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Agrigent präsentiert sich 2025 als italienische Kulturhauptstadt – Gefeiert wird mit einem großen Mandelblütenfest im März
Während Chemnitz in Deutschland und die slowenisch-italienische Doppelstadt Nova Gorica/Gorizia – (Neu-)Görz zur Zeit der Habsburger – als Europäische Kulturhauptstadt dieses Jahr ihr Bestes geben, trägt Agrigent an Siziliens Südwestküste den Titel der italienischen Kulturhauptstadt.
Der erste Eindruck der auf einem Hügel gelegenen 60.000-Einwohner-Stadt mit ihren hohen modernen Wohnbauten ist jedoch recht ernüchternd. Er verrät so gar nicht, dass Agrigent zu den ältesten Städten Siziliens gehört. Auf den zweiten Blick aber könnte das kulturelle Erbe kaum größer sein.
Agrigent war die letzte Gründung der großen Koloniestädte im antiken Sizilien und im 5. Jahrhundert v. Chr. neben Syrakus die zweitmächtigste Polis der Insel. Ihr archäologischer Schatz erstreckt sich zu Füßen der modernen Stadt. Wo sich ab dem Jahr 580 v. Chr. die griechische – und später römische – Stadt ausbreitete, liegt heute das Tal der Tempel mit seinen wie auf einer Perlenschnur aufgereihten antiken Heiligtümern. Die in einen Archäologischen Park eingehegte großartige Reihe dorischer Tempel ist als „eines der herausragendsten Denkmäler für die griechische Kunst und Kultur“ heute UNESCO-Weltkulturerbe.
Aber es gibt noch mehr zu sehen. Auf dem Weg in die Stadt liegt mitten im Gebiet der antiken Stadt das Archäologische Museum, dessen reiche Sammlung bis in die Zeit vor der griechischen Kolonisation zurückreicht. Höhepunkte sind die berühmte Vasen-Sammlung und der fast acht Meter hohe Telamon, der zusammen mit anderen das Gebälk des Zeustempels zwischen den Säulen stützte.
Die nackten Riesen sind so prägnant, dass sie sich in Agrigents Stadtwappen wiederfinden. Die mittelalterliche Kirche San Nicola gleich nebenan birgt drüber hinaus ein Hauptwerk der Römerzeit auf Sizilien: einen Sarkophag mit meisterlichen Reliefs zur tragischen Geschichte der Sagengestalt Phädra.
Allen Neubauten zum Trotz hat sich Agrigent um die Via Atenea sogar ein attraktives Stück Altstadt bewahrt. An ihrem höchsten Punkt thront die Kathedrale San Gerlando. Ihr wuchtiger Campanile aus dem 15. Jahrhundert blieb unvollendet. Die Kirche selbst wurde im 11. Jahrhundert errichtet und in buntem Stilmix bis ins 17. Jahrhundert vergrößert und umgebaut.
Etwa vier Kilometer von der Altstadt entfernt erblickte in einem Vorort der Schriftsteller Luigi Pirandello (1867–1936) das Licht der Welt. La Casa di Pirandello, sein Geburtshaus, ist heute Museum. Auf einem Plateau mit Blick aufs Meer gelegen, umgeben von Eichen und Olivenbäumen, kann man hier dem Genie und dem Geist des Nobelpreisträgers für Literatur nachspüren. Bis 1997 stand im Garten sogar noch die berühmte Kiefer, unter welcher Pirandello ruhte, nachdachte und schrieb – und seine Asche begraben ließ.
Bekanntestes Ereignis in Agrigent ist das Mandelblütenfest. Damit jedes Detail im Kulturhauptstadt-Jahr auch klappt, wurde 2024 eine Generalprobe durchgeführt. Das Fest vom 9. bis 16. März dieses Jahres steht im Zeichen von Musik und Tanz, von bunten Umzügen und internationaler Folklore. Weitere Veranstaltungen sollen dazu beitragen, die reiche Kulturgeschichte der Stadt noch stärker ins Rampenlicht zu rücken.