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Nach einem Dutzend Kriegen zwischen dem christlichen Zaren- und dem muslimischen Osmanischen Reich schlossen der atheistische Sowjetstaat und die laizistische Republik vor 100 Jahren Frieden und Freundschaft
Der Erste Weltkrieg führte zum Zusammenbruch des russischen Zaren- und des Osmanischen Reiches. In beiden Ländern kam es zu Chaos, Gewalt und Bürgerkrieg. Auf dem Gebiet Russlands entstanden vom Zentrum her Sowjetrepubliken und an den Rändern die Demokratischen Republiken Georgien, Armenien sowie Aserbaidschan als neue eigene Staatsgebilde. In der Türkei sammelten sich im einstigen Randgebiet Anatolien um die neue Hauptstadt Angora, später Ankara, die besiegten Jungtürken, die sich zu nationalistischen Pantürken entwickelt hatten, und bekämpften die von den Alliierten gestützte Sultansregierung, die weiter die Hauptstadt Konstantinopel kontrollierte. Die Grenzen zwischen den neuen Staaten und staatsähnlichen Gebilden waren ungeklärt, die Kriegshandlungen aus dem Ersten Weltkrieg gingen weiter, nur mit neuen Akteuren.
Einigung zweier Parias
Während die westlichen Siegermächte die neuen Kräfteverhältnisse vor Ort nicht zur Kenntnis nehmen wollten und in beiden Ländern auf restaurative Kräfte setzten – die Pariser Vorortverträge wurden von der alten Sultan-Regierung unterschrieben, die nur noch die Hauptstadt kontrollierte –, verbündeten sich die neuen republikanischen Kräfte beider Länder zum Erstaunen aller. Sie beendeten damit die schon legendäre türkisch-russische Erbfeindschaft, als Ali Fuat Cebesoy, Rıza Nur und Yusuf Kemal Tengirşenk für die türkische sowie Georgi Tschitscherin und Dschalaladin Korkmazow für die sowjetische Seite am 16. März 1921 in Moskau einen Friedens- und Freundschaftsvertrag unterschrieben.
Es war der erste Vertrag der beiden international noch geächteten Staaten, die eigentlich noch Bewegungen waren. Nur so konnten sich beide Bewegungen im eigenen Land und international durchsetzen. Die Leidtragenden waren die Pufferstaaten Georgien, Armenien und Aserbeidschan, die damit als unabhängige Staaten verschwanden. Am meisten bluteten die Armenier, deren Siedlungsgebiete in beiden Staaten lagen und die damit drei Viertel ihres Staatsgebiets verloren.
Die Türken hatten zwar durch den Waffenstillstand von Mudros 1918 ihr Kolonialreich verloren, aber durch den Völkermord an den Armeniern und die Vertreibung der Griechen ein ethnisch und religiös homogenes Anatolien gewonnen. Deshalb fühlte sich zwar der Sultan als Verlierer, nicht aber die mitregierenden Jungtürken. Das Siedlungsgebiet der Türken war durch die Ausmerzung der Armenier dicht an den russischen Kaukasus herangekommen. Alte turanische Großreichphantasien, die bis nach Zentralasien reichten, sollten für den Verlust des Kolonialreiches entschädigen.
Das Verbindungsglied zu den Völkern Zentralasiens sollte Aserbaidschan werden. Noch vor Kriegsende ging der einstige Stratege des deutsch-türkischen Bündnisses, Enver Pascha, nach Aserbaidschan und wollte dort ein neues panturanisches Reich zimmern, das später auch Zentralasien umfassen sollte. Enver scheiterte, weil die Sowjets Zentralasien nicht abgeben wollten.
Der starke Mann der republikanischen Bewegung, Mustafa Kemal (Atatürk), schickte 1920 seinen General Musa Kâzım Karabekir Richtung Kaukasus in die Fußstapfen von Enver Pascha. Karabekir eroberte als Erstes die große armenische Stadt Kars und dann die alte Hauptstadt Armeniens Ani. Am 17. Oktober vereinten sich die türkischen und aserbaidschanischen Streitkräfte in Iqdir und konnten die Armenier in die Zange nehmen. Die Armenier waren nach zwei Jahren Bürgerkrieg und durch Hunger erschöpft. Am 7. November eroberten die Türken die Stadt Gjumri, das alte Alexandropol, die zweitgrößte Stadt Armeniens.
Entscheidungen betreffs Armenien
Die erste Vollversammlung des neu gegründeten Völkerbundes in Genf beschäftigte sich ab dem 15. November auch mit der Lage in Armenien. Rumänien stimmte als einziges Land für eine Intervention zugunsten Armeniens, aber die großen Siegermächte lehnten eine solche Intervention ab.
