meisten Massenmedien zum absoluten Bösen stilisiert wird.
Jawohl, heißt es dann, Israel habe nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 das Recht auf Selbstverteidigung, aber Netanjahu sei wider jede Verhältnismäßigkeit in Gaza zum Genozid übergegangen. Mehr noch, er brauche diesen Krieg, um sich an der Macht zu halten. So lautet die hakenschlagende Argumentation derer, die sich als Freunde Israels deklarieren, doch mit ihrer Forderung der Waffenniederlegung des jüdischen Staates den Untergang der einzigen Demokratie im Nahen Osten in Kauf nehmen.
Der Fall Maxim Biller und „Die Zeit“
Wie verklemmt der Antisemitismus aus den eleganten Schreibstuben daherkommt, zeigt ein Vorfall im Pressehaus der Wochenzeitung „Die Zeit“. Dort wurde ein Text des langjährigen Kolumnisten Maxim Biller zur Nahost-Debatte von der Online-Redaktion „depubliziert“, also nach Veröffentlichung gelöscht. Der Beitrag enthielte „mehrere Formulierungen, die nicht den Standards der Zeit entsprächen“, ist in einer knappen Erklärung zu lesen. In der längst ausgelieferten gedruckten Ausgabe ist der online gelöschte Text natürlich weiterhin lesbar. Die digitale „Depublizierung“ hat also rein symbolischen Charakter.
Die Redaktion reagierte offenbar auf einen Sturm der Entrüstung, der nach Erscheinen einsetzte. Biller hatte es gewagt, als deutsch-jüdischer Autor gegen den anti-israelischen Konsens anzuschreiben: „Ja, wenn es um Israel geht,“ so Biller, „um Benjamin Netanjahu und um die strategisch richtige, aber unmenschliche Hungerblockade von Gaza oder die rein defensive Iran-Kampagne der IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte – die Redaktion), kennen die meisten Deutschen keinen Spaß.“ Er beschreibt den Polittalker Markus Lanz, wie dieser in „raubtierhafter Angriffshocke“ seinen Gästen die Aussage abpressen will, „dass Israel im Gazastreifen ,Kriegsverbrechen' begehe“. Am Ende weist Biller in Form eines Witzes auf die Zerrissenheit eines israelischen Soldaten hin, der jeden Tag Menschen erschießen muss, weil es seinen Staat nicht mehr gäbe, sobald er mit dem Töten aufhörte.
All das hat die „Zeit“-Redaktion gecancelt, weil solche Sichtweisen im Deutschland der praktizierten Staatsräson der Sicherheit Israels gegenüber eben nicht erwünscht sind. Und weil Biller ein Jude ist, hat dieser Vorgang seine antisemitische Dimension. Ausgerechnet einem jüdischen Schriftsteller wird es verwehrt, seine Perspektive aus persönlicher Betroffenheit zu veröffentlichen; mithin wird eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben.
Zum 75. Geburtstag seines Blattes schrieb „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo 2021 einen Kommentar zur Pressefreiheit. Überraschenderweise markierte er die Feinde der Freiheit eher links der Mitte und zitierte einen Bericht, wonach „knapp die Hälfte der Journalistinnen und Journalisten bei der ,New York Times'“ inzwischen Angst hätten, zu schreiben, was sie denken. Dazu Di Lorenzo: „Wie soll man einem Medium vertrauen, dessen eigene Angestellte glauben, dass man gewisse Sichtweisen lieber nicht äußert?“
Diese Frage stellt sich jetzt erneut und betrifft di Lorenzos Redaktion selbst. Manche mutmaßen bereits, der Chefredakteur sei von seinen eigenen Leuten kaltgestellt oder im Keller des Pressehauses gefangen gehalten. Plausibler ist die Annahme, dass die beeindruckende Auflage der „Zeit“ von gut 600.000 Exemplaren und die Rekorderlöse der Verlagsprodukte der stramm links-woken Gesinnung der Redaktion zu verdanken ist. Und wer Giovanni di Lorenzo seit 1989 als Moderator der Talkshow
„3 nach 9“ kennt, weiß, dass in dem Mann kein Aufrührer schlummert, sondern ein samtiger Konformist mit athletischem Gespür für die Belange des Mainstreams.
Vergiftete Popkultur
Und so, wie das Publikum dem allgegenwärtigen Medien-Gehämmere gegen Donald Trump ausgesetzt ist, so widerfährt es ihm auch mit den allabendlichen Nachrichten aus dem Nahen Osten, die sich fast durchweg anhören, als kämen sie ungefiltert von den Pressestellen von Hamas, Hisbollah, Huthis und den iranischen Revolutionsgarden. In Gaza stehen oft Menschen vor den Kameras, die zwar herzzerreißend wehklagen, aber keineswegs vom Hunger ausgemergelt wirken. Anfang Juli war in der linken Tageszeitung „taz“ von einem Al-Baqa-Café in Gaza-Stadt zu lesen, in dem die Menschen Tee tranken und aufs Mittelmeer schauten, als eine israelische Rakete einschlug und mindestens 24 Menschen tötete. Als Quelle für den israelischen Luftschlag wurde der arabische TV-Sender Al Jazeera genannt, dem die israelische Regierung schon 2024 wegen einseitiger Berichterstattung die Sendelizenz für Israel entzogen hat. Wie bitte? Während einer Hungersnot sitzen Menschen gemütlich im Café?
Bei dieser Art Berichterstattung ist wohl eher Skepsis geboten. Allzu gut passen solche Narrative in das verbreitete Gerücht vom Störenfried Israel. Wie sehr diese antijüdische Ideologie weltweit die Runde macht, zeigte Ende Juni das Musikfestival im englischen Glastonbury. Dutzende von Künstlern riefen zur Unterstützung Palästinas auf. Das Rap-Duo Bob Vylan intonierte: „Tod den IDF!“ Und das Publikum echote zurück: „Death to IDF“ Den israelischen Streitkräften wurde der Untergang gewünscht.
In der Popkultur etabliert sich gerade eine linksradikale Idee und vergiftet die Köpfe einer nachwachsenden Generation: Israel gilt für viele nicht mehr als demokratisches Bollwerk des freien Westens im Nahen Osten, sondern als das Böse schlechthin, das ausgemerzt gehört. Diese islam-linken jungen Leute stehen einem zweiten „1933“ viel näher als manche Wirrköpfe am rechten Rand.