12.07.2025

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Zeichnung: Mohr

Der Wochenrückblick

Sommer in Gaga-Land

Notizen aus einer Gesellschaft, in der der Wahnsinn im Namen der Vernunft epidemisch wird

Reinhard Mohr
12.07.2025

Manchmal muss man einfach nur ein paar Vorkommnisse der letzten Woche aufzählen, um sich ein Bild vom geistigen Zustand der Republik zu machen. Im Freibad des osthessischen Städtchens Gelnhausen belästigen vier syrische Brüder im Alter zwischen 18 und 28 Jahren acht junge Mädchen, die jüngste elf Jahre alt. Der CDU-Bürgermeister versucht die Empörung zu beschwichtigen, indem er auf den Klimawandel und die sommerliche Hitze verweist. Da würde der eine oder andere schon mal durchdrehen. Dass es auch schon vor 50, ja 100 Jahren im Hochsommer ziemlich heiß war, spielt keine Rolle. Das Motto bleibt: Bloß nicht den guten Ruf der Stadt beschädigen!

Das wiederum gelingt der Stadtverwaltung in Köln ganz selbstverständlich. In zweijähriger Forschungsarbeit hat sie die Idee entwickelt, alle 700 Kölner Spielplätze in „Spiel- und Aktionsfläche“ umzubenennen, um niemanden „auszugrenzen“. Kosten: 36.000 Euro. Inzwischen hat die parteilose Oberbürgermeisterin Reker dem Spuk ein Ende gesetzt. Immerhin.

Eine Kita in Rostock hat derweil eine von ihren Kindern selbst gewünschte Party unter dem Motto „Cowboy und Indianer“ abgesagt – die Älteren erinnern sich wahrscheinlich wehmütig an ihre eigene Kindheit mit Federschmuck, Cowboyhut und Zündplättchen-Revolver. Stattdessen wurde eine „Pferde-und-Ponys-Party“ annonciert. Grund: Ein Vater hatte sich über das Wort „Indianer“ beschwert. Das reicht heute. Die Kita entschuldigte sich umgehend und gelobte Besserung. Bis Redaktionsschluss konnte leider nicht ermittelt werden, wie viele Kinder sich als Ponys verkleidet hatten.

Wo Straftäter zu „Tat-tuenden Personen“ werden
Unterdessen hat sich ein Amtsrichter in Sachsen-Anhalt um eine kreative Wortschöpfung verdient gemacht. Im Schriftsatz zu einem Bußgeldverfahren trieb er das Gendern derart konsequent zum Höhepunkt einer urdeutschen Eulenspiegelei, dass aus dem Beschuldigten beziehungsweise dem Täter eine „Tat-tuende Person“ wurde. So müssen wir uns in Zukunft darauf einstellen, dass Mörder, Messerstecher und Vergewaltiger „Tat-tuende Personen“ sind, um niemanden zu diskriminieren. Auch Mörder, Messerstecher und Vergewaltiger haben ein Anrecht auf gendergerechte Ansprache.

Im ICE von Hamburg nach Wien wurde derweil eine Tat-tuende Person syrischer Herkunft, die unter „Allahu akbar“-Rufen mit Hammer und Axt tatkräftig auf Mitreisende einschlug, von mutigen Fahrgästen überwältigt und dabei schwer verletzt. Was wieder einmal zeigte, dass es freilich noch ein bisschen besser wäre, wenn solche Tat-tuenden Personen erst gar nicht ins Land kämen. Aber das ist ein anderes Thema, vor allem für Politik-tuende Personen in Berlin.

Ein weiterer Höhepunkt der Woche war der Kommentar einer Volontärin in der einst bildungsbürgerlichen, wenn auch eher linksorientierten „Zeit“ – trotz Marion Gräfin Dönhoff als Herausgeberin. Darin wurde, in schlechtem Deutsch und in beklagenswerter Tateinheit mit geistiger Verwirrung, gefordert, Männer sollten nach der Trennung von ihrer Partnerin finanzielle Ausgleichszahlungen dafür leisten, dass sie in der Beziehung eine positive, eigentlich unbezahlbare Persönlichkeitsentwicklung erlebt hätten.

