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Namenspate des ostpreußischen Heimatmuseums im Ruhrgebiet: Das Allensteiner Landestheater „Der Treudank“
Foto: Bildarchiv OstpreußenNamenspate des ostpreußischen Heimatmuseums im Ruhrgebiet: Das Allensteiner Landestheater „Der Treudank“

Jubiläum

Als Dank für die Treue zu Deutschland

Das Allensteiner Heimatmuseum „Treudank“ in Gelsenkirchen feierte sein 50-jähriges Bestehen

Gottfried Hufenbach
13.05.2021

Das Heimatmuseum der Stadtgemeinschaft Allenstein e.V., der „Treudank“, feierte kürzlich sein 50-jähriges Bestehen. Der Name „Treudank“ erinnert an den Namen des Allensteiner Landestheaters. Als Dank für die Treue zu Deutschland, die Südostpreußen in der Volksabstimmung 1920 bewiesen hatte, erhielt die Stadt Allenstein von der Preußischen und der Reichsregierung die Mittel für den Bau eines Theaters. 1925 konnte „Der Treudank“ eröffnet werden.

Das Museum befindet sich in Gelsenkirchen, der Patenstadt der Allensteiner und Partnerstadt der Stadt Allenstein, die heute als Olsztyn Verwaltungshauptstadt der polnischen Region Ermland und Masuren ist. Enge Bindungen zwischen Gelsenkirchen und Allenstein in Ostpreußen bestanden schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, als viele Ostpreußen auf der Suche nach Arbeit in das Ruhrgebiet kamen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es viele Flüchtlinge und Vertriebene aus Allenstein und Umgebung ebenfalls nach Gelsenkirchen, was im Jahre 1953 zur Übernahme einer Patenschaft für Allenstein und im Jahre 1992 zur Städtepartnerschaft mit Olsztyn führte.


Dem Wunsch der Allensteiner, das aus der Heimat gerettete Kulturgut zu sammeln, kam die Stadt Gelsenkirchen gerne entgegen. Sie stellte im Hans-Sachs-Haus, in dem noch heute die Stadtverwaltung residiert und lange Zeit die Jahrestreffen der Allensteiner stattfanden, einen Raum zur Verfügung, wo im Januar 1957 die erste Heimatstube ihre Türen öffnete. Da die Sammlung sich schnell erweiterte, stellte die Stadt 1960 größere Räumlichkeiten in der Dickampstraße 13 bereit. Als dieses Gebäude abgerissen werden musste, folgte im April 1971 der Umzug in das Dreikronenhaus neben dem Hans-Sachs-Haus. Dank der finanziellen Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen konnte damit auch der Schritt von einer Heimatsammlung zu einer zeitgemäßen musealen Ausstellung vollzogen werden.

Seitdem befinden sich im vierten Stock des Dreikronenhauses das Heimatmuseum mit Archiv und Bibliothek sowie die Geschäftsstelle der Stadtgemeinschaft. Die Räumlichkeiten des Heimatmuseums umfassen eine Gesamtfläche von 100 Quadratmetern. Sie bestehen aus einem langen Flur, der eine Bildergalerie über das alte und das heutige Allenstein aufnimmt, und vier von dem Flur begehbaren Räumen, die unterschiedlichen Themen gewidmet sind. In einem fünften Raum befinden sich die Bibliothek und das Archiv. Die Räume werden von der Stadt Gelsenkirchen einschließlich der Nebenkosten unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Für größere Veranstaltungen sind die Räume nicht geeignet, aber sie reichen aus, um die Besucher bei den jährlichen Treffen aufzunehmen.

Stadt und Land unterstützen

Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist die Geschichte der Stadt, darunter die Gewerbeausstellung von 1910 und die Volksabstimmung von 1920, bei der mehr als 97 Prozent der Einwohner des südlichen Ostpreußens für den Verbleib im Deutschen Reich stimmten. Karten und Stadtpläne erläutern die Entwicklung der Stadt. Einen zweiten Schwerpunkt bilden die Werke Allensteiner Künstler vor und nach 1945. Ölgemälde, Aquarelle, Graphiken und Plastiken zeugen von ihrem vielseitigen Schaffen. Glanzstück der Sammlung ist das „Goldene Buch“ der Stadt Allenstein. Das von einem Mitglied des Stadtrates gestiftete Buch wurde 1910 anlässlich der Allensteiner Gewerbeausstellung angelegt.

