26.08.2025

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Der Wochenrückblick

Sommer in Gaga-Land

Notizen aus einer Gesellschaft, in der der Wahnsinn im Namen der Vernunft epidemisch wird

Reinhard Mohr
12.07.2025

Manchmal muss man einfach nur ein paar Vorkommnisse der letzten Woche aufzählen, um sich ein Bild vom geistigen Zustand der Republik zu machen. Im Freibad des osthessischen Städtchens Gelnhausen belästigen vier syrische Brüder im Alter zwischen 18 und 28 Jahren acht junge Mädchen, die jüngste elf Jahre alt. Der CDU-Bürgermeister versucht die Empörung zu beschwichtigen, indem er auf den Klimawandel und die sommerliche Hitze verweist. Da würde der eine oder andere schon mal durchdrehen. Dass es auch schon vor 50, ja 100 Jahren im Hochsommer ziemlich heiß war, spielt keine Rolle. Das Motto bleibt: Bloß nicht den guten Ruf der Stadt beschädigen!

Das wiederum gelingt der Stadtverwaltung in Köln ganz selbstverständlich. In zweijähriger Forschungsarbeit hat sie die Idee entwickelt, alle 700 Kölner Spielplätze in „Spiel- und Aktionsfläche“ umzubenennen, um niemanden „auszugrenzen“. Kosten: 36.000 Euro. Inzwischen hat die parteilose Oberbürgermeisterin Reker dem Spuk ein Ende gesetzt. Immerhin.

Eine Kita in Rostock hat derweil eine von ihren Kindern selbst gewünschte Party unter dem Motto „Cowboy und Indianer“ abgesagt – die Älteren erinnern sich wahrscheinlich wehmütig an ihre eigene Kindheit mit Federschmuck, Cowboyhut und Zündplättchen-Revolver. Stattdessen wurde eine „Pferde-und-Ponys-Party“ annonciert. Grund: Ein Vater hatte sich über das Wort „Indianer“ beschwert. Das reicht heute. Die Kita entschuldigte sich umgehend und gelobte Besserung. Bis Redaktionsschluss konnte leider nicht ermittelt werden, wie viele Kinder sich als Ponys verkleidet hatten.

Wo Straftäter zu „Tat-tuenden Personen“ werden
Unterdessen hat sich ein Amtsrichter in Sachsen-Anhalt um eine kreative Wortschöpfung verdient gemacht. Im Schriftsatz zu einem Bußgeldverfahren trieb er das Gendern derart konsequent zum Höhepunkt einer urdeutschen Eulenspiegelei, dass aus dem Beschuldigten beziehungsweise dem Täter eine „Tat-tuende Person“ wurde. So müssen wir uns in Zukunft darauf einstellen, dass Mörder, Messerstecher und Vergewaltiger „Tat-tuende Personen“ sind, um niemanden zu diskriminieren. Auch Mörder, Messerstecher und Vergewaltiger haben ein Anrecht auf gendergerechte Ansprache.

Im ICE von Hamburg nach Wien wurde derweil eine Tat-tuende Person syrischer Herkunft, die unter „Allahu akbar“-Rufen mit Hammer und Axt tatkräftig auf Mitreisende einschlug, von mutigen Fahrgästen überwältigt und dabei schwer verletzt. Was wieder einmal zeigte, dass es freilich noch ein bisschen besser wäre, wenn solche Tat-tuenden Personen erst gar nicht ins Land kämen. Aber das ist ein anderes Thema, vor allem für Politik-tuende Personen in Berlin.

Ein weiterer Höhepunkt der Woche war der Kommentar einer Volontärin in der einst bildungsbürgerlichen, wenn auch eher linksorientierten „Zeit“ – trotz Marion Gräfin Dönhoff als Herausgeberin. Darin wurde, in schlechtem Deutsch und in beklagenswerter Tateinheit mit geistiger Verwirrung, gefordert, Männer sollten nach der Trennung von ihrer Partnerin finanzielle Ausgleichszahlungen dafür leisten, dass sie in der Beziehung eine positive, eigentlich unbezahlbare Persönlichkeitsentwicklung erlebt hätten.

Wer das nicht auf Anhieb versteht, ist in guter Gesellschaft. Deshalb: Die „Zeit“-Autorin fordert Geld für weibliche Liebesleistungen – nicht im Bordell, sondern im trauten Heim, wo die Frau aus ihrem Mann einen besseren Menschen macht. Sie selbst ist ja schon qua Geschlecht perfekt. Hinzu kommen Extrakosten für Kosmetik, Botox-Behandlung und Haarentfernung, dazu die „Care“-, also Hausarbeit, sexuelle Handlungen am defizitären männlichen Objekt und die allgemeine gesellschaftliche Benachteiligung. Leider hat die „Zeit“-Autorin versäumt, eine Tariftabelle aufzustellen, um eine klare Berechnungsgrundlage dafür zu schaffen, die Gesamtkosten der Menschwerdung des Mannes betriebswirtschaftlich en détail zu erfassen. Man will ja schließlich wissen, woran man ist.

