Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Vor einem halben Jahrtausend begann der Deutsche Bauernkrieg, die Revolution des gemeinen Mannes
Seit dem 13. Jahrhundert gab es in regelmäßigen Abständen Bauernaufstände in Europa. Die Auslöser waren immer die gleichen. Die Bauern mussten die Hauptlast bei der Erhaltung der Feudalgesellschaft tragen und immer mehr unproduktive Nutznießer ihrer Arbeit in Adel, Klerus und Besitzbürgertum ernähren. Neben den daraus resultierenden permanent steigenden Abgaben in Form von Zehnten, Steuern, Zöllen und Zinsen waren sie auch noch zu Fron- und Spanndiensten verpflichtet. Darüber hinaus beschnitten die Grundherren die althergebrachten Rechte der Bauern, was die Weide, den Holzeinschlag sowie die Jagd und Fischerei betraf. Dazu kam ab 1519 mit der Reformation ein weiteres Motiv für das Aufbegehren der ländlichen Bevölkerung. So schrieb Martin Luther in seiner Denkschrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, dass ein Christ „Herr über alle Dinge und niemandem unterthan“ sei.
Vor diesem Hintergrund braute sich 1524 ein neuer Konflikt zusammen, der am Ende weite Teile Thüringens, Sachsens, Frankens, Schwabens, Württembergs, Deutsch-Lothringens und des Rheinlandes sowie auch Tirol, Salzburg und die Schweiz erfasste. Die erste Erhebung begann am 23. Juni 1524. An diesem Tag wandte sich eine bewaffnete Truppe von einigen hundert Bauern des Schwarzwalds und Klettgaus gegen den Grafen Sigmund II. von Lupfen, der daraufhin auf seine Burg Hohenlupfen flüchten musste. Angeführt wurde das Fähnlein der Aufständischen von dem kampferfahrenen vormaligen Landsknecht Hans Müller, genannt von Bulgenbach. Dieser ignorierte eine Vorladung von Erzherzog Ferdinand von Österreich, der einen Friedensschluss herbeiführen wollte, und sammelte weitere Anhänger, sich dabei auf ein Manifest der „Evangelischen Bruderschaft“ berufend.
Luther und die Aufständischen
Zu Beginn des Jahres 1525 war dann das komplette nördliche Vorland des Bodensees in Aufruhr. Es bildeten sich drei große Heerhaufen der Bauern mit insgesamt mehr als 30.000 Mann. Die oberschwäbischen Aufständischen verabschiedeten am 20. März 1525 in der Freien Reichsstadt Memmingen erstmals gemeinsame politische Forderungen an die im Schwäbischen Bund organisierte Obrigkeit, die sogenannten Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben. Darin verlangten sie unter anderem die Aufhebung der Leibeigenschaft, eine Reduzierung der Abgaben und Dienste, das Recht zur Jagd sowie ungehinderten Nutzung von Wald und Wildnis, die Abschaffung willkürlicher Bestrafungen seitens der Grundherren sowie die freie Pfarrerwahl durch die Gemeinde. Infolge der Erfindung des Buchdrucks wurde das Manifest schnell publik und führte zu einem weiteren Anschwellen der Aufstandsbewegung, die sich nun auch nordwärts ausbreitete.
Allerdings erlitten die Bauern kurz nach der Formulierung der Zwölf Artikel ihre erste große militärische Niederlage. Am 4. April 1525 besiegte das Heer des Schwäbischen Bundes den 5000 Mann starken Leipheimer Haufen des Predigers Jacob Wehe. Kurz darauf machte der hitzköpfige Anführer des Neckartal-Odenwälder Haufens, Jakob „Jäcklein“ Rohrbach, einen gravierenden Fehler, der die Geschichte des Bauernkrieges maßgeblich beeinflussen sollte. Aus Rache für gewalttätige Übergriffe auf seine Leute ließ er den österreichischen Obervogt für Württemberg und Schwiegersohn von Kaiser Maximilian I., Ludwig V. Graf von Helfenstein-Wiesensteig, sowie einige weitere Adlige am 16. April 1525 vermittels Spießrutenlauf massakrieren.
Diese sogenannte Weinsberger Bluttat, für die Rohrbach wenige Wochen später auf ausgesucht grausame Weise hingerichtet wurde, löste bei den Herrschenden landauf landab Entsetzen aus und verbaute sämtliche Wege zu einer Verhandlungslösung. Außerdem verlor Luther jegliche Sympathie für die aufständischen Bauern und forderte den Adel in seiner Schrift „Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren“ zu größter Härte auf: „Man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“ Und so kam es dann auch.
Während es Müllers inzwischen 18.000 Mann starkem Haufen noch gelang, etliche Klöster und Burgen zu zerstören und am 23. Mai die Stadt Freiburg im Breisgau einzunehmen, verloren die anderen Bauernheere die Schlachten von Balingen, Rottenburg, Herrenberg, Böblingen, Königshofen, Saverne, Frankenhausen, Weinsberg, Würzburg, Meiningen, Pfeddersheim und auf dem Rafzer Feld, wobei viele ihrer Niederlagen auf das Konto des erbarmungslos angreifenden Heerführers Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil gingen. Etliche Anführer der Bauern wurden ergriffen und hingerichtet. Dazu gehörten Anton Eisenhut, Wendel Hipler, Hans Sippel und Thomas Müntzer. Im August 1525 traf es schließlich auch Hans Müller, der dem Vogt Ulrich von Hapsberg in die Hände fiel.
Vergleich mit aktuellen Protesten
Wahrscheinlich kamen im Verlaufe des Deutschen Bauernkrieges bis zu 75.000 Menschen ums Leben. In den Aufstandsgebieten starben wohl knapp drei Prozent der Gesamtbevölkerung. Darüber hinaus gab es erhebliche materielle Schäden. So demolierten die Bauernhaufen rund eintausend Burgen und Klöster.
In den folgenden knapp 300 Jahren begehrte die Landbevölkerung kaum noch wegen ihrer Lebensverhältnisse auf. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts sorgte dann schließlich der Staat selbst durch von oben verordnete Reformen für eine Bauernbefreiung.
Angesichts des 500. Jahrestages des Beginns des Bauernkrieges werden nun Stimmen laut, die Bezüge zu den aktuellen Bauernprotesten in Deutschland und anderen EU-Ländern herzustellen versuchen. Allerdings muss hier vor ahistorischen Gleichsetzungen gewarnt werden. Die konkrete Situation der Bauern damals und heute unterscheiden sich in nahezu jeder Hinsicht, wie nicht zuletzt die Zwölf Artikel von 1525 zeigen. Die einzige Gemeinsamkeit ist die verbreitete Wut über eine Obrigkeit, welche die berechtigten Interessen des Bauernstandes und darüber hinaus auch aller anderen „gemeinen Leute“ auf bornierte Weise ignoriert.
Markus Engelsberger am 24.06.24, 05:35 Uhr
Alles wie heute in der Demokratie, wo weniger als 4 Mio Selbständige und nur noch ca. 12 Mio echte Nettosteuerzahler vom Rest ausgebeutet werden !
Vor 1918 kam ein Beamter auf 1000 Einwohner, heute einer auf 20 !