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Einst wurde die Strecke stillgelegt – nun soll es bald wieder per Bahn ins Isergebirge gehen
„Wir leben vom Kurort und dem Tourismus. Alle unsere Projekte sind auf unsere Kurgäste und die Touristen ausgerichtet. Wir retten unsere historischen Gebäude wie beispielsweise den Bahnhof, um es hier einerseits schön zu haben, aber auch, um damit Geld zu verdienen“, so der 45-jährige Bürgermeister des niederschlesischen Kurorts Bad Flinsberg [Swieradow Zdroj] im Isergebirge, Roland Marciniak.
Nun darf sich der Bürgermeister in der dritten Legislaturperiode auf eine gute Nachricht vom polnischen Ministerium für Infrastruktur freuen. Dieses gab dieser Tage grünes Licht dafür, dass die einst staatliche Bahngesellschaft PKP dem Marschallamt der Woiwodschaft Niederschlesien die Bahnlinie Greiffenberg [Gryfow Slaski]–Friedeberg [Mirsk]– Bad Flinsberg [Swieradow Zdroj] zu deren Reaktivierung zur Verfügung stellt. Am 15. Dezember 1995 war hier der Güterverkehr eingestellt worden, Personenzüge verkehrten noch bis zum 12. Februar 1996. Die formale Stillegung erfolgte im Jahr 2000.
Anfänge im Kaiserreich
Die Isergebirgsbahn war am 1. Februar 1908 als Friedeberg-Flinsberger Kleinbahn AG gegründet worden und nannte sich 1911 in Isergebirgsbahn AG um. Anteilseigener waren der preußische Staat, der Landkreis Löwenberg, die Kommunen Friedeberg am Queis und Bad Flinsberg sowie drei private Eigner.
Die Reaktivierung ist umso beachtlicher, als Polen kein traditionelles Eisenbahnland ist und die Trasse zudem in weiten Teilen bereits demontiert ist. „Für die Gäste unseres Kurortes bedeutet dies eine komfortable An- und Abreise. Für uns ist jeder Gast ohne Auto eine Entlastung der Umwelt. So wird der Kurort sauberer und leiser“, so Bürgermeister Marciniak. Es heißt zwar nicht, dass das Projekt gleich nächstes Jahr umgesetzt würde, aber zuversichtlich ist Marciniak trotzdem. Schließlich ist die Endstation bereits fertig. 2018 wurde nämlich das einstige Bahnhofsgebäude von Bad Flinsberg grundsaniert und zu einem Kulturzentrum umgewandelt. Im Bahnhof liegen sogar noch die Gleise. Und der Tradition des Hauses entsprechend ist die Kultur im Gebäude auch eine ganz besondere.
Trasse war weitgehend demontiert
Eine nicht nur Männerherzen höher schlagende Modelleisenbahnanlage wurde in einer Weise errichtet, die auch Geschichtsfreunde begeistert. Denn die 23 Quadratmeter große Anlage zeigt originalgetreue Abschnitte und Unterwegsstationen der Verbindung Greiffenberg– Friedeberg–Bad Flinsberg. Ein treibender Schöpfer dabei ist der in Görlitz lebende Piotr Heda, der auch dafür gesorgt hat, dass die Beschriftung hier wirklich zweisprachig ist. An den Wänden finden sich zudem historische Aufnahmen, die den Bahnbetrieb der Isergebirgsbahn zeigen. Im alten Güterschuppen ist nun Raum für Vorträge oder Ausstellungen zu Themen, die nicht mit der Bahn zu tun haben müssen.