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Blütenreiche Kirchendecke – Nikolaus Niemeier wurde künstlerisch von der Insel Hiddensee inspiriert
Die Inselkirche im Ortsteil Kloster auf der Insel Hiddensee gilt als letzter Überrest des ehemaligen Zisterzienserklosters im Mittelalter. Zur interessanten Innenraumgestaltung gehört das als Rosenhimmel ausgemalte Tonnengewölbe, das allen Hiddensee-Reiseführern erwähnt wird und bis heute als Besucher-Anziehungspunkt gilt. Geschaffen wurde es von Nikolaus Niemeier, der wie andere Künstler die Insel als Urlaubs-, Arbeits- und Rückzugsort nutzte.
Der Künstler stammte eigentlich aus Altona bei Hamburg. Als Maler, Dichter sowie Puppenspieler waren seine Hauptwirkungsstätten jedoch Berlin und die Insel Hiddensee. Doch von ihm sind nur wenige Arbeiten erhalten. Mit seinem Rosenhimmel, wenigen überlieferten Gemälden, zahlreichen Postkartengestaltungen und seinem Gedichtband „De Sternseier“ machte sich der vor 90 Jahren gestorbene Künstler zu Lebzeiten einen Namen. Heute ist er nahezu vergessen.
Niemeier wurde am 25. Mai 1876 in Altona geboren, das inzwischen ein Stadtteil von Hamburg ist. Der künstlerisch begabte Junge wurde von seinen betuchten Eltern auf die Hamburger Kunstgewerbeschule geschickt und setzte anschließend seine Ausbildung in Paris fort, wo er zum Künstlerkreis im Café du Dome zählte und von erfolgreichen Künstlerkollegen Anregungen aufnahm.
Nach seiner Heimkehr setzte er die Ausbildung an der Berliner Akademie der Künste fort. Doch vor seinen ersten Erfolgen als freischaffender Künstler brach der Erste Weltkrieg aus. Niemeier wurde eingezogen, erlebte einige dramatische Schlachten an der Westfront und wurde dabei lebensgefährlich verwundet. An den Folgen der Verletzungen hatte er sein ganzes Leben zu leiden. Sein rechtes Bein musste er dauerhaft nachziehen. Diese Erfahrungen begründeten seine gesellschaftskritische und Anti-Kriegshaltung.
Niemeier flüchtete aus den Wirren der Nachkriegszeit schon 1919 auf die Insel Hiddensee, wo er in Vitte, Am Norderende 90, ein Fischerhaus erwarb und es dauerhaft als Arbeits- und Rückzugsort nutzte. Dazu kam nach ersten künstlerischen Erwerbserfolgen die Nutzung eines Ateliers in Berlin-Steglitz.
Inspiration Hiddensee
Die schwierigen Inflationsjahre überbrückte er teilweise als Puppenspieler. Karl Huck, der künstlerische Leiter der „Seebühne“ auf Hiddensee, bezeichnete Niemeier deshalb oft als seinen unverzichtbaren Wegbereiter. Nach den Puppenspielaktivitäten hatte er 1922 einen lukrativen Auftrag. Der beinhaltete die Ausmalung der Gewölbedecke in der früheren Klosterkirche. So entstand der bekannte Rosenhimmel mit rund 1200 Rosen, die scheinbar vom Himmel fallen. Bemerkenswert ist, dass er diese freihändig, also ohne Schablone, fertigte.
Dabei handelte es sich um eine Leistung, die nach wie vor die Besucher begeistert. Das brachte ihm ebenso Geld in die Kasse wie der Verkauf einiger Gemälde wie „Das Spukhaus“, das jetzt zum Bestand des Heimatmuseums von Hiddensee gehört.
Eine seiner Dauereinnahmequellen waren die Postkarten, die mit Hiddensee-Motiven große Verbreitung fanden. Außer als Maler trat Niemeier auch als Dichter hervor. 1925 erschien von ihm der Gedichtband „De Sternseier“, der in Bergen im Verlag von Walter Krohß erschienen war und wegen der musikalischen Texte mehrfach vertont wurde.
Niemeier hatte sich als Künstler etabliert, war fünfmal verheiratet und hatte mit Elisabeth, seiner vierten Ehefrau, eine Künstlerin an seiner Seite, die gemeinsam mit ihm an den Ausstellungen in der Hiddenseer „Blauen Scheune“ beteiligt war. Niemeier verstarb am 1. Dezember 1934 in seinem Atelier in Berlin-Spandau, das 1942 bei einem Luftangriff zerstört wurde.
Niemeiers Rosenhimmel und seine auf Hiddensee geschaffenen Werke gaben Inspiration für verschiedene Artikel, die in der Inselkirche zugunsten des Fördervereins der Kirche angeboten werden. Im Sommer gibt es darüber hinaus Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. Gottesdienste finden das ganze Jahr über statt.