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Östlich von Oder und Neiße

Angriffe auf Christen und christliche Symbole nehmen zu

Vandalismus in Kirchen und Zerstörung von Kultobjekten – Abtreibungsbefürworter und Bibeltreue treffen aufeinander

Chris W. Wagner
07.04.2024

Wer denkt, in der Republik Polen sei man von Natur aus gläubig, wird vielerorts überrascht sein. Vor allem in den deutschen Ostgebieten und heutigen polnischen Westgebieten nimmt man es mit dem Katholizismus oft nicht mehr so ernst. Volle Kirchen gibt es dort nur noch während der Christmette sowie im Mai zur Kommunionszeit, weil viele Pfarrer eine Anwesenheitspflicht für die Kommunikanten, ihre Eltern und Paten einfordern, oder zur Ostermesse (Auferstehung).

Auch wächst eine antikirchliche Stimmung bei den östlichen Nachbarn. Das 2021 vom damaligen rechtskonservativen Bildungsministerium ins Leben gerufene Erhebungszentrum zu Fragen religiöser Freiheit (Centrum Badań Wolności Religijnej) in Warschau publizierte im September letzten Jahres, dass fast 24 Prozent der Katholiken in der Republik Polen negative Erfahrungen aufgrund ihres Glaubensbekenntnisses gesammelt hätten.

Es häufen sich antiklerikale und christophobe Symbole in der Öffentlichkeit. So sorgte ein Plakat auf einer Litfaßsäule in Lodsch [Łódz] für Aufregung. Es zeigte eine brennende Kirche und die Aufschrift: „Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist eine brennende“. Am Rande der sogenannten Schwarzen Märsche von Abtreibungsbefürwortern kam es nicht selten zu Vandalismus in Gotteshäusern. Auch der Stettiner Verband Fidei Defensor dokumentiert polenweit christophobe Delikte. In seinem letzten Bericht wird festgestellt, dass die höchste Zahl der Angriffe auf christliche Kultobjekte und Menschen in der Hochphase der Pro-Abtreibungsdemonstrationen 2020 stattgefunden haben. Bemerkenswert ist dabei, dass die meisten gemeldeten Fälle nicht geahndet wurden. Von 184 wurden 125 Fälle durch die Staatsanwaltschaften nicht angenommen.

Fälle werden nicht geahndet
Palmsonntag in Grünberg [Zielona Góra]: Einige Hundert Menschen folgen, wie jedes Jahr, dem Holzkreuz in einer Kreuzwegprozession. Sie starten an der „Kirche der Heiligen Mutter Gottes von Tschenstochau“, dem einst evangelischen Fachwerk-Bethaus von 1746. Ziel ist die ebenfalls früher evangelische Erlöserkirche, die heute katholisch ist. An der Spitze der Prozession gehen sechs Pfadfinder mit brennenden Fackeln. Warum sind es nur sechs? „Wir können niemanden zwingen, mitzugehen. Diejenigen, die gekommen sind, wollen damit ein Zeichen gegen den Hass der Religionsgegner setzen. Sie stehen für die Pfadfinderwerte, die sie geschworen haben“, so Malgorzata, Leiterin der Grünberger Pfadfindereinheit der Zehn- bis Dreizehnjährigen.

Die betende und singende Menge zieht an Geschäften und Gaststätten vorbei, aus denen laute Musik auf die Straße dröhnt. Einige Passanten fragen, was denn los sei. Ein Herr mittleren Alters antwortet: „Wer gläubig ist, der geht den Passionsweg Christi mit“. Angst oder Scham dürfe man dabei nicht haben, denn „ängstlich sollen diejenigen sein, die nicht glauben“, sagt er. Eine junge Frau, die zum zweiten Mal dabei ist, offenbart, dass sie zwar gläubig sei, aber bei der Kreuzwegprozession aus einem anderen Grund mitmache: „Ich schätze diese Gemeinschaft, in der wir uns formen“.

Mutige auf dem Passionsweg
Adam ist Student, er berichtet, wie erstaunt seine Kommilitonen waren, als sie erfuhren, er gehe den Grünberger Kreuzweg mit. „‚Erinnere dich', sagten sie zu mir, ,was die Kirche in Plock [Płock] am dort in der Kirche aufgebauten Jesusgrab schrieb: Gehörst du auch zu denen?'“.

2020 hatte man an einer Installation des Christusgrabes in einer Plocker Kirche Beispiele für Sünden aufgelistet, darunter: Verachtung, Hass, sexuelle Abweichung, Gender und LGBT. Das ging damals viral durch die Medien, es kam zu lautstarken Protesten, auf denen Transparente mit Maria in Regenbogenfarben und eine gekrönte Vagina getragen wurden.

„Sie glauben, je lauter sie sind, desto bunter oder angeblich offener kommen sie rüber. Aber Menschen wie mich grenzen sie aus“, sagt Adam. Er offenbart, dass er zu einer Gruppe gehört, die für den Schutz ungeborenen Lebens einsteht. Sie stehen auf Marktplätzen von Großstädten mit ihren Transparenten und beten. Oft würden sie angefeindet, aber meistens ignoriert, sagt er.


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