Wie in Büren südlich von Paderborn, wo einst der schwarze Gemeindepfarrer selbst im Kohlenkeller noch dunkle Schatten warf. Dort reagierten jüngst die Bäderbetriebe mit einer Plakataktion auf die zunehmenden Fälle von Belästigung in Freibädern. Ein Hauptmotiv: Eine übergewichtige weiße Frau begrapscht im Wasser einen jungen, dunkelhäutigen, dazu behinderten, wahrscheinlich traumatisierten Mann. Auch auf zwei weiteren Plakaten der achtteiligen Bilderserie belästigen weiße Menschen dunkelhäutige Personen. Bunter und vielfältiger geht es nicht. Wer hier allerdings einwendet, in der Realität sei es doch eher umgekehrt – junge Flüchtlinge begrapschen weiße Mädchen, so wie gerade in Gelnhausen –, der hat nichts von der Regenbogen-Logik verstanden: Es geht um die Idee – nicht um die Wirklichkeit. In der sind laut BKA zwar 365 der 367 Tatverdächtigen auf diesem Gebiet männlich und 65 Prozent ausländischer Herkunft, aber das darf uns nicht irritieren. Solche Zahlen „nützen nur den Rechten“.

Wenn Dinge nicht mehr beim Namen genannt werden
Würde all dies in einem privaten Haus stattfinden, so würde man angesichts der sich häufenden Fälle von Irrsinn den diensthabenden Stationsarzt der offenen Psychiatrie anrufen. Wir aber leben immer noch in einer freien, demokratisch verfassten Gesellschaft, in der man Wahnsinn von Vernunft zumindest grob unterscheiden kann, auch wenn Henryk Broders Lieblingszitat von Oskar Panizza (1853–1921), Psychiater und Schriftsteller, das Gegenteil nahelegt: „Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt er Vernunft.“

Auch hier scheint es also einen Kipppunkt zu geben, und womöglich sind wir gar nicht mehr so weit davon entfernt, dass wir die Verleugnung von Realität für die Wirklichkeit halten und aus einer Mischung von unverarbeiteten Schuldgefühlen, Angst und opportunistischer Feigheit überhaupt nicht mehr in der Lage sind, die Dinge beim Namen zu nennen und daraus vernünftige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Über die kann dann immer noch gestritten und mit Mehrheit entschieden werden. Doch was wir derzeit in Deutschland erleben, ist der Versuch einer medial-akademisch-soziokulturellen Herrschaftselite, die Diskussion über die realen Verhältnisse an sich zu unterbinden. Ein wenig erinnert das dann doch, bei allen Unterschieden im Prinzip, an die volkserzieherische Propaganda zu DDR-Zeiten.

Reinhard Mohr ist freier Autor und schreibt unter anderem für „Die Welt“ und die „Neue Zürcher Zeitung“. Vor Kurzem erschien die Fortsetzung seines mit Henryk M. Broder geschriebenen Bestsellers „Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ (2023) unter dem Titel „Good Morning Germanistan! Wird jetzt alles besser?“ (beide Europa Verlag). www.europa-verlag.com


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Kommentare

Bettina Burow am 26.07.25, 02:31 Uhr

Sehr geehrter Herr Mohr,,
die eigentliche Misere ist doch schon in den deutschen Eltern- und Schulhäusern angelegt: In meinem Kollegenkreis gibt es etliche Einser-Abiturienten, die beispielsweise nicht wissen, dass eine deutsche Schrift oder eine Sütterlinschrift existieren. Deutsches Geschichtswissen beschränkt sich auf die Nazizeit und "die Schuld der Deutschen".
Und von derart kulturentfremdeten jungen Menschen erwarten wir, dass sie den Mut entwickeln, sich ihres eigenen Verstandes ohne Lenkung von außen zu bedienen, ihre Moralität kultivieren lernen, in ihrer Muttersprache überzeugend argumentieren und debattieren- und sich in ihrem Vaterland kulturell selbstbewusst behaupten werden?!

Mit Blick auf die deutsche Literaturgeschichte, sieht es ähnlich eindimensional aus: In meinem Bekanntenkreis gibt es NIEMAND, der den Autor Arno Surminsk kennt, der 2003 das Buch "Vaterland ohne Väter" veröffentlicht hat. Ein Roman, den jeder deutsche Kriegsdienstbefürworter, der bereit ist, sich von Pistorius gegen Russland mobilisieren zu lassen, vorher gelesene haben sollte...