Schirmherr der Ausstellung war Prinz Heinrich Wilhelm von Preußen. In den folgenden Jahren fanden herausragende Begebenheiten im Leben der Stadt sowie die Ehrenbürger Aufnahme in das Goldene Buch. So haben sich der „Retter Ostpreußens“, Generalfeldmarschall von Hindenburg, sowie Reichskanzler Brüning bei ihren Besuchen in Allenstein eingetragen. Nach 1945 wurden wesentliche Ereignisse wie Jubiläumsveranstaltungen, die Kopernikus-Preisträger und die Ehrenmitglieder der Stadtgemeinschaft festgehalten. Ebenfalls sind die Odyssee des Buches und die Geschichte seiner wundersamen Rettung dokumentiert.

Die Allensteiner Bibliothek umfasst mehr als 500 Bücher und Bildbände aus der gesamten ostdeutschen Region. Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Geschichte Ostpreußens und vor allem der Stadt Allenstein. Herzstück ist die zwölfbändige „Geschichte der Stadt Allenstein“ von Professor Hugo Bonk, die er im Auftrag der Stadt im Laufe von dreißig Jahren (1903-1930) erarbeitete. Eine zusammenfassende Darstellung mit rund 400 Seiten verfasste Anton Funk mit der „Geschichte der Stadt Allenstein von 1348–1948“. Ebenso sind noch viele Ausgaben der „Allensteiner Zeitung“ vor 1945 vorhanden, zu einem Teil auch auf Mikrofilm. 1988 wurden zwei große Bildbände „Allenstein in 144 Bildern“ und „Bilder aus dem Leben in Allenstein“ herausgegeben. Die Heimatkartei, die mehr als 20.000 Personen umfasst, wurde inzwischen digitalisiert.

Am Aufbau des Heimatmuseums war maßgeblich Heinz-Jörn Zülch, Sohn des langjährigen Oberbürgermeisters von Allenstein (1903–1932), beteiligt. Er steuerte etliche Bilder und manches Stück aus dem Besitz der Familie bei. Nahezu 20 Jahre wurde das Heimatmuseum von Irmgard Falken betreut, für die es ein wesentlicher Teil ihres Lebens wurde. Nach ihrem Ableben wurde ihr Haushalt aufgelöst, wobei auch viele schriftliche Unterlagen, darunter auch die Inventarlisten, verloren gingen. 2003 übernahm Christel Becker die Betreuung, die sie aber inzwischen aufgeben musste.

Es braucht Leute

Die Zukunft des Heimatmuseums hängt wesentlich davon ab, ob jemand aus der Stadtgemeinschaft gefunden werden kann, der sich ehrenamtlich, aber dennoch engagiert und mit dem nötigen Sachverstand um die weitere Entwicklung und zeitgemäße Gestaltung kümmert. Da die Mitglieder der Stadtgemeinschaft älter und weniger werden, ist dies ein schwieriges Unterfangen. So werden sich Teile des Allensteiner Heimatmuseums eines Tages im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg und im Ostpreußischen Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen wiederfinden.

Ein Besuch des Allensteiner Heimatmuseums „Treudank“ kann inzwischen auch ganz bequem von zu Hause erfolgen. Im Rahmen des Projekts „Virtuelle Heimatsammlungen in NRW“ wurde durch die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen eine digitale Darstellung erstellt, die im Internet unter www.ostdeutsche-heimatsammlungen.de besichtigt werden kann. Neben einem Gang durch die Räumlichkeiten des Museums können ausgewählte Objekte sogar dreidimensional betrachtet werden. Eine ausführliche Beschreibung der Objekte und ergänzende Informationen über das Heimatmuseum und besondere Ereignisse in der Geschichte der Stadt Allenstein vervollständigen den virtuellen Rundgang.


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