Am 2. Dezember kapitulierte die Demokratische Republik Armenien in Gjumri und verzichtete auf Kars und Nachitschewan, das die Türkei und Aserbaidschan bekamen, nicht aber auf Bergkarabach. Im Anschluss wurde mit dem Vertrag von Alexandropol die Kaukasusgrenze der Türkei mit Armenien definiert.
Die Schwäche Armeniens rief den Georgier Josef Stalin auf den Plan, damals sowjetischer Kommissar für Nationalitätenangelegenheiten. Er kam am 30. Oktober 1920 nach Baku, wo die Bolschewiken die Türken und Aserbaidschaner abgelöst hatten. Zusammen mit dem Armenier Anastas Mikojan wollte er auch die Demokratische Republik Armenien in die Sowjetunion eingliedern. Er schickte die 11. Armee unter dem Kommando des Russlanddeutschen Anatol Hecker Richtung Eriwan. Hecker erreichte am 2. Dezember die Stadt und rief dort einen Tag später die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik aus.
Die beiden armenischen Generäle Drastamat Kanajan, genannt Dro, und Garegin Nschdeh widersetzten sich und riefen wenige Tage später im Süden von Eriwan die freie Republik Bergarmenien aus, zu der Sangesur und Bergkarabach gehörten. Die aufständischen Bergarmenier konnten sich dank britischer Unterstützung aus dem Iran noch ein Jahr halten, bevor beide Generäle den Kampf gegen die Sowjets aufgaben. Wegen dieses Widerstandes von Karabach gegen die Sowjetisierung, schlug Stalin Karabach 1921 der Republik Aserbaidschan zu, obwohl dort infolge der Flucht der Völkermordüberlebenden die Armenier mittlerweile neun Zehntel der Bevölkerung stellten.
Mustafa Kemal drängte jetzt die siegreichen Sowjets zu einer Zustimmung zu seinem türkisch-armenischen Vertrag. Diese erhielt er durch den Moskauer Vertrag vom 16. März 1921. Darin wurde der sowjetisch-türkische Grenzverlauf unter Annullierung aller vorheriger Territorialverträge festgeschrieben. Im Vertrag wurde außerdem geregelt, dass Nachitschewan einen Autonomiestatus erhielt und Teil der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik wurde. Die Türkei trat Adscharien und damit die Hafenstadt Batumi an die Sowjetrepublik Georgien ab. Im Gegenzug gewann die Türkei endgültig die Kars-Ardahan-Region. Am 13. Oktober 1921 wurde durch den Vertrag von Kars der neue Grenzverlauf auch von den inzwischen sowjetischen drei kaukasischen Staaten abgesegnet.
Siegfried Hermann am 13.03.21, 10:11 Uhr
Wer jetzt glaubt, das wars, täuscht sich gewaltig!
1921 war der Russische Bürgerkrieg in seiner Endphase, hätten die Briten und Franzosen zu Gunsten der Weißen massiv eingegriffen wärs das mit der Rote Revolution gewesen. Also hat Trotzki, Lenin und nicht zuletzt Stalin auf ein Befriedung gesetzt, um Truppe frei zu bekommen und haben Konzessionen gemacht ähnlich wie 1917 in Brest-Litowsk. Das heißt aber noch lange nicht, das das für ewig gilt. Hat man ja 1940 gesehen....
Mit der Halbierung Armeniens und den Völkermord ist eine ganz spezielle Rechnung noch offen.
Zudem darf nicht vergessen werden, dass es IMMER Ziel russischer Außenpolitik war, egal unter welcher Regierung, die Westgrenze ein für alle mal zu befrieden und Konstantinopel wieder den orthodoxen Patriarchen zu unterstellen und die Meerenge zum Schwarzen Meer russischer Kontrolle
zu unterwerfen. Das ist ihnen unter den letzten zaristischen Osmanen-krieg auch fast gelungen als die Truppen des Zaren schon in Edirne standen und die Briten mit einer ultimativen Kriegserklärung drohten, wenn sie bis Konstantinopel weiter marschierten würden.
Ein Russische Sprichwort sagt: Der (russische) Bär ist geduldig, bis seine Zeit gekommen ist.
Neben diesen alten Kamellen dürfen wir den islamischen (MiT-unterstützen) Terror im Kaukasus (u.a. Beslan) nicht vergessen.
Der Bär wird früher oder später Tribut und Wiedergutmachung fordern und auch bekommen. Das ist nur eine Frage der Zeit und der Umstände.