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Mit einer Nominierung von US-Vizepräsidentin Kamala Harris durch die Demokraten wäre das Rennen um die nächste Präsidentschaft alles andere als entschieden
Es war ein Paukenschlag! So etwas hatte es zuvor in der amerikanischen Geschichte noch nie gegeben: Der Präsident steigt gut vier Monate vor der Wahl, die seine Wiederwahl hätte sein können, aus. War es seine Entscheidung? War es das Zureden seiner Ehefrau Jill? Oder war er einfach nur noch müde und wollte die scheinheiligen Gesänge seiner demokratischen Parteikollegen nicht mehr hören? Wir wissen es nicht und werden es niemals erfahren. Nur eines ist sicher: US-Präsident Biden hat das Handtuch geworfen – per Brief. Geblieben sind viele offene Fragen. Vor allem: Wer macht es nun? Lediglich eine Empfehlung gab der schwächelnde Biden ab. Und die meldete sich zwei Stunden nach Veröffentlichung des Briefes entschlossen zu Wort: Vizepräsidentin Kamala Harris. „Ich will, kann und werde es mir verdienen!“, schrieb sie keck.
So, so, Kamala Harris will es werden. Wie es die PAZ in Ausgabe 28 bereits richtig vermutet hatte. Viele prominente Demokraten haben ihr bereits ihre Unterstützung zugesagt. Vor allem diejenigen, die ebenfalls als „Lückenbüßer“ im Falle eines Abgangs von Biden gehandelt wurden. Darunter der smarte Verkehrsminister Pete Buttigieg, Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom oder Amtskollege Josh Shapiro aus Pennsylvania. Selbst die 50 Parteichefinnen und -chefs der US-Bundesstaaten sprachen Harris bereits ihre Unterstützung aus. Großartig, oder eher berechnendes Kalkül? Steht hinter der lächelnden Beistands- Fassade vielmehr die Erleichterung, für die Demokraten nicht ins Rennen gegen einen siegessicheren Gegner Trump gehen zu müssen? Getreu dem Motto: „Wir jubeln sie hoch – fallen kann sie allein. Hauptsache wir behalten eine weiße Weste!“ Wie sonst wäre die schnelle Zustimmung – Wochen vor dem offiziellen Parteitag der Demokraten, auf dem eine Kandidatur überhaupt erst bestätigt werden würde – zu erklären? Oder ist es doch der spürbare Zeitdruck verbunden mit dem Willen, Trump mit seinem neuen Wadenbeißer J.D. Vance keinen Tag mehr als nötig für scharfe Angriffe zu schenken?
Egal, es bleibt nur eine Frage übrig: Hat Harris überhaupt eine Chance? Was prädestiniert sie zu diesem Amt? Ihre politische Expertise? Die wird ihr von Medien und Gegnern gern abgesprochen. Aber: Vier Jahre Vizepräsidentin der USA – ganz ehrlich, mehr Expertise geht ja wohl kaum. Man wirft ihr ebenso vor, sich vor vier Jahren beim Rennen um die Präsidentschaftskandidatur nicht gegen Biden durchgesetzt zu haben. Viele, die jetzt kluge Ratschläge erteilen, traten damals an und haben ebenso verloren. Sonst wäre Biden es nämlich nicht geworden. Wieder nur heiße Luft. Größter Vorwurf: Sie blieb in ihrer Vizepräsidentschaft fast unsichtbar. Stimmt! Sie musste ja auch keine Defizite ihres Chefs ausgleichen. So wie Walter Mondale insgeheim die Politik von Jimmy Carter steuerte, wie Dick Cheney bei Bush jun. oder wie einst Biden als Vize hinter Obama die Strippen zog und Mike Pence als der „liebe, nette, besonnene Onkel“ die Fettnäpfchen von Trump weglächelte. Wenn Harris also unsichtbar war, kann auch niemand wissen, was sie bewirkt hat. Das ist der Vorteil der Unsichtbarkeit: Niemand sieht, was man tut – und was man nicht tut.
Was aber spricht nun für sie? Sie ist eine „Person of Color“ und kämpft für diese Wählergruppe. Ehrlich? Ja, Kamala Harris gilt als schwarz? Selbst wenn jeder finnische Mallorca-Urlauber nach einer Woche am Strand schwärzer ist. Egal, sie trägt jamaikanische und indische Wurzeln in sich. Das genügt. Schon haben erste Verbände farbiger Frauen ihre Unterstützung zugesagt. Umfragen zufolge lag Harris schon vor Bidens Abtritt bei der schwarzen Bevölkerung bis zu zehn Punkte vor ihrem Ex-Chef und damit auch weit vor Trump. Nicht anders sieht es bei den weiblichen Wählern aus. Auch hier liegt Harris seit Wochen mit bis zu vier Punkten – je nach Umfrage – vor Trump. Aktuelle Erhebungen sehen die Vizepräsidenten insgesamt höchsten drei Punkte hinter ihm. Und in den Swing States zeigen neueste Umfragen, dass sie maximal zwei Prozent hinter dem Ex-Präsidenten liegt. Man wird es sehen!
Einen klaren Vorteil hat sie allerdings: Sie ist mit 59 Jahren satte 19 Jahre jünger als Trump. Und das war es doch, was sich die meisten US-Wählerinnen und -Wähler wünschten: jüngere Kandidaten – bitte schön, Wunsch erfüllt!
Chris Benthe am 31.07.24, 12:56 Uhr
Einspruch ! Wenn Trump die Wahl verlieren sollte, dann nur aus einem einzigen Grund: Wahlmanipulation (wie beim letzten Mal). Amen.
E. Berger am 26.07.24, 21:57 Uhr
Aus einem Artikel von Achgut ("Die Frau, unter der Joe Biden Präsident werden könnte", vom 15.8.2020) geht hervor, dass Harris' Tätigkeit als Attorney General in Kalifornien von fortgesetzter Rechtsbeugung begleitet war, die vor allem darin bestand, dass sie Angeklagten zustehende Rechte verweigerte.
Und Georg Pazderski bringt auf X ein nettes Video, wo Harris in einer Ansprache an irgendwelche US-Truppen meint:
"Die Vereinigten Staaten haben eine sehr wichtige Beziehung, nämlich ein Bündnis mit der Republik Nordkorea (!), und es ist ein Bündnis, das stark und dauerhaft ist."
D. h., der Übergang von Biden auf Harris würde ohne jede Brüche erfolgen.
Andreas Völz am 25.07.24, 15:38 Uhr
Wer könnte von der Politik anderes erwarten? Wenn es im Interesse der USA wäre, dass Russland andere Staaten "heim ins Reich" holt, käme von dort keinerlei Protest. Da das im Falle der Ukraine nicht so ist, wird eben anders verfahren.
Ulrich Bohl am 24.07.24, 14:56 Uhr
Sie hat auch schon einmal die wahren Motive der USA
im Ukrainekrieg ausgesprochen. Sie sagte auf dem s.g.
Friedensgipfel in der Schweiz 2024:
Wir müssen die Wahrheit sagen. Amerika steht nicht aus Nächstenliebe an der Seite der Ukraine, sondern weil es in unserem strategischen Interesse ist.
Das widerspricht eindeutig dem Kampf für unsere Werte
wie uns vorggaukelt wird. Wir zahlen also für die Inter-
essen der USA. Siehe auch NachDenkSeiten vom 21. 6.
2024 v. Flotian Warweg
„Die strategischen Interessen der USA in der Ukraine und die Vergesslichkeit des Regierungssprechers"