Bettina Burow am 26.07.25, 00:24 Uhr

Das Ausmaß der gemeingefährlich gewordenen staatlich verordneten Vollidiotie lässt sich nur noch mit dieser treffenden Form beißender Ironie kontern. Bravo, Herr Reinhard Moor. Sie beweisen mit dem lakonischen Artikel "Sommer in Gaga-Land" Talent, der vielseitigen Ausdrucksweise der deutschen Sprache zu ungewohnt neuer Blüte zu verhelfen...
Vielleicht macht Ihnen "Die deutsche Schrift" Freude, die ab 1927 als Vierteljahreszeitschrift über alle geschichtlichen Wechselfälle hinweg, bereits seit über 80 Jahren erscheint.
Der Artikel auf Seite 3, von Alexander Glück, "Hat die deutsche Schrift eine Zukunft? - Überlegungen zu den Aussichten für gebrochene Schriften", sticht besonders hervor durch den Satz: "Die Generation der heute Dreißigjährigen bekennt offen "altdeutsche" (gemeint ist deutsche) Schriften nicht lesen zu können und empfindet das nicht als Mangel. Historische Bildung ist auf dem Rückzug, ebenso wie die Kenntnis der Literaturgeschichte des eigenen Landes".
Die heutige Generation, die Immanuel Kant zwar oft zu zitieren weiß, aber offensichtlich wenig verstanden hat, ist derart verblendet, dass sie sich ihrer links-woken Unmündigkeit gar nicht mehr bewusst zu sein scheint:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.“
Für den Kulturbeitrag, den die PAZ-Redaktion und die Gastautoren Woche für Woche leisten, kann man nur dankbar sein. Auch im Namen unserer Ahnen, denen wir so viel zu danken haben und die dennoch gesamtgesellschaftlich weitgehend in Vergessenheit gerieten oder mit einer oftmals geringschätzigen Arroganz von den sog. Spätgeborenen beurteilt werden.

sitra achra am 13.07.25, 17:04 Uhr

"Deutschland ist ein Irrenhaus, regiert v0n Vollidioten" ist der Titel eines KI-generierten Songs satirischer Machart auf Youtube.
Sehr viel seriöser jedoch hat uns Max Weber die Abgründe der Moderne erläutert. Die moderne Massengesellschaft muss durch wirksame Domestikation gezähmt werden. Das geschieht durch die Absolutsetzung des Staates, der durch eine mächtige Bürokratie und eine willige Justiz seine materiellen Interessen ohne Widerspruch durchsetzt. Dabei unterstützen ihn die staatstreuen Medien, die seine Ideologie bis in den letzten Haushalt verbreiten.
Heutzutage sind die Möglichkeiten der Einflussnahme, der Bespitzelung und der Repression noch erheblich gestiegen. Woher soll der Einzelne dann den Elan hernehmen, sich gegen diese totale Vereinnahmung zu wehren? Er ist zumindest froh, wenn man ihn in Ruhe lässt und ballt zum Protest höchstens die Hände in der Hosentasche. Ein bißchen Meckern auf X kann man sich auch erlauben.
Zum Trost hat man ja noch leere Versprechungen und panem et circenses.
Vom Kipppunkt sind wir weit entfernt, der liegt meilenweit hinter uns. Geht es nun aber abwärts oder aufwärts, das ist hier die Frage.

Gregor Scharf am 12.07.25, 13:47 Uhr

Der Antichrist beherrscht sein Handwerk und die millionenfache Schar von Irrläufern, lässt sich abermals von Dämonen in den Wahnsinn treiben. Wenn Recht zu Unrecht, Gutes zu Bösem wird, sind wir an einem gefährlichen Kipppunkt angelangt. Bombenterror auf Zivilisten, Folterkeller, Flüchtlingslager so weit das Auge reicht, Vertreibungen, Leid, Elend, Hunger . . . und der massivste Angriff auf die Freiheit sind unverkennbare Zeichen zur Beschleunigung der Weltrevolution. Da hat es jemand sehr eilig.

Kersti Wolnow am 12.07.25, 08:59 Uhr

Das irre Polittheater hat mit Logik und Realität schon lange nichts mehr zu tun. 1. In einer Telefonzelle haben nur eine begrenzte Anzahl Leute Platz, das gilt auch für unser Land. Es ist also schon mal nicht normal, daß 2015 Gauck und Merkel die halbe Welt zu und eingeladen haben, zumal ein Teil dieser "Gäste" unverschämt wird und unser Geld einstreicht. 2. Ist es in deren Breiten viel wärmer. Die müßten Hitze viel leichter wegstecken als wir. Ich schrieb vor 10 Jahren in Kommentarteilen bei "Ihr Wohnort" Irrenhaus. Wer tut uns sowas an? Und wie lange noch?

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