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Als alles begann: Eröffnung der ersten Geschäftsstelle der AGDM in der Allensteiner Gartenstraße durch Gerhard Prengel, damals Vorsitzender der Allensteiner Stadtversammlung und stellvertretender Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen
Foto: Stadtgemeinschaft AllensteinAls alles begann: Eröffnung der ersten Geschäftsstelle der AGDM in der Allensteiner Gartenstraße durch Gerhard Prengel, damals Vorsitzender der Allensteiner Stadtversammlung und stellvertretender Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen

Jubiläum

Als deutsches Vereinsleben wieder möglich wurde

Von 30 Jahren wurde die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) gegründet

Gottfried Hufenbach
21.05.2021

Vor 30 Jahren, am 17. Juni 1991, unterzeichneten Bundeskanzler Kohl und der polnische Ministerpräsident Bielecki sowie die beiden Außenminister Genscher und Skubiszewski den Deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag oder im vollen Wortlaut „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit“. Dieser Vertrag ermöglichte der deutschen Bevölkerung in Polen, sich zu organisieren und Vereine zu gründen. Einer der ersten Vereine war die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM), die bereits am 4. Januar 1991 im Vereinsregister eingetragen wurde.

Die erste Geschäftsstelle

Der Anfang war alles andere als einfach. Die ersten Treffen des neu gegründeten Vereins fanden in der Wohnung des damaligen Vorsitzenden Walter Angrik statt und zur ersten Mitgliederversammlung erschienen nur wenige Mitglieder. Aber bereits im Sommer 1991 wurden dem Verein von der Stadt Geschäftsräume zur Verfügung gestellt.

Am 18. Juni 1991 bezog die AGDM die Räume in der Gartenstraße. Auch wenn die Räume bescheiden waren, war die Freude groß, denn nun hatte der Verein eine Bleibe und die Arbeit konnte beginnen. Die Mitglieder der Gesellschaft hatten die Ärmel hochgekrempelt, die Wände gestrichen und die Räume auf Hochglanz gebracht. Die Eröffnungsfeier fand im Stehen statt, da noch Möbel fehlten. Nach bewegenden Worten des Vertreters der Landsmannschaft Ostpreußen, Gerhard Prengel, und des Vorsitzenden Walter Angrik wurde das „Ostpreußenlied“ angestimmt. Die Mitglieder der AGDM hatten Tränen in den Augen – nach 45 Jahren konnten sie sich endlich zu ihrer Nationalität bekennen.

Die Vereinsarbeit musste erst gelernt werden, aber mit großer Begeisterung aller Beteiligten und vielfacher Unterstützung von bundesdeutscher Seite wurden alle Hürden genommen. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Besuch in der Gartenstraße, einige Zeit nach dem Bezug. Voller Stolz führte mich die damalige Geschäftsführerin Renate Barczewski durch die Räumlichkeiten. Die notwendige Büroausstattung war bereits vorhanden, und es gab sogar schon eine gut sortierte Bibliothek.

Haus Kopernikus

Ein neues Kapitel der Vereinsgeschichte wurde mit dem Haus Kopernikus geschrieben. Anfang 1996 erwarb die Stadtgemeinschaft Allenstein das Gebäude in der ehemaligen Bahnhofstraße, das zur deutschen Zeit das Finanzamt und zur polnischen Zeit die Polizei beherbergt hatte, als Zuhause für die AGDM.

Nach Überwindung einiger bürokratischer Hürden – das Haus war nicht im Besitz der Stadt, sondern des polnischen Staates – konnte der Kauf zügig abgewickelt werden. Aber nun begann der schwierigste Teil, nämlich die Suche nach Sponsoren für die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Dass dies schließlich gelang, war nicht zuletzt dem Nachbarschaftsvertrag zu verdanken. Denn eine wesentliche Maßnahme des Vertrags wurde noch im Jahre der Unterzeichnung umgesetzt: die Errichtung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die ihre Mittel dem Verzicht der Bundesrepublik Deutschland auf die Rückzahlung eines umfangreichen Kredits verdankte und dadurch in der Lage war, auch größere Vorhaben zu finanzieren. Die Zusage der Stiftung, das Projekt Haus Kopernikus zu fördern, war die Voraussetzung für die großzügige Unterstützung durch den Freistaat Bayern bei der Renovierung des Hauses. Auch die Landsmannschaft Ostpreußen und der Landkreis Osnabrück beteiligten sich an den Kosten der Renovierung. Am 30. September 2000, kurz vor ihrem zehnjährigen Bestehen, bezog die AGDM ihr neues Domizil.

Aber ohne ein gutes Team vor Ort wäre es nicht möglich gewesen, diese herausfordernde Aufgabe zu bewältigen. Mit großem persönlichen Einsatz haben Hans Biernatowski, Kristine Plocharski und Renate Barczewski das Haus Kopernikus zu einem lebendigen Ort der Begegnung für die Angehörigen der deutschen Minderheit, aber auch für andere Bürger der Stadt gemacht. Ihre Verdienste wurden zum zehnjährigen Bestehen des Vereins mit dem Silbernen Verdienstkreuz der Republik Polen gewürdigt.

Intensive Projektarbeit

Mit Mitteln der Stiftung und mit der AGDM als deutschem Partner der Stadt konnten in Allenstein auch zahlreiche Projekte im sozialen Bereich verwirklicht werden, wie zum Beispiel die Beschaffung von Geräten für Allensteiner Krankenhäuser. Mit ihrem Einsatz für soziale Projekte zeigte die AGDM, dass sie sich nicht nur dem deutschen kulturellen Erbe verpflichtet fühlt, sondern sich als Teil der Gesellschaft versteht. Dieses Verhalten brachte ihr ein hohes Maß an Respekt und Sympathie ein.

Die Stadtgemeinschaft Allenstein ist der AGDM seit ihrer Gründung freundschaftlich verbunden und steht ihr seitdem mit Rat und Tat zur Seite. Das wird sie auch in Zukunft tun. Zum 30. Jahresjubiläum wünschen wir der AGDM, dass ihre Angehörigen als selbstbewusste Bürger des polnischen Staates auch in Zukunft ihre deutsche Identität vertreten und ihr kulturelles Erbe pflegen können. Wir hoffen, dass die Begeisterung der ersten Tage weiterhin erhalten bleibt und dass die zahlreichen Projekte und Aktivitäten nicht als Routine, sondern stets als neue Herausforderung betrachtet werden. Auf diese Weise wird die AGDM noch viele fröhliche Jubiläen feiern können und das Haus Kopernikus wird, trotz zunehmend anderer kultureller Angebote, ein wichtiger Ort der Begegnung in der Stadt Allenstein bleiben.


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