Wer das nicht auf Anhieb versteht, ist in guter Gesellschaft. Deshalb: Die „Zeit“-Autorin fordert Geld für weibliche Liebesleistungen – nicht im Bordell, sondern im trauten Heim, wo die Frau aus ihrem Mann einen besseren Menschen macht. Sie selbst ist ja schon qua Geschlecht perfekt. Hinzu kommen Extrakosten für Kosmetik, Botox-Behandlung und Haarentfernung, dazu die „Care“-, also Hausarbeit, sexuelle Handlungen am defizitären männlichen Objekt und die allgemeine gesellschaftliche Benachteiligung. Leider hat die „Zeit“-Autorin versäumt, eine Tariftabelle aufzustellen, um eine klare Berechnungsgrundlage dafür zu schaffen, die Gesamtkosten der Menschwerdung des Mannes betriebswirtschaftlich en détail zu erfassen. Man will ja schließlich wissen, woran man ist.

Wie in Büren südlich von Paderborn, wo einst der schwarze Gemeindepfarrer selbst im Kohlenkeller noch dunkle Schatten warf. Dort reagierten jüngst die Bäderbetriebe mit einer Plakataktion auf die zunehmenden Fälle von Belästigung in Freibädern. Ein Hauptmotiv: Eine übergewichtige weiße Frau begrapscht im Wasser einen jungen, dunkelhäutigen, dazu behinderten, wahrscheinlich traumatisierten Mann. Auch auf zwei weiteren Plakaten der achtteiligen Bilderserie belästigen weiße Menschen dunkelhäutige Personen. Bunter und vielfältiger geht es nicht. Wer hier allerdings einwendet, in der Realität sei es doch eher umgekehrt – junge Flüchtlinge begrapschen weiße Mädchen, so wie gerade in Gelnhausen –, der hat nichts von der Regenbogen-Logik verstanden: Es geht um die Idee – nicht um die Wirklichkeit. In der sind laut BKA zwar 365 der 367 Tatverdächtigen auf diesem Gebiet männlich und 65 Prozent ausländischer Herkunft, aber das darf uns nicht irritieren. Solche Zahlen „nützen nur den Rechten“.

Wenn Dinge nicht mehr beim Namen genannt werden
Würde all dies in einem privaten Haus stattfinden, so würde man angesichts der sich häufenden Fälle von Irrsinn den diensthabenden Stationsarzt der offenen Psychiatrie anrufen. Wir aber leben immer noch in einer freien, demokratisch verfassten Gesellschaft, in der man Wahnsinn von Vernunft zumindest grob unterscheiden kann, auch wenn Henryk Broders Lieblingszitat von Oskar Panizza (1853–1921), Psychiater und Schriftsteller, das Gegenteil nahelegt: „Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt er Vernunft.“

Auch hier scheint es also einen Kipppunkt zu geben, und womöglich sind wir gar nicht mehr so weit davon entfernt, dass wir die Verleugnung von Realität für die Wirklichkeit halten und aus einer Mischung von unverarbeiteten Schuldgefühlen, Angst und opportunistischer Feigheit überhaupt nicht mehr in der Lage sind, die Dinge beim Namen zu nennen und daraus vernünftige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Über die kann dann immer noch gestritten und mit Mehrheit entschieden werden. Doch was wir derzeit in Deutschland erleben, ist der Versuch einer medial-akademisch-soziokulturellen Herrschaftselite, die Diskussion über die realen Verhältnisse an sich zu unterbinden. Ein wenig erinnert das dann doch, bei allen Unterschieden im Prinzip, an die volkserzieherische Propaganda zu DDR-Zeiten.

Reinhard Mohr ist freier Autor und schreibt unter anderem für „Die Welt“ und die „Neue Zürcher Zeitung“. Vor Kurzem erschien die Fortsetzung seines mit Henryk M. Broder geschriebenen Bestsellers „Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik“ (2023) unter dem Titel „Good Morning Germanistan! Wird jetzt alles besser?“ (beide Europa Verlag). www.europa-verlag.com


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