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Vor 650 Jahren sicherte sich die Hanse ihr Handelsmonopol für Jahrhunderte mit der siegreichen Beendigung des Großen Hansekrieges gegen Dänemark
Von Klaus J. Groth Vor 660 Jahren, im Jahre 1360, eroberte der dänische König Waldemar IV. das südschwedische Schonen und im darauffolgenden Jahr in der Schlacht von Visby die Hansestadt Visby auf Gotland. Damit brachte er den Öresund, die Meerenge zwischen Seeland und Schonen, unter seine Kontrolle. Die Abgesandten der Hansestädte waren gerade auf dem Hansetag in Greifswald versammelt, als ein Bote die Nachricht von Waldmars Eroberungsfeldzug überbrachte. Besonders Lübeck, das mächtige Haupt der Hanse, drängte auf einen sofortigen Gegenschlag. Das Kommando über die gemeinsame Flotte von 48 Schiffen – darunter 27 Koggen – und das über Jütland ziehende Landheer übernahm Lübecks Bürgermeister Johann Wittenborg. Mit 600 Bewaffneten stellte Lübeck das Hauptkontingent. Rostock und Stralsund stellten je 400 Soldaten, Greifswald und Stettin je 200, Kolberg 100, Stargard und Anklam je 50 und Kiel 40. Schweden und Norwegen schlossen sich als Verbündete an.
Desinteresse an Territorialgewinnen
Ende April 1362 sammelte sich die Flotte vor Hiddensee und nahm Kurs auf Kopenhagen, wechselte dann aber auf Drängen der Verbündeten Richtung Helsingborg. Von dort beherrschte Waldemar die Einfahrt des Sundes. Zwölf Wochen belagerten die Hanseaten seine Festung – und warteten zugleich vergeblich auf die zugesagte Unterstützung durch die Schweden und Norweger. Wittenborg machte einen taktischen Fehler. Er zog zu viele Kriegsleute von den Schiffen ab, um die Truppe an Land zu stärken. Waldemar erkannte die schwache Seite seines Gegners und nutzte sie. Er überfiel im Juli 1362 die hansische Flotte. Der Handstreich gelang. Die dänischen Soldaten eroberten – je nach Quelle – zwischen sechs und zwölf Koggen und setzten mehrere Handelsschiffe in Brand.
Auch unter den Landtruppen Wittenborgs muss es starke Verluste gegeben haben. So war der Lübecker Bürgermeister gezwungen, um einen Waffenstillstand zu bitten. Waldemar beherrschte weiter den Sund, Wittenborg führte die Reste seiner Flotte zurück. Mit hohen Lösegeldsummen kaufte Lübeck die Gefangenen frei. In seiner Heimatstadt büßte Wittenborg umgehend für seine Niederlage. Man warf ihn ins Gefängnis und bereitete den Prozess gegen ihn vor. Er wurde zum Tode verurteilt und auf dem Lübecker Markt enthauptet.
Der Friedensschluss auf Schloss Vordingborg vom 22. November 1365 beendete diesen Ersten Waldemarkrieg. Die Hansestädte mussten sich verpflichten, Waldemar hohe Zölle und Abgaben zu entrichten. Der König kontrollierte die Durchfahrt durch den Sund scharf. Betroffen waren davon auch Städte des Deutschordensstaates und niederländische Städte. Die Kaufleute drängten auf einen neuen Waffengang gegen den Dänen. Im November 1367 kamen die Abgesandten der Hansestädte von der Ostsee bis zum Rhein in Köln mit denen der Zydersee und den Holländern zusammen. Sie beschlossen ein Bündnis der Hansestädte mit den Niederländern.
Die Kölner Konföderation war ein Zusammenschluss für die Dauer des Krieges und darüber hinaus für drei weitere Jahre. Niemals zuvor und auch niemals später waren die Hansestädte so eng miteinander verbunden. Mehrere norddeutsche Fürsten schlossen sich an. So entstand eine Streitmacht mit 3000 Mann, die der des dänischen Königs weit überlegen war.
Bessere Bedingungen für den Handel
Allerdings hatten Dänemarks Gegner für den nun geplanten Zweiten Waldemarkrieg oder Großen Hansekrieg unterschiedliche Kriegsziele. Während die Fürsten danach trachteten, Dänemark unter sich aufzuteilen, wollten die Hansestädte nichts als die freie Durchfahrt durch den Sund und bessere Bedingungen im Handel mit Schonen. Zu genaueren Absprachen zwischen den Städten und den Fürsten kam es 1368 im mecklenburgischen Grevesmühlen.
Als die Kriegsflotte zum Sund segelte, standen für Lübeck 358 Mann unter Waffen, deutlich mehr als ursprünglich zugesagt. Bürgermeister Brun Warendorp führte das Kontingent an. Das Kriegsglück war auf Seiten der Verbündeten. Von April bis Juni wurden die Schlösser am Sund besetzt, einschließlich Kopenhagen. Nur Helsingborg widerstand der Belagerung bis zum September 1369. Vermutlich ist Bürgermeister Warendorp bei dieser Belagerung gefallen. König Waldemar IV. hingegen hatte bereits vor Beginn des Kampfes sein Reich verlassen. Er hatte die Stärke seiner Gegner richtig eingeschätzt und versuchte auf diplomatischem Weg, Unruhe unter den Verbündeten zu schüren. Zwar konnte er noch mehrere Herzöge auf seine Seite ziehen, musste aber letztendlich in die von seinem Reichsrat geführten Friedensverhandlungen einstimmen. An einem raschen Frieden waren vor allem die Städte interessiert, denen es schließlich nicht um die Ausweitung ihres Territoriums, sondern um bessere Bedingungen für den Handel ging. An einem vollständigen Zusammenbruch des dänischen Reiches konnten sie nicht interessiert sein.
Nachdem am 14. April das Abkommen mit den Fürsten ausgelaufen war, das die Städte verpflichtete, keinen Sonderfrieden abzuschließen, kam es schließlich am 24. Mai 1370 zum Frieden von Stralsund. Dabei erhielten die Städte ihre alten Privilegien wieder eingeräumt, doch diesmal nicht für jede einzelne, sondern für die Gemeinschaft. Das sollte für die Zukunft die Möglichkeit ausschließen, die Städte gegeneinander auszuspielen. Zudem wurde ihnen ein Schadenersatz zugebilligt, zu zahlen durch zwei Drittel der Einnahmen von Skanör, Falsterbo, Helsingborg und Malmö auf 15 Jahre.
Die Kölner Konföderation bestand noch bis 1385, dann drifteten die Interessen der einzelnen Hansestädte wieder auseinander. Doch der Sieg über Dänemark und der Frieden von Stralsund sicherten der Hanse ihr Handelsmonopol für Jahrhunderte.
• Nähere Informationen zum Veranstaltungsprogramm „650 Jahre Stralsunder Frieden“ der Hansestadt Stralsund bieten das städtische Amt für Kultur, Welterbe und Medien, Postfach 2145, 18408 Stralsund, Telefon (03831) 252314, Fax (03831) 252 523 14, E-Mail: internetredaktion@stralsund.de, und die Internetseite
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